Smarte Marktplatz-App für Unternehmen und Flüchtlinge: HiMate! startet ins Crowdfunding

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 30 Januar, 2024
Lesezeit Minuten.
Die Flüchtlingsplattform HiMate! ist ins Crowdfunding gestartet. Thomas Noppen, Mitgründer und Geschäftsführer des Projekts erzählt uns, wie es vor einem Jahr zu der Idee kam, was bis heute die größten Herausforderungen waren und wo die Reise mit HiMate! hingehen soll.  

Thomas, was waren Deine 3 größten Herausforderungen in der Startphase?

Unsere Größte Herausforderung bestand darin, unser Angebot unter Flüchtlingen zu verbreiten. Wir stellten schnell fest, dass es nicht reicht, eine tolle App zu bauen, die dann auf den Markt zu werfen und dann zu erwarten, dass sie genutzt wird. Stattdessen mussten wir zunächst Vertrauen aufbauen, was einerseits über viel persönlichen Kontakt lief und andererseits über die richtige Auswahl von Angeboten. Gerade der persönliche Kontakt kostete uns mehr Zeit als geplant, war aber für unseren Erfolg Voraussetzung. Mit der Zeit lernten wir darüber auch, welche Angebote besonders gefragt sind. Deshalb konzentrieren wir uns seit einigen Monaten voll auf die Vermittlung von Ticketangeboten.

Eine weitere Herausforderung war und ist die Organisation eines so großen Teams an Ehrenamtlern. Alle sind gern dabei, haben aber eigene Jobs und opfern oft ihre Freizeit für die Sache. Dafür braucht es Motivation und Wertschätzung. Es ist daher wichtig, für jeden ein Thema zu finden, mit dem er sich identifizieren kann und zu zeigen, wie genau jede kleine Aufgabe das große Ganze voranbringt. Für mich als noch jungen Gründer eine sehr spannende Herausforderung.

Die wohl größte Herausforderung als Social Entrepreneur: Wie kann ich meinen Impact messen? Also wie zeige ich, dass das, was wir tun, auch wirklich Dinge verändert und wo genau verändert es Dinge? Das auch in Zahlen auszudrücken ist nicht ganz trivial, aber absolut notwendig, um sinnvolle unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Denn wir wollen am Ende des Tages unsere Zeit nicht für Dinge investieren, die nicht funktionieren. Natürlich muss man hier auch Annahmen treffen. Regelmäßige Feedback-Interviews mit unseren Nutzern helfen uns aber schon sehr gut dabei, den Fokus nicht zu verlieren und in die richtige Richtung zu arbeiten.

Wer ist Deine Zielgruppe und wie erreichst Du sie?

Als Marktplatz-App hat HiMate! zwei Zielgruppen: Unternehmen und Organisationen auf der einen Seite und Flüchtlinge auf der anderen. Unternehmen erreichen wir, indem wir sie ganz klassisch per E-Mail und Telefon kontaktieren und ihnen anbieten, bei uns mitzumachen. Unser Fokus liegt derzeit noch ausschließlich auf Unternehmen aus Berlin. Flüchtlinge erreichen wir auf verschiedenen Kanälen: Soziale Medien sind ein wichtiger Kanal, während etwa E-Mails unter Geflüchteten kaum eine Rolle spielen. Wir stecken also viel Zeit in unseren Facebook-Auftritt und die Kommunikation über Whatsapp-Gruppen. Vor allem aber ist persönlicher Kontakt entscheidend, denn wir müssen bei unseren Usern erst Vertrauen aufbauen. Dafür besuchen wir mehrmals wöchentlich Unterkünfte, treffen uns mit begleiteten Gruppen Geflüchteter bei unseren Veranstaltungen und organisieren eigene Events.

HiMate

Das HiMate! Team, himate.org

Wie ist die Idee zu HiMate! entstanden?

Die Vermittlung von Sachspenden und Hilfe an Flüchtlinge läuft nicht ideal. Das stellten wir selbst vor etwas mehr als einem Jahr fest. Beim Besuch eines Flüchtlingsheims fiel uns auf, dass es weder konkrete Ansprechpartner gab, an die wir uns wenden konnten, wenn wir helfen wollten, noch die Möglichkeit, mit Flüchtlingen in Kontakt zu kommen, geschweige denn zu reden. Wir sahen, dass es vielen Unternehmen genauso ging. Sie wollten helfen, hatten aber keine Zeit, sich um die ganze Organisation zu kümmern. Das Resultat: Ganz viel Hilfsbereitschaft seitens Unternehmen auf der einen Seite und Flüchtlinge, die davon nichts mitbekommen, auf der anderen. HiMate! löst dieses Problem, indem es beide Seiten zusammenbringt. Über unseren Marktplatz spenden Unternehmen ganz unkompliziert per Gutschein. Flüchtlinge reservieren diesen dann und lösen ihn vor Ort ein. Wir lösen also sowohl ein Allokationsproblem als auch ein Kontaktproblem.

Wie finanziert Ihr Euch und wie habt Ihr es in der Zukunft vor?

Unser Projekt wird bis heute größtenteils ehrenamtlich getragen. Anfang 2015 konnten wir uns im Rahmen eines kleinen Crowd-fundings über die Organisation „Entrepreneur’s Pledge“ ein kleine Anschubfinanzierung sichern. Seitdem arbeite ich Vollzeit für das Projekt. Alle anderen meiner insgesamt fast 30 Mitstreiter arbeiten ehrenamtlich! Über unser kürzlich gestartetes Crowdfunding möchten wir nun genug Geld einsammeln, um weitere Leute einzustellen, für unsere Operations und die Weiterentwicklung unserer App: startnext.com/himate

Langfristig wollen wir die Plattform über Werbeanzeigen und Vermittlungsgebühren finanzieren. Derzeit steht bei uns aber zunächst das Wachstum im Vordergrund. In Deutschland leben etwas mehr als 1 Million Flüchtlinge. In Berlin sind es über 50.000. Erst wenn wir es schaffen, genug Menschen mit unserem Angebot zu erreichen, bieten wir Unternehmen auch einen Mehrwert durch Reichweite und Sichtbarkeit.

Wo siehst Du Dich und HiMate! in 5 Jahren?

HiMate! will deutschlandweit die Integration von Menschen in die Gesellschaft voranbringen. Wir sind in Berlin mit Flüchtlingen als Zielgruppe gestartet und wollen das nun schrittweise auf weitere Städte ausweiten. Was uns mit Geflüchteten gelingt, kann aber noch viel mehr Menschen helfen. Wir wollen also langfristig auch weitere Gruppen Hilfsbedürftiger einbeziehen. So wollen wir zum zentralen Tool werden, das die Durchlässigkeit sozialer Schichten verbessert. In 5 Jahren soll also kein Unternehmen, das einen Flüchtling sucht oder sich engagieren will, noch lange nachdenken müssen, wie das gehen könnte. HiMate! soll dann zentrale Anlaufstelle in Deutschland sein.

Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Euch und HiMate! zu hören!


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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