Welchen Ratschlag würdet Ihr anderen Startups geben?
Als Jungunternehmer sollte man voll und ganz hinter seiner Idee stehen und mit Überzeugung dabei sein.
Was waren Eure Top 3 Lessons Learned?
Man braucht Geduld! Viele Prozesse dauern sehr viel länger, als man annimmt.
Wenn man das Büro wechselt: unbedingt eine Nachsendeauftrag bei der Post einrichten. Im Zweifel wird man irgendwen vergessen haben, der dann noch die alte Adresse hat. Insbesondere das Finanzamt, Krankenkassen usw. reagieren darauf gerne mal mit nicht so viel Verständnis 🙂
Bei der Finanzierung: VCs sind super, weil hier viel Expertise und Professionalität herkommt. Aber insbesondere der Wert von tollen Business Angel ist nicht zu unterschätzen. Diese stecken ihr eigenes Geld in das Unternehmen und sind daher oft sehr engagiert, den Erfolg des Unternehmens auch nach vorne zu bringen.
Was ist Euer Geschäftsmodell?
Wir finanzieren uns durch einen einmaligen Preis für das 9-Wochen Programm von 179,90€ (mit wöchentlichen Psychologen Gesprächen), und 79,90€ (ohne Psychologen Gespräche). Nach dem Basis Kurs können Nutzer Folgekurse auswählen um weiterhin psychologische Hilfe zu erhalten. Diese variieren im Preis zwischen 5,90€ und 39,90€ pro Monat.
Wir arbeiten mit Unternehmen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zusammen. Hier zahlen Unternehmen für die telefonische Beratung sowie für die Online Kurse.
Wer ist Eure Zielgruppe und wie erreicht Ihr sie?
Unser Angebot richtet sich zum einen an Menschen mit psychischen Erkrankungen, primär Depressionen, Angststörungen, Burnout oder Essstörungen. Hier setzten wir auf unsere Präsenz in den Medien sowie auf Online-Marketing, um unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen.
Des Weiteren sind wir im B2B-Bereich tätig. Hier zählen vor allem mittelgroße bis große Unternehmen zu unserer Zielgruppe. Wir kontaktieren zuständige Mitarbeiter aus den HR-Abteilungen direkt und knüpfen zudem auf Messen Kontakte.
Die Gründerinnen Katrin Bermbach, Nora Blum und Farina Schurzfeld, selfapy.de
Wie ist die Idee zu Selfapy entstanden?
Wir waren unzufrieden mit der Versorgungssituation für psychisch erkrankte Menschen in Deutschland und wollten daran etwas ändern. Die Idee war, professionelle Hilfe schnell und flexible für jeden zugänglich zu machen. Die Digitalisierung schreitet in vielen Lebensbereichen voran – auch im Gesundheitsmarkt. Es war also naheliegend, Selbsthilfe und Psychotherapie online anzubieten.
Was ist das Einzigartige an Eurem Startup?
Im Vergleich zu den meisten anderen Anbieter von Online-Therapie, haben unsere Nutzer die Möglichkeit sich von einem professionellen Psychologen in persönlichen Gesprächen beraten und unterstützen zu lassen. So sind sie, obwohl unsere Kurse auf die Selbsthilfekräfte des Nutzers setzen, nicht auf sich allein gestellt.
Habt Ihr von Anfang an Geld verdient oder gab es auch richtige Durststrecken?
Wir haben lange Zeit gar nichts verdient unsere Geschäftsidee ge-„bootstrapped“. Aber nach guter Finanzierungsrunden, wird niemand von uns so schnell reich – das ist aber auch nicht unser Ziel. Für uns ist Selfapy eine Herzensangelegenheit, hinter der wir mit voller Überzeugung stehen.
Habt Ihr Euch sofort Vollzeit selbstständig gemacht?
Wir haben die ersten Testläufe parallel zu unseren Vollzeit Jobs gestartet. Nachdem diese aber erfolgreich waren, haben wir recht schnell gekündigt und uns Vollzeit dem Thema gewidmet.
Wo seht Ihr Euch in 5 Jahren?
Zum einen wollen wir in 5 Jahren Online Programme zu allen Psychischen anbieten – also auch zum Beispiel Zwang, Sucht und PTSD. Zudem wünschen wir uns, dass in 5 Jahren alle unsere Online-Kurse von den Krankenkassen anerkannt sind, sodass wir jedem helfen können, der sich an uns wendet – unabhängig von deren finanziellen Situation.
Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Euch und Selfapy zu hören!