Guten Tag, Herr Berger! Wir freuen uns, dass Sie Zeit für das Gespräch gefunden haben. Geben Sie unseren Lesern doch zunächst einen kurzen Einblick in Ihren Werdegang. Wie sind Sie zum ersten Mal mit dem Thema Zauberei in Berührung gekommen?
Das liegt schon einige Zeit zurück. Als ich 7 oder 8 Jahre alt war, bekam ich ein Mickey-Maus-Heft geschenkt, in dem ein kleines Kunststück enthalten war, mit dem man eine Münze verschwinden lassen konnte. Auch wurden in dem Heft einige Tricks wie die zersägte Jungfrau vorgestellt. Das begeisterte mich so sehr, dass ich begann, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen.
Wie haben Sie Ihr Handwerk dann erlernt?
Zunächst habe ich viele Zauberbücher gelesen. Irgendwann fand ich dann heraus, dass es auch spezielle Händler für Zauberartikel gibt. So kaufte ich mir nach und nach meine erste Ausrüstung zusammen und lernte parallel dazu eine Menge von Video-Tutorials, Kollegen und Zauberkongressen.
Irgendwann begann ich dann auch mit kleineren Auftritten vor Publikum, die ich neben meiner Ausbildung zum technischen Assistenten für Informatik und meinem Studium der Medientechnik absolvierte. Da diese sehr erfolgreich waren, konzentrierte ich mich mehr und mehr darauf.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihrem Programm an?
Gerade in Deutschland ist das Klischee verbreitet, dass Zauberer eher etwas für Kinder und mit Clowns vergleichbar seien. Meine Shows zielen aber auf andere Aspekte ab und sind vor allem für Erwachsene und ältere Kinder konzipiert. Mir geht es darum, in einer immer stärker von Smartphone, Social Media und sozialer Isolation geprägten Zeit neue Verbindungen zu den Menschen aufzubauen, Bilder in ihren Köpfen entstehen zu lassen und Emotionen zu wecken.
Um das zu erreichen, halte ich meine Shows in einem familiären Rahmen. Das Publikum soll das Geschehen auf der Bühne nicht zu einem Großteil der Zeit nur über einen Monitor betrachten. Vielmehr soll es alles aus erster Hand erleben und deshalb auch nicht zu weit von der Bühne entfernt sitzen.
Können Sie uns ein paar Worte zur Geschichte Ihres Illusionstheaters erzählen?
Ich hatte viele Jahre den Traum, mein eigenes Theater zu gründen. Es ist einfach etwas Besonderes, wenn Besucher extra für einen anreisen und der Zauber nicht nur Nebenbei-Unterhaltung wie bei einer Firmenveranstaltung ist.
Nach einer langen Suche entdeckte ich schließlich das Theater in der Meinekestraße. Nach der Erstellung eines Business-Plans konnten wir im Oktober 2019 in das Objekt einziehen und begannen direkt mit dem Umbau. Ende Dezember spielte ich dann die ersten Testshows.
Im Interview: Benjamin Berger von Ben Blu´s Illusionstheater aus Berlin, Bildquelle: Philipp Arnold Photography
Lassen Sie uns einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen. Wie geht ein Illusionist bei der Entwicklung eines neuen Tricks vor?
Zuallererst gibt es eine Idee, z. B., dass ein bestimmtes Objekt erscheinen oder schweben soll. Dann mache ich mir Gedanken, wie es aussehen würde, wenn ich wirklich zaubern könnte. Im Anschluss daran recherchiere ich passende Methoden, probiere sie aus und verwerfe manche wieder. Funktioniert eine Idee gut, studiere ich sie ein und integriere sie in meine Show.
Wie viel Übung steckt in jedem Trick und was sind die größten Herausforderungen?
Jeder Trick funktioniert anders. Manche Kunststücke kann jeder nach fünf Minuten vorführen. Andere erfordern jahrelange Übung. Das ist vor allem bei Tricks der Fall, für die viel Fingerfertigkeit notwendig ist. Hier muss das Muskelgedächtnis erst einmal die einzelnen Teilbewegungen verinnerlichen. Das kann man sich etwa wie das Kuppeln beim Autofahren vorstellen, das anfangs viel Aufmerksamkeit erfordert, irgendwann aber nahezu automatisch abläuft.
In vielen Fällen besteht die Herausforderung aber nicht so sehr in dem Trick an sich. Vielmehr ist die Präsentation das Schwierige. Nur wenn man die Magie auch wirkungsvoll in Szene setzt, verzaubert sie das Publikum wirklich.
Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf Ihr Theater?
Der 28.01.2020 war rückblickend natürlich nicht der optimale Zeitpunkt für eine Theatereröffnung. Wir waren als Erste von den Schließungen betroffen und gehörten zu den Letzten, die wieder öffnen durften. Wir leiden noch heute unter den behördlichen Einschränkungen.
Nichtsdestotrotz wollen wir gerade in dieser schwierigen Zeit eine Auszeit vom Alltag bieten und den Menschen ein wenig Freude schenken. Um den behördlichen Auflagen gerecht zu werden, haben wir unsere Räumlichkeiten unter anderem mit Luftfilteranlagen ausgestattet und die Platzanzahl deutlich reduziert. Um parallel dazu die Qualität der Aufführungen zu verbessern, haben wir auch in neue Lichttechnik investiert.
Zum Abschluss des Gesprächs wollen wir noch einen Blick in die Zukunft werfen. Welche Pläne haben Sie für die kommenden Monate und Jahre?
Wir wollen in Zukunft mindestens alle zwei Jahre eine neue Abendshow starten und weiter an unseren saisonalen Shows „Die Nächte des Grauens“, SimsalaBUUH“ und an unserer Silvestershow arbeiten. Weiterhin planen wir Kurse und Workshops sowie Event-Wochen mit speziellen Shows in unserem Theater.
Dann wünschen wir Ihnen dabei viel Erfolg und danken Ihnen für das informative Gespräch.