Factoring für Selbstständige: Liquidität sichern dank sofortiger Rechnungsbegleichung

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 13 März, 2024
Lesezeit Minuten.
Sie suchen eine Möglichkeit, die Liquidität ihres Unternehmens dauerhaft zu verbessern? Das kann unter bestimmten Voraussetzungen durch Factoring gelingen. Lesen Sie hier, wie diese Finanzierungsform funktioniert, welche Varianten es gibt und wann sich diese eignen. Sie erfahren auch, welche Vor- und Nachteile Sie gegeneinander abwägen müssen, wie der gesamte Prozess in der Praxis abläuft und wofür Kosten entstehen. Ergänzende Informationen finden Sie in den FAQ-Antworten.  

Schnellcheck Factoring – die wichtigsten Fragen auf einen Blick

Sie überlegen, ob sich Factoring als Baustein für Ihre Unternehmensfinanzierung eignet? Folgende FAQ-Antworten können Ihnen Hinweise darauf geben:

  • Wie funktioniert Factoring?
    Dabei verkauft ein Unternehmen laufend Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an einen auf Factoring spezialisierten Finanzdienstleister, hauptsächlich um die eigene Liquidität zu verbessern und das Zahlungsausfallrisiko abzugeben.
  • Was macht eine Factoring-Firma genau?
    Sie kauft gegen Gebühr laufend Forderungen aus dem Bestand ihrer Kunden, bezahlt sie sofort, kümmert sich um das Forderungsmanagement und trägt dabei das Ausfallrisiko
  • Für welche Unternehmen lohnt sich Factoring?
    Es lohnt sich vor allem für Unternehmen mit regelmäßig hohem Forderungsbestand und Liquiditätsbedarf sowie für Wachstumsunternehmen.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, wie der Forderungsverkauf genau funktioniert und welche Bedeutung er in der Praxis hat.

Factoring für Unternehmen – einfach erklärt

Factoring ist ein Finanzierungsinstrument, mit dem Unternehmen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen kurzfristig in liquide Mittel umwandeln können, indem sie diese an einen Factor verkaufen. Das ist eine auf diese Art von Finanzdienstleistung spezialisierte Firma, welche nach dem Ankauf einer Forderung sofort zahlt und zusätzlich das Kreditausfallrisiko (Delkredererisiko) sowie in dem meisten Fällen das Debitoren- und Forderungsmanagement inklusive Mahn- und Inkassowesen übernimmt.

Beim Factoring werden Forderungen nicht einmalig, sondern laufend gegen Gebühr aufgekauft. Dem liegt ein Factoringvertrag zugrunde, der die individuellen Konditionen regelt und rechtlich gesehen als Kaufvertrag gilt. Deshalb werden die Forderungen in der Bilanz des verkaufenden Unternehmens nicht mehr als solche bilanziert, was die Bilanzstruktur beeinflusst. Das Factoring gilt als erlaubnispflichtige Finanzdienstleistung. Das folgende Beispiel veranschaulicht dieses Verfahren.

Factoring an einem Beispiel erklärt

Zwischen einem produzierenden Unternehmen und einem Factoringanbieter besteht ein Factoringvertrag. Das Unternehmen (Kreditor) liefert an einen Kunden (Debitor) Produkte im Wert von 5.000 € und stellt diesem darüber eine Rechnung mit einem Zahlungsziel von 90 Tagen. Als Konto für die Überweisung wird das des Factors angegeben. Der Kreditor übermittelt dem Factor die Rechnungsdaten und erhält von diesem innerhalb von 48 Stunden 5.000 € überwiesen.

Angenommen, es wurde ein Sicherheitseinbehalt von 10 % vereinbart, erhält er zunächst nur 4.500 € und sobald der Debitor an den Factor gezahlt hat oder spätestens nach Ablauf einer vereinbarten Frist die restlichen 500 €. Zahlt der Kunde nicht und die Forderung muss abgeschrieben werden, ist das ein Verlust für den Factor. Mit den vorfällig erhaltenen liquiden Mitteln kann der Kreditor beispielsweise seine laufenden Ausgaben zahlen, Material bzw. Betriebsmittel beschaffen oder schneller investieren.

Die Funktionen des Factorings

Der Forderungsverkauf erfüllt grundsätzlich 3 Funktionen: die Finanzierungsfunktion, die Delkrederefunktion und die Dienstleistungsfunktion, wobei bei bestimmten Formen des Factorings einzelne Funktionen auch ausgeschlossen werden:

  • Die Finanzierungsfunktion ergibt sich daraus, dass die Rechnungsbeträge noch vor Ablauf Ihrer Fälligkeit an das Unternehmen gezahlt werden, was die Liquidität erhöht bzw. einen Liquiditätsengpass vermeidet.
  • Die Delkrederefunktion umfasst die hundertprozentige Übernahme des Risikos von Forderungsausfällen durch den Factor.
  • Die Dienstleistungsfunktion beinhaltet das Mahn- und Inkassowesen sowie die damit in Verbindung stehende Debitorenbuchhaltung und ggf. weitere Beratungsleistungen.

Factoring in der Praxis

Factoring hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Im Jahr 2021 gab es in Deutschland gemäß den Angaben des Deutschen Factoring Verbandes 175 Factoringanbieter und etwa 80.000 Unternehmen, die entsprechende Leistungen genutzt haben.

Grundsätzlich eignet sich der Forderungsverkauf für fast alle Branchen, Unternehmensgrößen und Geschäftsmodelle. Voraussetzung ist jeweils, dass die Unternehmen regelmäßig Leistungen erbringen und ihren Kunden in Rechnung stellen. Besonders häufig wird diese Art der Finanzierung in den Branchen Handel, Metallverarbeitung, Nahrungsmittelindustrie und Maschinenbau genutzt. Dabei haben sich die meisten Factoring-Firmen auf bestimmte Unternehmen spezialisiert und schließen andere explizit aus. Letztendlich ist immer für den Einzelfall zu prüfen, ob Factoring unter den gegebenen Voraussetzungen eine sinnvolle Lösung im Rahmen des Liquiditätsmanagements ist.

Bis vor einigen Jahren war die Möglichkeit des Factorings nur für B2B-Unternehmen relevant, mittlerweile gibt es sie auch für den B2C-Bereich. Im Jahr 2021 konnte das B2C-Factoring in Deutschland einen Zuwachs von fast 18 % verzeichnen, was zu einem Gesamtumsatz in diesem Bereich von 8,5 Milliarden Euro führte und auch auf die Corona-Pandemie sowie die damit verbundene Zunahme der Online-Käufe zurückzuführen ist. B2C-Factoring ermöglichen jedoch nur bestimmte Anbieter.

Factoring auf dem Vormarsch

Customers served! 0 % Customers served!
des deutschen BIP im Jahr 2022 durch Factoring erziehlt

Arten von Factoring und ihre Unterschiede

Es gibt verschiedene Arten des Factorings, die sich im Funktionsumfang unterscheiden. So können Konditionen vereinbart werden, die zur individuellen Situation des Unternehmens passen. Lernen Sie im Folgenden die verschiedenen Möglichkeiten kennen:

  • Full-Service-Factoring
    Das ist die klassische und am meisten verbreitete Form des Factorings. Sie erfüllt alle 3 Grundfunktionen: die Finanzierung durch liquide Mittel, die Übernahme des Delkredererisikos und das Debitorenmanagement inklusive Mahn- und Inkassowesen.
  • Inhouse-Factoring
    Dabei erledigt der Kreditor die Debitorenbuchhaltung und das Mahnwesen treuhänderisch für den Factoring-Anbieter. Nur für Fälle, bei denen das außergerichtliche Mahnverfahren bereits abgeschlossen wurde, übernimmt der Factor selbst den Forderungseinzug. Die anderen beiden Factoring-Funktionen bleiben unberührt. Diese Form nennt man auch Bulk- oder Eigenservice-Factoring.
  • Ausschnittsfactoring
    Es heißt auch Auswahl- oder selektives Factoring, da nur Forderungen bestimmter Kunden oder Kundengruppen des Kreditors verkauft werden. Mitunter schließt das Factoring-Unternehmen selbst Forderungen bestimmter Kunden aus, z. B. wegen unzureichender Bonität oder zu hohem Risiko.
  • Fälligkeitsfactoring
    In diesem Fall nutzt das Unternehmen die Delkredere- und Dienstleistungsfunktion, verzichtet aber auf die Finanzierungsfunktion. Die Beträge für erstellte Rechnungen werden nicht vorfällig an das Unternehmen überwiesen, sondern erst nach der Zahlung durch den Kunden. Diese Methode ist für Unternehmen interessant, die keine Liquiditätsprobleme haben, sich jedoch gegen Zahlungsausfälle absichern und die Serviceleistungen nutzen möchten.
  • Offenes Factoring
    Dieses heißt auch Notification Factoring. Der Debitor, also der Kunde des Unternehmens, wird durch einen Abtretungsvermerk auf der Rechnung darüber informiert, dass die Zahlungen direkt an den Factor zu leisten sind.
  • Halboffenes Factoring
    Es erfolgt keine direkte Information des Debitors über die Abtretung. Ihm wird aber für die Zahlung ein Konto des Factoringanbieters genannt.
  • Stilles Factoring
    Der Debitor wird nicht über den Forderungsverkauf informiert und überweist auch weiterhin auf das Konto des Kreditors, der die Zahlungen an den Factor weiterleitet. Das Mahnwesen wird vom Factor auf den Firmen-Briefbögen des Kreditors durchgeführt.
  • Echtes Factoring
    Typisch dafür ist, dass der Factor das Delkredererisiko übernimmt. Das ist der Regelfall in Deutschland. Unabhängig davon ist der Kreditor jedoch bei allen Factoring-Arten dafür verantwortlich, dass seine Forderungen Rechtsbestand haben. Das bedeutet, er trägt das Veritätsrisiko.
  • Unechtes Factoring
    Hierbei trägt das Factoringunternehmen das Delkredererisiko nicht, sondern es bleibt beim Kreditor. Der Forderungsverkauf erfüllt in diesem Fall nur die Finanzierungs- und Dienstleistungsfunktion. Es wird häufig als stilles Factoring vereinbart und hat eher den Charakter eines Darlehens.
  • Exportfactoring
    Wenn ein Unternehmen ins Ausland exportiert, kann es die daraus entstehenden Forderungen verkaufen, und zwar an einen Factor im Inland. Dieser hat entweder eigene Niederlassungen im Ausland oder verkauft die Forderungen an einen Factor im Land des Debitors weiter. Der Anlass für das Exportfactoring ist meist, dass in anderen Ländern andere Vertragsbedingungen und mitunter auch längere Zahlungsziele üblich sind, und das Factoring-Unternehmen im Ausland auf Erfahrungswerte zurückgreift.
  • Importfactoring
    Bei diesem wendet sich der Exporteur direkt an einen Factor im Land seines Kunden. Das ist nur bei sehr guten Kenntnissen des ausländischen Rechts empfehlenswert.
  • Reverse Factoring
    Dabei beauftragt nicht der Kreditor, sondern der Debitor einen Factor. Dieser soll den Kreditor bei Fälligkeit der Forderung bezahlen und der Debitor zahlt erst später an den Factor. Sein Zahlungsziel wird somit verlängert.

Analysieren Sie, was Ihnen beim Forderungsverkauf am wichtigsten ist, bevor Sie sich für eine bestimmte Variante entscheiden. Geht es Ihnen vor allem um die Abtretung des Delkredererisikos oder steht die schnelle Liquidität im Mittelpunkt? Benötigen Sie umfangreiche Serviceleistungen oder möchten Sie diese Aufgaben lieber selbst erledigen?

Forderungsverkauf – Vor- und Nachteile

Es lässt sich nicht pauschal beantworten, ob beim Factoring für ein Unternehmen die Vorteile überwiegen, da es immer auf die konkrete Situation ankommt. Beschäftigen Sie sich deshalb mit den in der folgenden Tabelle vorgestellten Vor- und Nachteilen und wägen Sie ab, welche in ihrem Fall am stärksten ins Gewicht fallen.

Vorteile
  • Schutz vor Zahlungsausfällen (Übertragung des Delkredererisikos)
  • durch höhere Liquidität bessere Chancen auf günstigere Beschaffungsmöglichkeiten (Rabatte, Skonti)
  • höhere Eigenkapitalquote aufgrund geringerer Notwendigkeit, Kredite für kurzfristige Finanzierungen aufzunehmen, dadurch besseres Rating und höhere Chancen auf günstiges Fremdkapital für Investitionen
  • besseres Rating auch durch weniger offene Forderungen
  • mehr Sicherheit in der Finanzplanung
  • längere Zahlungsziele für Kunden möglich (Kundenbindung)
  • ggf. weniger Personalkosten durch Entlastung beim Debitorenmanagement
Nachteile
  • Kosten in Form von Zinsen und Gebühren
  • meist vertragliche Bindung für eine Mindestlaufzeit von 1 bis 2 Jahren
  • Kunden mit schlechter Bonität i. d. R. ausgeschlossen
  • nicht für alle Geschäftsmodelle geeignet (nicht bei vergleichsweise wenigen Rechnungen mit jeweils sehr hohen Beträgen und langen Forderungslaufzeiten)
  • eventuell falsche, nachteilige Interpretation des Abtretungsvermerks auf der Rechnung durch Kunden, die das Prinzip Factoring nicht kennen

Besonders interessant ist der Forderungsverkauf für Unternehmen mit einem regelmäßig großen Bestand an kurz- bis mittelfristigen Forderungen. Auch hohe laufende Ausgaben, etwa bei vielen Mitarbeitern in Form von Löhnen und Sozialabgaben, sprechen dafür. Nicht zuletzt profitieren Wachstumsunternehmen von der höheren Liquidität, da sie schneller investieren können.

Umsetzung in der Praxis: Factoring in 8 Schritten

Sie haben sich für den Forderungsverkauf entschieden? Dann folgen Sie den hier vorgestellten Schritten, um diese Finanzierungsform in Ihrem Unternehmen zu etablieren:

Umsetzung in der Praxis - Factoring in 8 Schritten
  1. Anbieter vergleichen
    Die meisten Factoring-Firmen haben sich auf bestimmte Branchen oder Unternehmensgrößen spezialisiert. Recherchieren können Sie beispielsweise über die Mitgliederlisten der beiden Fachverbände. Das sind der Deutsche Factoring-Verband e. V. und der Bundesverband Factoring für den Mittelstand e. V.. Vergleichen Sie die Preise und Konditionen geeigneter Anbieter.
  2. Erstgespräch
    Wenn Sie einen oder mehrere Factoring-Unternehmen herausgefiltert haben, vereinbaren Sie jeweils einen Termin für ein Erstgespräch. Bei diesem persönlichen Treffen stellen Sie Ihr Unternehmen vor und besprechen, inwiefern sich der Forderungsverkauf für Sie eignet und welche Möglichkeiten der Factor bieten kann.
  3. Vorschlag einer individuellen Lösung
    Wenn Sie Interesse an einer Zusammenarbeit signalisieren, wird Ihnen der Factor eine individuelle Lösung inklusive konkreter Vorschläge für vertragliche Vereinbarungen erarbeiten. Dazu können ein Limit für die maximale und/oder minimale Höhe der Forderungen, die Mindestlaufzeit des Vertrags, die Kosten, ein eventueller Sicherheitseinbehalt und noch weitere Details gehören. Rechnen Sie damit, dass die Bearbeitung 1 bis 4 Wochen dauert.
  4. Factoringvertrag abschließen
    Wenn Sie mit dem Angebot einverstanden sind oder sich auf Änderungen geeinigt haben, schließen Sie den Vertrag ab.
  5. Kunden informieren
    Sofern es sich nicht um stilles Factoring handelt, informieren Sie Ihre Kunden, erklären Sie den Forderungsverkauf und teilen Sie die neue Kontoverbindung mit.
  6. Eine Forderung entsteht
    Sobald Sie Waren geliefert oder Dienstleistungen erbracht haben, stellen Sie Ihrem Kunden eine Rechnung, sodass eine Forderung entsteht. Übermitteln Sie die Rechnungsdaten an den Factor.
  7. Auszahlung
    Das Geld wird Ihnen meist innerhalb von 24 bis 48 Stunden überwiesen oder Sie können es online abrufen. Falls ein Sicherheitseinbehalt (bis 20 %) vereinbart wurde, erhalten Sie noch nicht den gesamten Betrag.
  8. Ggf. Auszahlung des Einbehalts
    Den restlichen Betrag bekommen Sie, wenn die Rechnung durch den Debitor bezahlt wurde bzw. nach einer vereinbarten Frist, falls dieser nicht zahlt.

Beim Vergleich der Anbieter und bei der Aushandlung der Vertragsdetails spielen die Kosten eine besonders wichtige Rolle. Erfahren Sie im nächsten Abschnitt mehr darüber.

Kosten für das Factoring

Wie hoch die Kosten für den Forderungsverkauf sind, lässt sich nicht pauschal sagen, da mehrere Bedingungen Einfluss darauf haben. Im Wesentlichen setzen sie sich aus den Zinsen, der Factoringgebühr und mitunter den Gebühren für die Bonitätsprüfung der Kunden zusammen. Einige Anbieter verlangen zusätzlich eine einmalige Startgebühr. Die Höhe der Gesamtkosten hängt von den individuellen Gegebenheiten ab, z. B. dem Umfang der in Anspruch genommenen Leistungen, dem Umsatz, der Branche, der durchschnittlichen Forderungslaufzeit oder der Anzahl an Rechnungen. Abgesehen von der einmaligen Startgebühr zahlen Sie die Kosten i. d. R. monatlich. Das kennzeichnet die einzelnen Bestandteile

  • Zinsen
    Die Zinsen fallen für die vorfällig zur Verfügung gestellte Liquidität an. Der Zinssatz entspricht ungefähr dem für kurzfristige Firmenkredite und hängt u. a. von der allgemeinen Zinsentwicklung, dem Umfang der angekauften Forderungen, den Forderungslaufzeiten sowie der Anzahl, Struktur und Bonität der Debitoren ab.
  • Factoringgebühr
    Die Factoringgebühr entsteht für die Übernahme des Delkredererisikos und die vereinbarten Serviceleistungen im Rahmen des Debitorenmanagements. Je nach Anbieter und individuellen Gegebenheiten liegt sie meist zwischen 0,1 und 3 % vom Umsatz. Einfluss darauf haben u. a. die durchschnittlichen Anzahlen der Debitoren und Rechnungen.
  • Pauschale für Bonitätsprüfung
    Die Bonität eines Debitors wird vom Factor vor der erstmaligen Übernahme einer Forderung gegen diesen sowie später in regelmäßigen Abständen geprüft. Nicht jeder Factoringanbieter berechnet dafür eine separate Gebühr.
  • Startgebühr
    Falls eine Startgebühr anfällt, dann als einmalig zu zahlender Betrag, der mehrere Tausend Euro umfassen kann.

Beachten Sie, dass auch Mindest-Factoringgebühren vereinbart werden können, z. B. pro Jahr. Das ist aber nicht bei jedem Anbieter der Fall.

Beispielrechnung: Kosten für das Factoring

Das folgende Beispiel zeigt Ihnen, wie sich die Kosten zusammensetzen können:

GEGEBENE WERTE
BERECHNETE WERTE
Factoringumsatz p. a.
4.500.000 €
durchschnittliches Zahlungsziel
60 Tage
durchschnittlicher Außenstand p. a.
750.000 €
Factoringgebühr p. a.
0,4 %
18.000 €
Debitorenprüfkosten p. a.
0,1 %
4.500 €
Zins p. a.
2,5 %
18.750 €
laufende Kosten p. a.
41.250 €
laufende Kosten pro Monat
3.437,50 €
Kosten in % vom Umsatz
0,92 %
Startgebühr (einmalig)
500 €

Erläuterungen zur Berechnung:

  • Durchschnittlicher Außenstands p. a. = Factoringumsatz p. a. / 360 * durchschnittliches Zahlungsziel
  • Berechnung der Factoringgebühr und der Debitorenprüfkosten: Prozentwert vom Factoringumsatz p.a.
  • Berechnung der Zinsen: Prozentwert vom durchschnittlichen Außenstand p. a.
  • Laufende Kosten = Factoringgebühr + Debitorenprüfkosten + Zins

Für die Beantwortung der Frage, ob Sie Forderungen verkaufen sollten, stellen Sie den Kosten des Factorings den erwarteten Nutzen gegenüber. Bedenken Sie, dass Sie keine Zahlungsausfälle befürchten müssen. Da Ihre Liquidität besser ist, brauchen Sie keine oder weniger Kredite für kurzfristige Finanzierungen aufzunehmen, wofür ebenfalls Zinsen anfallen würden. Falls doch zusätzliche Fremdfinanzierungen notwendig sind, z. B. für Investitionen, erhalten Sie diese aufgrund der besseren Bonität einfacher und günstiger. Weiterhin haben Sie aufgrund der höheren Liquidität einen größeren Handlungsspielraum bei der Beschaffung und können z. B. durch Rabatte oder Skonti günstigere Möglichkeiten nutzen. Eventuell sparen Sie durch die Übernahme der Debitorenbuchhaltung und des Forderungsmanagements auch Personalkosten.

FAQ rund um das Factoring

Sie haben noch Fragen zum Forderungsverkauf? Hier erfahren Sie weitere Details:

1. Wie schnell erhalte ich beim Factoring mein Geld?

2. Schreibe ich die Rechnungen beim Factoring selbst?

3. Müssen meine Kunden dem Factoring zustimmen?

4. Was ist der Unterschied zwischen Factoring und Inkasso?

5. Was denken Kunden über Factoring?

6. Wie erkenne ich seriöse Factoringanbieter?

7. Wie finde ich den richtigen Factoringanbieter?

8. Wozu dient der Sicherheitseinbehalt?

9. Eignet sich Factoring für langfristige Forderungen?

10. Welche Alternativen zum Factoring gibt es?

Weitere Fragen beantwortet Ihnen auch das von Ihnen ausgewählte Factoring-Unternehmen, an das Sie die Forderungen verkaufen möchten. Ein seriöser Anbieter nimmt sich ausreichend Zeit für Ihr Anliegen.

Fazit: Factoring als Alternative zum Kredit

Wenn Ihre liquiden Mittel knapp sind, der Forderungsbestand jedoch tendenziell hoch, kann Factoring eine günstige Alternative zum Bankkredit sein. Ein weiterer wichtiger Vorteil dieses Instrumentes besteht darin, dass Sie durch den Verkauf das Ausfallrisiko abgeben und somit verlässlicher planen können. Bewerten Sie jedoch individuell, ob sich die Kosten für diese Finanzierungsform für Ihre Firma lohnen.


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Jetzt mit Roul Radeke, dem Autor dieses Beitrags vernetzen:

Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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