Inga, was ist Dein wichtigster Tipp für andere Startups?
Wichtig ist, sich nach der Gründung mit seinem Produkt oder Service schnellstmöglich in den Markt zu trauen. Dabei ist ein solides Netzwerk oft entscheidend, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Was waren Eure 3 größten Herausforderungen in der Startphase?
Unsere größten Herausforderungen sind auch unsere größten Meilensteine. Zu diesen zählt die Durchführung einer dreijährigen klinischen Studie, welche die Verlässlichkeit des Verfahrens belegt. Mit der CE-Zertifizierung unseres Medizingeräts, dem DermaFC, haben wir den nächsten großen Schritt nach vorne gemacht. Sie liefert eine der wesentlichen Voraussetzungen für den Einsatz des Geräts in der Arztpraxis. Den dritten Meilenstein markiert den Markteintritt, die ersten Geräte wurden gebaut und sind in Auslieferung.
Wie funktioniert Euer Verfahren genau?
Wir haben einen Infrarot-Laser entwickelt, der bei der Diagnose in der Arztpraxis zum Einsatz kommt. Das Licht des Medizingeräts macht durch eine Art Tiefen-Scan krankhafte Veränderungen der Haut bereits auf molekularer Ebene sichtbar. Statt also wie bisher üblich, den dunklen Fleck auf der Haut auf Verdacht herauszuschneiden und zur Untersuchung einzuschicken, kann der Arzt gleich in der Praxis eine fundierte Diagnose stellen. Unterstützung erhält er dabei von einer Künstlichen Intelligenz, die die beim Scan gewonnen Daten mit einem von uns entwickelten Algorithmus schnell auswertet.
Die Dermatofluoroskopie, um Hautkrebs früh und sicher zu erkennen, magnosco.com
Was ist Euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell ist es, das Gerät in Serie zu produzieren und für Ärzte zu lizensieren. Die Bezahlung erfolgt entweder im Rahmen einer monatlichen Lizenzgebühr oder als Pay per Patient-Modell. Mittelfristig planen wir natürlich die Erstattung des Verfahrens durch die gesetzlichen Krankenkassen, damit der Patient diese Behandlungsmethode kostenlos testen kann.
Wer ist Eure Zielgruppe und wie erreicht Ihr sie?
Grundsätzlich alle, die sich Sorgen um ihre Hautflecken machen. Wir bieten allerdings kein Endverbraucherprodukt an, sondern ein CE-zertifiziertes Medizingerät, das in Arztpraxen zur Hautkrebsfrüherkennung eingesetzt werden soll. Unsere Zielgruppe besteht entsprechend aus Dermatologen, Praxen und Kliniken. Auch die Krankenkassen sind interessante Partner, da Prävention gerade bei Hautkrebs eine sehr große Rolle spielt. Früh erkannt ist schließlich die Prognose für den Patienten sehr gut.
Bei der Gewinnung von Kunden suchen wir oft den persönlichen Kontakt, um über die Vorteile unserer Lösung zu sprechen, von denen letztlich das gesamte System profitiert: vom Patient über den Arzt bis zur Krankenversicherung. In der Regel stoßen wir auf offene Ohren.
Wie ist die Idee zur magnosco entstanden?
Der Anfangsbuchstabe M steht für das maligne Melanom. Agnosco ist Lateinisch und bedeutet „Ich erkenne“. Magnosco steht also für das Erkennen von malignen Melanomen.
Was macht magnosco zu etwas Besonderem?
Dass unser Verfahren in vielen Fällen dazu beiträgt, unnötige Mini-OPs Schnitte bei der Diagnose von schwarzem Hautkrebs zu vermeiden und dass der Patient schneller Klarheit darüber hat, ob der Fleck auf seiner Haut behandelt werden muss oder nicht.
Der „universelle Fingerabdruck“ des Melanins wird sichtbar, magnosco.com
Wie liefen Deine ersten Monate in der Startphase an?
Gerade am Anfang ist bei einem jungen Unternehmen immer viel zu tun – zumal wir mit unserer klinischen Studie gleich das erste große Projekt angegangen sind. Da ich schon Erfahrung bei dem Aufbau von Healthcare-Startups besitze, wusste ich ganz gut, worauf es ankommt. Zusammen mit unserem Team ist es daher recht schnell gelungen, die notwendigen Unternehmensstrukturen zu schaffen.
Wie sieht aktuell Deine Arbeitswoche aus?
Nach dem Markteintritt gibt es viel zu tun, aber es ist anders als typischerweise bei Start Ups nicht das schnelle Handeln und Wachsen, da wir uns im sehr reglementierten ersten Gesundheitsmarkt bewegen. Für das laufende Jahr planen wir weitere klinische Studien, das braucht Zeit. Wir bauen den Vertrieb aus und entwickeln das Gerät weiter, um noch mehr medizinische Möglichkeiten zu schaffen.
Wo soll magnosco in 5 Jahren stehen?
Wir wollen unsere Methode ausbauen: Hautkrebs ist weltweit die häufigste Krebsart. Jede dritte Krebsdiagnose ist Hautkrebs. Allein in Deutschland gibt es 1,5 Millionen Betroffene. Langfristig wollen wir auch bei der Diagnose des weißen Hautkrebses unterstützen und Unterstützung für alle Stationen der Hautkrebsdiagnostik bieten, angefangen vom Patienten über den Arzt bis zu den Histologielaboren. Unser Ziel ist es, die Hautkrebsdiagnostik so zu unterstützen, dass diese schneller, genauer, nicht-invasiv und einfach bedienbar ist.
Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Dir und magnosco zu hören!