Mit Guzz können sich Menschen über Video-Chats in praktischen Dingen unterstützen.

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 30 Januar, 2024
Lesezeit Minuten.
Guzz ist ein soziales Netzwerk, in dem sich Menschen über Video-Chats in praktischen Dingen unterstützen. Der Grundgedanke folgt dem Prinzip der Sharing Economy. So kann jeder zum Guzz-Guru für das eigene Thema werden.  

Wie funktioniert Guzz?

Guzz ist ein soziales Netzwerk, in dem sich Menschen über Video-Chats in praktischen Dingen unterstützen. Es funktioniert ähnlich wie Skype, kombiniert mit einer Match-Making-Community, die Ratsuchende und „Guzz-Gurus“ zusammenbringt. Außerdem nutzt Guzz die Möglichkeiten mobiler Devices konsequent aus, um neue Anwendungsszenarien für Live-Hilfe zu erschließen.

Guzz ist für alle Situationen gedacht, in denen man einen „echten Menschen“ benötigt, um ein Problem zu lösen, eine Entscheidung zu treffen oder eine Fertigkeit zu erlernen. Beispielsweise: beim Reparieren eines Fahrrads, bei der Entscheidung über einen Hauskauf, beim Erlernen eines Instruments – oder sogar beim Beschnitt eines Baums in Eurem Garten. Also immer dann, wenn YouTube und Foren nicht mehr weiterhelfen können.

Das Geschäftsmodell auf basiert dem Prinzip der Sharing Economy, d.h. jeder kann zum Guzz-Guru für das eigene Thema werden. Derzeit ist die Plattform komplett kostenlos. Später einmal werden die Gurus wählen können, ob sie ihre Leistungen kostenpflichtig anbieten möchten. In diesem Fall erhält Guzz dann eine Provision.

Was ist Dein wichtigster Tipp für Jungunternehmer, die gerade selbst gegründet haben?

Nicht unterkriegen lassen. Die Welt ist voll von Leuten, die einem gerne einmal erklären, warum dieses und jenes nicht funktionieren kann. Bleibt optimistisch und am Ball, dann klappt das schon.

Was waren Deine Top 3 Learnings?

  1. Man bekommt in fünf Monaten eine Menge hin, wenn man sich voll und ganz darauf konzentrieren kann.
  2. Investoren und Accelerator-Programme interessieren sich in erster Linie für Traction. Solange man diese noch nicht vorweisen kann, braucht man nicht auf sie zuzugehen.
  3. Facebook-Marketing ist eine spannende Sache, bei der man eine ganze Menge lernen kann.

Wer ist Deine Zielgruppe und wie erreichst Du sie?

Zielgruppe ist grundsätzlich jeder, der ein Smartphone besitzt und Unterstützung in praktischen Fragen benötigt. Guzz adressiert klar den Massenmarkt.

Erreicht wird die Zielgruppe einerseits über existierende soziale Netzwerke, z. B. über Facebook-Ads und Postings in Facebook-Gruppen. Auch wenn Guzz grundsätzlich sehr breit aufgestellt ist, konzentrieren wir uns dabei am Anfang auf „Fokuszielgruppen“. Hierzu gehören beispielsweise Heimwerker und Musiker. Diese Zielgruppen sprechen wir auch im „Real Life“ an, beispielsweise über Aufsteller in Baumärkten und Musikläden.

Mit Guzz können sich Menschen über Video-Chats in praktischen Dingen unterstützen_TB

Der Guzz Gründer Tom Brückner

Wie löst Du das „Henne-Ei-Problem“?

Das ist sicherlich die größte Herausforderung jedes Share-Economy-Modells. Man braucht zwei Seiten, um das Konzept zum Erfolg zu bringen. In unserem Falle sind das die Ratsuchenden und die „Guzz-Gurus“. Wir waren ursprünglich davon ausgegangen, dass es – ähnlich wie in Foren – deutlich schwieriger sein würde, hilfsbereite Menschen zu finden, die ihr Wissen und ihre Fertigkeiten als Gurus teilen möchten. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: in den ersten Monaten seit Go Live haben sich bereits über hundert Gurus registriert, und täglich werden es mehr. Wir verlagern daher unsere Marketingaktivitäten vor allem auf die Nachfrageseite und holen die Nutzer dort ab, wo sie bereits heute nach Rat suchen.

Wie ist die Idee zu Guzz entstanden?

Aus einer persönlichen Problemsituation heraus. An einem Wochenende letzten Jahres gab unsere Waschmaschine ihren Geist auf, und ich suchte vergeblich auf YouTube und an anderen Stellen nach einer Reparaturanleitung, die wenigstens halbwegs zu meinem Modell passt. Nicht fündig geworden, habe ich prompt die falsche Pumpe bestellt – und mich tierisch geärgert. Warum gibt es eigentlich keine App, über die man in solchen Situationen einen Heimwerker kontaktieren kann, der „mal eben kurz draufschaut“? Schnell wurde klar, dass sich dieses Grundprinzip auch auf viele anderen Lebensfragen übertragen lässt.

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Was ist das Besondere an Guzz?

Funktional betrachtet, ist es die Kombination aus Video-Chat, Match-Making-Community und (später) einem Abrechnungssystem, über das Gurus ihre Leistungen auch kostenpflichtig anbieten können. Viel entscheidender ist aber aus konzeptioneller Perspektive, dass Guzz konsequent auf Sharing Economy und Crowdsourcing setzt. Wir möchten eben kein „Expertenportal“ sein, bei dem es eine scharfe Trennung zwischen „allwissenden“ Experten auf der einen Seite und Anfragenden auf der anderen Seite gibt.

Wir glauben an ein Modell, in dem grundsätzlich jeder mal auf der einen und mal auf der anderen Seite stehen kann, also von der Nutzerrolle in die Anbieterrolle wechselt, ähnlich wie das bei YouTube der Fall ist. Nur eben mit dem Unterschied, dass Guzz live stattfindet. Das bedeutet nicht, dass die Qualität der Unterstützung schlechter sein muss. Wenn ich zu einem Thema Hilfe benötige, kann ich ja trotzdem in einem anderen Thema über hohes Knowhow verfügen. Die Qualität wird über Bewertungen, Feedbacks usw. sichergestellt, analog zu anderen Sharing-Economy-Plattformen wie Airbnb. Ob die Unterstützung durch einen Guru kostenfrei oder kostenpflichtig ist, hängt ganz vom Thema und von der Motivation des Gurus ab, wir geben das nicht vor. Am Ende werden die Nutzer entscheiden, in welchen Bereichen welches Modell am meisten Sinn ergibt.

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Der Grundgedanke folgt dem Sharing Economy Prinzip - jeder kann zum Guzz-Guru für das eigene Thema werden

Hast Du von Anfang an Geld verdient oder gab es auch richtige Durststrecken?

Wenn man es so betrachtet, ist das ganze Projekt bislang eine „Durststrecke“, da ich die Entwicklung der Plattform aus eigener Tasche vorfinanziert habe und noch kein Geschäftsmodell implementiert ist. Wichtiger war mir in den ersten Monaten, erst einmal das Interesse im Markt zu testen und Traktion zu erzeugen. Ein klassisches Startup eben 🙂

Hast Du Dich sofort Vollzeit selbstständig gemacht?

Ja, ganz bewusst. Ich hatte Ende der 90er schon einmal gemeinsam mit anderen Studenten ein Startup gegründet. Heute würde man sagen, dass wir ein Social Network entwickelt haben, in einer Zeit, in der es diesen Begriff noch nicht gab (Facebook kam erst 2004 raus). Damals waren wir alle noch an der Uni beschäftigt, und das war nichts Halbes und nichts Ganzes. Deshalb war mir klar: wenn ich noch einmal ein Startup wage, dann mit voller Konzentration.

Wie sieht aktuell Deine Arbeitswoche aus?

In der Regel bunt – und aus sieben Tagen bestehend. Was mir aber nichts ausmacht, da ich für die Idee brenne und selbst mein eigener „Antreiber“ bin. Da ich als Einzelgründer unterwegs bin, decke ich derzeit von Entwicklung über Marketing, PR und Investorensuche alles ab, was benötigt wird. Mein Plan ist aber, das Gründerteam zu erweitern, da ich nie ein Einzelkämpfer war und es auch nicht bleiben möchte.

Wo siehst Du Dich und Guzz in 5 Jahren?

Als zentrale Plattform für „Live-Support“ in allen praktischen Lebenslagen.

Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Dir und Guzz zu hören!


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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