Hallo Herr Steinhart! Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen unseren Lesern doch zunächst kurz vor. Wie sind Sie zum Thema Schwimmen gekommen?
Gern! Schon als Kind war ich an mehreren Tagen pro Woche im Wasser unterwegs. Dabei hat mir vor allem das Tauchen großen Spaß gemacht. Meine Eltern haben meine Leidenschaft bereits früh unterstützt und gefördert. So kam es auch, dass ich schon bald in einem Schwimmverein trainierte, um meine Leistungen weiter zu verbessern.
Wie kam es zur Gründung Ihres Unternehmens?
Nachdem ich mehrere Jahre in verschiedenen Bereichen als Schwimmtrainer tätig war, wollte ich irgendwann mehr. So entstand die Vision von xray sports. Mein Ziel war es, mithilfe hauptberuflicher Trainer mehr Qualität und Professionalität in das Schwimmtraining zu bringen. Allerdings herrscht in Deutschland vielerorts immer noch die Ansicht vor, dass im Sport ehrenamtlich gearbeitet werden soll.
Ehrenämter sind sicherlich richtig und wichtig – ohne das Ehrenamt kann der Breitensport nicht so erfolgreich sein – trotzdem braucht es einen gesellschaftlichen und politischen Wandel hin zu der Erkenntnis, dass ein Schwimmtrainer auch angemessen vergütet werden muss und dass der kommerzielle Sport eine wichtige Säule unserer Gesellschaft darstellt. Mit xray sports möchte ich diesen Wandel unterstützen.
Wie läuft ein professionelles Schwimmtraining ab?
Zunächst einmal ist Individualität ein zentraler Faktor. Jede Person bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit, die ich mir zu Beginn genau anschaue. Anschließend analysieren wir gemeinsam Stärken und Schwächen. Das können Technikmerkmale bei einem Schwimmstil, die Beweglichkeit, aber auch muskuläre Voraussetzungen sein. Bei vielen unserer Sportler mangelt es zu Beginn an den nötigen Kraftkomponenten, um effektiv und letztlich auch schnell schwimmen zu können. Es sind mehrere Bausteine, an denen es dann zu arbeiten gilt.
Gemeinsam werden diese besprochen und ein optimaler Trainingsplan entwickelt. Danach kann der Trainingsprozess beginnen. Im Personal Training begleite ich den Sportler mehrmals die Woche beim Schwimmtraining, wobei wir gezielt an Stärken und Schwächen arbeiten.
Wer nimmt ein professionelles Schwimmtraining in Anspruch?
Erwachsene, die ihre Technik verbessern wollen, gehören ebenso zu unseren Teilnehmern wie komplette Nichtschwimmer und erfahrene Triathleten. Darüber hinaus trainieren viele Kinder und Jugendliche bei xray sports. Zur Verbesserung ihrer Schwimmtechnik und Leistungssteigerung besuchen mich auch Leistungssportler aus dem Ausland. Hier trainieren wir dann meist in Form eines Trainingslagers von 1 oder 2 Wochen.
Welche leistungslimitierenden Faktoren gibt es bei vielen Schwimmern?
Bei erwachsenen Schwimmern spielt oft die Beweglichkeit eine limitierende Rolle. Wenn man beispielsweise den Fuß nicht ausreichend überstrecken kann, baut man nicht genügend Druck für einen sauberen Kraulbeinschlag auf. In diesem Fall ist ein Beweglichkeitstraining angeraten. Auch die Rumpfkraft ist bei vielen Schwimmern eine Schwachstelle. Sie ist Voraussetzung für eine stabile Wasserlage und eine effektive Kraftübertragung auf die Extremitäten. Deshalb muss meist parallel zum Schwimmtraining auch ein Krafttraining durchgeführt werden.
Am häufigsten muss jedoch die Schwimmtechnik verbessert werden. Viele Erwachsene haben das Schwimmen als Kind nicht richtig gelernt. Auch hier lassen sich aber in der Regel nach einigen Trainingseinheiten oft schon sichtbare Erfolge erzielen.
Im Interview: Alexander Steinhart von xray sports Berlin, Bildquelle: xray sports Berlin
Welchen Effekt hat ein regelmäßiges Schwimmtraining auf jemanden, der 40 Stunden pro Woche am Schreibtisch arbeitet und sich auch sonst nicht viel bewegt?
Schwimmtraining ist ein Ganzkörpertraining. Es bringt den gesamten Körper in Schwung und sorgt für Bewegung. Der Kreislauf wird angekurbelt und die Muskulatur durchblutet. Vor allem das Rückenschwimmen mobilisiert und die meist durch die intensive Schreibtischarbeit verkürzte Brustmuskulatur kommt in eine optimale Dehnung. Nicht zu vergessen ist der Spaß an der Bewegung.
Welche Ausgleichssportarten schätzen Sie als sinnvoll ein?
Yoga kann eine gute Möglichkeit sein, zu entspannen und gleichzeitig etwas für die Beweglichkeit zu tun. Auch mentales Training halte ich für sehr gut, um sich zu entspannen und den Muskeltonus zu senken. Für Kinder im Grundschulalter finde ich Klettern als Zusatz zum Schwimmen sehr gut. In diesem Altersbereich geht es um eine vielseitige Ausbildung. Und ganz wichtig: viel frische Luft. Gerade Schwimmer sind viel in geschlossenen Hallen unterwegs. Da muss man auch mal raus.
Wie haben sich die Corona-Pandemie im Allgemeinen und der erste und zweite Lockdown im Besonderen auf die wirtschaftliche Situation Ihrer Schwimmschule und Ihre internen Prozesse ausgewirkt?
Die Corona-Pandemie hat sich für meine Schwimmschule wie auch für unzählige andere kommerzielle Sportanbieter als existenziell gefährdende Krise gezeigt. Wir mussten mit dem ersten Lockdown komplett schließen. Im Sommer konnten wir dann leicht öffnen und haben versucht, Schwimmtrainings im Freien anzubieten, was allerdings nur sehr eingeschränkt möglich war.
Kaum hatten wir dann wieder etwas Fahrt aufgenommen, mussten wir im November auch schon wieder komplett schließen. Wirtschaftlich gesehen war das eine Katastrophe. Schwimmtraining digital durchzuführen, ist leider nicht möglich. Ich kann mir aber vorstellen, in Zukunft Trainingsvideos anzubieten, um so bei Trockenübungen zu unterstützen.
Wie schätzen Sie die von Bund und Ländern ergriffenen Maßnahmen speziell in Bezug auf den Sportbereich ein?
Im März letzten Jahres wusste niemand, was gerade passiert. Da konnte ich einen Lockdown noch nachvollziehen. Mittlerweile sind die ergriffenen Maßnahmen der Regierungen im Bereich des Sports aber in vielen Fällen nicht mehr transparent. Schwimmen trägt wie der Sport im Allgemeinen zur Gesunderhaltung der Menschen bei. Es stärkt das Immunsystem und beugt Depressionen vor. Diese Zusammenhänge werden meines Erachtens zu wenig berücksichtigt.
Stattdessen wird Sport als Freizeit deklariert. Ja, für einige mag das Freizeit sein, aber es ist auch Wirtschaft und es sind Arbeitsplätze. Der kommerzielle Sport wird als Kollateralschaden billigend in Kauf genommen – ganz zu schweigen von den psychischen und physischen Folgen der Menschen, die jetzt keinen Sport mehr treiben können. Kinder sind hier besonders gefährdet. Viel sinnvoller wäre es, die Menschen genau jetzt zu Sport zu motivieren, über gesunde Ernährung zur Stärkung des Immunsystems aufzuklären oder die Freibäder in Deutschland frühzeitig zu öffnen. Schließlich ist das Wasser in Schwimmbädern gechlort, was nahezu alle Viren abtötet. Beim Schwimmen und auch beim Schwimmtraining können Abstände außerdem sehr gut eingehalten werden.
Gab es Hilfsangebote?
Hilfsangebote für Selbstständige, Unternehmerinnen und Unternehmer gab es so gut wie nicht. In Berlin hatten wir immerhin noch Glück, dass es im März letzten Jahres eine einmalige Zahlung von 5.000,00 Euro gab, welche auch für die eigenen Lebenshaltungskosten genutzt werden konnte. Sonst konnten Unternehmer nur noch Kredite beantragen, die sie aber zurückzahlen müssen. Die Überbrückungshilfen können nur für Betriebskosten wie Büromieten beantragt werden. Davon kann ein Unternehmer aber seine private Miete noch immer nicht bezahlen. Den Betrieb schließen muss er trotzdem.
Die November- und Dezemberhilfen waren für viele Unternehmen dann ein Lichtblick. Diese Hilfen finde ich persönlich gut. Ausgezahlt wurden sie bisher leider noch immer nicht und wir haben Februar. Aus meiner Sicht braucht es jetzt Perspektiven für die vom Lockdown betroffenen Unternehmen. Weitere Monate im Lockdown sind nicht durchzuhalten, vor allem nicht ohne Zuschüsse. Es braucht jetzt kreative Lösungen, um das Wirtschaften mit dem Virus zu ermöglichen. Denn eins ist klar. Das Virus wird nicht komplett verschwinden. Es wäre eine Utopie, dies zu glauben.
Dann wünschen wir Ihnen und Ihrem Team für die Zukunft alles Gute und danken Ihnen für das informative Gespräch!