Die Fitnessapp Athlagon sagt den gängigen Fitnesstrackern den Kampf an

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 29 Januar, 2024
Lesezeit Minuten.
Fitnessapps boomen, will doch der moderne Mensch mit wenig Zeit unabhängig sein und dem bewegungsarmen Alltag trotzen. Neben Trainingsapps verbreiten sich Fitnesstracker und die dazugehörigen Apps genauso rasant. Aus gesundheitstechnischer Sicht grundsätzlich eine äußerst positive Entwicklung, möchte man meinen. Ein Startup aus Leipzig sieht das anders und sagt den gängigen Fitnesstrackern den Kampf an.  

Max, Du sagst, Fitnesstracker halten nicht das, was sie versprechen und führen sogar zu Inaktivität. Warum?

Max: Eigentlich ist es ein einfaches Prinzip, das diesem Problem zu Grunde liegt. Bei allen Entscheidungen, die man trifft, möchte man ein gutes Gewissen haben. Trotzdem soll die Entscheidung keine Situation schaffen, die unangenehm ist.

Bedeutet: Wir suchen stets nach einem Weg, zufrieden mit uns zu sein, ohne dabei zu viel investieren zu müssen.

Dieses Belohnungssystem wird geschickt von einem „Fitnesstracker“ bedient. Er wir einem nicht mitteilen, dass die eigene physische Verfassung zu wünschen übrig lässt. Er sagt einem lieber, dass man heute 30 Stufen gestiegen und das absoluter Rekord ist.

Grundsätzlich könnte das auch zu einer Steigerung der Aktivität führen. Problem ist aber, dass man sich mit Dingen zufrieden gibt, die einfach nicht ausreichen, um den eignen Organismus gesund zu halten, der so stark von Bewegung abhängig ist.

Als Physiotherapeut kenne ich die fatalen Fehleinschätzungen der Patienten über deren Aktivitätsprofil. Bis auf wenige Ausnahmen schätzen die Menschen sich falsch ein. Drei Besuche im Fitnessstudio pro Woche, bei denen man unkonzentriert die Zeit absitzt, lustlos am Gerät zieht und einmal abends über 45 min joggen geht, erfreuen zwar den Tracker, aber erfüllen nicht das Minimum an Bewegung, dass man für einen gesunden Alltag benötigt.

Dass die Hersteller sich darauf konzentrieren, dass du den Tracker weiterempfiehlst, ist selbstverständlich. Und vermutlich auch, dass du deinen Freunden nicht von einem Produkt vorschwärmst, welches dir trotz vermeintlich viel Bewegung rote Zahlen zeigt.

Wir lassen den letzten Treppenstieg mit anschließendem Keuchen vergessen und gucken lieber auf den Tracker, der bunte Zahlen und Applaus bereithält.

Was kann man hier also verbessern? Die Idee ist einfach, die Umsetzung komplex:

Einen Tracker entwickeln, der keine Aktivität, sondern körperliche Veränderungen erfasst.

Kurz und bündig: Was ist Athlagon?

Max: Athlagon ist eine App für Fitnessanalyse. Anhand diverser Tests, die ohne Equipment oder mit üblichen Haushaltsgegenständen absolviert werden können, ermittelt sie den aktuellen Leistungsstand des Nutzers in verschiedenen Bewegungskomponenten, gibt Auskunft über den Stand im Vergleich zu anderen Nutzern desselben Alters und Geschlechts und führt die Ergebnisse in einer übersichtlichen Grafik zusammen. Sie soll den Nutzer nicht nur dazu animieren, das „Bewegungssoll“ zu erfüllen, sondern das Verlangen stärken immer besser zu werden.

Ihr sagt, Ihr bietet den Nutzern Vergleiche. Wie viele Nutzer benötig man, um diese verlässlich ziehen zu können?

Bernhard: Der Übergang ist natürlich fließend und eine feste Zahl kann man nicht nennen. Allerdings kann man sagen, dass die Werte ab ein paar tausend Nutzern wirklich aussagekräftig werden. Unserer Nutzerzahl wächst immer weiter und wir können jeden einzelnen Nutzer mit handfesten Statistiken und Auswertungen versorgen.

Wer ist Eure Zielgruppe und wie erreicht Ihr sie?

Max: Die meisten unserer Nutzer sind männlich und zwischen 23 und 29 Jahre alt. Unsere Zielgruppe machen wir aber weder am Alter, noch am Geschlecht fest, sondern eher an der Eigenschaft, eine gewisse Selbstreflektion zu besitzen. Oft findet man diese Menschen im sehr aktiven Sportbereich. Wir punkten einfach nicht bei Menschen, die wenig Veränderung mögen und Dinge nicht wirklich gerne anpacken.

Grundsätzlich muss Athlagon nicht als Sport-Tool benutzt werden, sondern kann auch einfach zur physischen Leistungsdiagnostik eines Nichtsportlers herangezogen werden. Normalerweise sind aber aktive Sportler eher dazu bereit, ihren Körper auf den Prüfstand zu stellen und das Ergebnis als Momentaufnahme und als Ansporn für mehr zu sehen.

Erreichen tut man solche Leute natürlich am besten auf Sportveranstaltungen. Da wir aber sehr preiswerte InAppKäufe haben und die Marge sehr gering ist, müssen wir die breite Masse ansprechen. Die perfekte Lösung dafür haben wir noch nicht gefunden. Gezielte Social Media Werbung funktioniert aber ganz gut und es geht doch auch mehr durch Empfehlung der Nutzer untereinander, als man heutzutage annehmen möchte.

Die Fitnessapp Athlagon sagt den gängigen Fitnesstrackern den Kampf an_TB

Das Athlagon Sportlerteam, athlagon.com

Ihr bietet Athlagon für Apples iPhone und für Android-Handys an. Nutzt Ihr dafür eine Cross-Plattform Entwicklungsumgebung?

Bernhard: Um die bestmögliche Nutzererfahrung für das jeweilige Gerät zu bieten, programmieren wir die Apps in den nativen Programmiersprachen. Das bietet uns die Möglichkeit die Stärken jeder Technologie optimal auszunutzen. Durch ein eigens entwickeltes Entwurfsmuster bleiben die Quelltexte trotzt unterschiedlicher Programmiersprachen aber nah beieinander und ergänzen sich sogar.

Wer arbeitet alles an Athlagon?

Max: Angefangen haben wir zu dritt. Katharina, unsere Userinterface-Designerin, hat das schicke Design und den übersichtlichen Aufbau entwickelt.

Bernhard hat am Anfang als freier Mitarbeiter Athlagon programmiert und ist mittlerweile in die Firma eingestiegen. Man merkt einfach nach einer gewissen Zeit, ob man zusammenarbeiten kann und dieselbe Philosophie teilt. Das hat einfach super gepasst und wir arbeiten sehr gut zusammen.

Mittlerweile beschäftigen wir einige freie Mitarbeiter, die entscheidend zu dem beigetragen haben, was Athlagon jetzt ist. Auch vor der Kamera haben wir ein super Team mit Sportlern aus unterschiedlichen Bereichen bilden können, die uns toll unterstützt und Großartiges vor der Kamera geleistet haben!

Max, was waren Deine Top 3 Learnings als Gründer?

Max:

  1. Anfänglich so viel wie möglich selber machen, um zu verstehen, worauf es ankommt. Du wirst kein Marketingprofi, wenn du selbst Kampagnen entwirfst und kein Anwalt, wenn du dich in neue Datenschutzverordnungen einliest. Aber du weißt grob, worum es geht, hast einen Überblick über die Prozesse im eigenen Laden und kannst gezielt outsourcen. Das ist vermutlich das Wichtigste.
  2. Vorsicht vor überschwänglich frisch gewonnen Kontakten. Auf Startupversammlungen, Unternehmertreffs und anderen Veranstaltungen trifft man viele die gerne reden und wenig machen. Bis man dahinter kommt, ist viel Zeit verloren.
  3. Ich habe das Marketing stark unterschätzt. Auch ich bin nicht mit der Einstellung reingegangen, dass man ein gutes Produkt entwickelt und es einem aus der Hand gerissen wird. Dass es aber schwerer ist, dem potenziellen Kunden das Produkt vorzustellen, als es zu entwickeln, muss man wohl erleben, um es wirklich zu begreifen.

Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Euch und Athlagon zu hören!


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Jetzt mit Roul Radeke, dem Autor dieses Beitrags vernetzen:

Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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