Guten Tag, Herr Engert! Wir freuen uns, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Ehe wir näher auf Ihr Unternehmen und die Bedeutung digitaler Assistenzsysteme eingehen, werfen wir doch zunächst einen Blick auf Ihren beruflichen Werdegang. Können Sie die wichtigsten Stationen kurz skizzieren?
Vielen Dank für die Einladung! Nun, zunächst schloss ich eine Ausbildung zum Maschinenschlosser ab. Im Anschluss daran war ich als Facharbeiter in Produktion und Instandhaltung tätig. Es folgten eine Ausbildung als Industriemeister, ein Studium der Betriebspädagogik mit Fachrichtung Betriebs- und Führungspädagogik, meine Promotion zu didaktischen und digitalen Assistenzsystemen und eine Professur im Bereich Digital Business an der Hochschule Heidelberg.
Wie kam es dann zu Gründung von Leanbyte?
Schon vor der Unternehmensgründung hatten wir eine Grundidee und verfügten über einen breiten Erfahrungsschatz im Bereich der digitalen Assistenzsysteme. Da wir damals bereits seit vielen Jahren mit verschiedenen mittelständischen Unternehmen zusammengearbeitet hatten, erkannten wir früh das große Potenzial der Technologie – vor allem im Rahmen eines größeren Projekts, das wir gemeinsam mit Co-Founder Adrian Lundquist durchführten.
Wie schätzen Sie die Ausgangslage der Unternehmen ein, die sich zum ersten Mal mit Ihnen über das Thema Prozessdigitalisierung unterhalten?
Bei einem großen Teil der Unternehmen stellen wir fest, dass sie im Bereich Lean Management gut aufgestellt sind und sich regelmäßig verbessern. Mit digitalen Assistenzsystemen lassen sich diese Verbesserungen in der Regel noch ausbauen – vor allem in den Bereichen Standardisierung, Qualifizierung, Prozessoptimierung und Qualitätssicherung.
Was für Kunden betreuen Sie?
Unsere Kunden kommen aus vielen verschiedenen Branchen. Hier sind vor allem die folgenden zu nennen:
- Produzierende Unternehmen verschiedenster Branchen
- Automotive/Automobilindustrie
- Kunststoffindustrie
- Maschinen- und Anlagenbau
- Metallindustrie
- Medizintechnik
- Werkzeugbau
- Umwelttechnologie
- Bauwirtschaft
Würden Sie sagen, dass es sich bei digitalen Assistenzsystemen eher um ein Thema für große Unternehmen handelt oder ist es auch für KMU interessant?
Vor allem in kleinen produzierenden Betrieben gibt es oft einen großen Bedarf an Unterstützung für Mitarbeiter. Schließlich ist die größte Fehlerquelle immer noch der Mensch und das wird sich auch in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung erst einmal nicht ändern.
Welchen Vorbehalten begegnen Sie bei Ihren Kunden, wenn es um die Einführung digitaler Assistenzsysteme geht?
Häufig hören wir zum Beispiel die Frage, was ein digitales Assistenzsystem eigentlich bringt und wie es Mitarbeiter bei der Arbeit unterstützt. Ich erkläre dann immer, dass weniger Fehler auftreten, Mitarbeiter schneller eingearbeitet werden können und in kurzer Zeit solide Arbeitsergebnisse erzielt werden.
Im Interview: Prof. Dr. Volker Engert von Leanbyte, Bildquelle: Liegt beim Unternehmen
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden genau ab, zum Beispiel, wenn es um die Implementierung eines standardisierten Onboarding-Prozesses geht?
Zunächst arbeiten wir gemeinsam mit dem Kunden einen genauen Fahrplan für die Implementierung des Prozesses aus. Dabei ziehen wir Vergleichswerte heran und zeigen wichtige Erfolgsfaktoren auf, die wir in den neu geschaffenen Prozess übernehmen. Dadurch können wir für unsere Kunden in kürzester Zeit standardisierte Onboarding-Prozesse planen und in ihre Prozesse integrieren.
Eine wichtige Rolle spielt dabei unsere Übersetzungsmethodik. Per Knopfdruck lokalisieren wir zahlreiche Landessprachen, wobei die Sprachausgabe an unsere eigens entwickelte Bild- und Videounterstützung gekoppelt ist.
Was sind die größten Herausforderungen, wenn es um die Einführung digitaler Assistenzsysteme in Unternehmen geht?
Es kommt vor allem darauf an, dass die Geschäftsführung aktiv in den Umsetzungsprozess einbezogen wird. Dabei hat sich die Integration von Systemen in überschaubaren Pilotbereichen bewährt, in denen die Vorteile schnell zutage treten. Sie erhalten dadurch eine gewisse Strahlkraft und dienen bei der Umsetzung in anderen Unternehmensteilen als Vorbild.
Welche Vorteile bieten digitale Assistenzsysteme bei der Optimierung von Prozessen?
Sind die Prozesse und alle damit verbundenen Tätigkeiten erfasst, werden die einzelnen Arbeitsschritte transparent und können sukzessive optimiert werden. Werden Prozesse beispielsweise auf großen Bildschirmen abgebildet, kann das Verbesserungsteam den Ablauf als Bild-Video-Sequenz betrachten, dabei Fehler feststellen und sofort beheben.
Welche Rolle werden digitale Assistenzsysteme Ihrer Meinung nach in den kommenden 10 – 20 Jahren spielen?
In den kommenden Jahren werden sich mehr und mehr Einsatzgebiete für digitale Assistenzsysteme herauskristallisieren. Werden sie korrekt eingesetzt, können sie einen spürbaren Beitrag zur langfristigen Bekämpfung des Fachkräftemangels leisten. So können etwa Wissensinhalte unkompliziert per iPad Mini am Arbeitsplatz abgerufen werden, sodass auch neue Mitarbeiter sich schnell in neue Aufgabenbereiche hineinfinden können.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass Wissen der einzige Rohstoff ist, der in Deutschland ausreichend zur Verfügung steht. Wenn man ihn konsequent einsetzt, kann er immer wieder vermehrt werden. Bisher war die Sichtbarmachung von Wissen allerdings nur in begrenztem Ausmaß möglich. Mit unserer Software-Hardware-Lösung hat sich das nun geändert und wir geben alles dafür, diese Entwicklung auch in Zukunft voranzutreiben.
Wie sehen Ihre Pläne für die kommenden Jahre aus?
Wir wollen mit unserem Produkt sowohl in Europa als auch global weiter expandieren. Dabei wollen wir unseren Wissensschatz weiter ausbauen und noch mehr Unternehmen dabei unterstützen, sich weltweit zu vernetzen, zielgerichtete Wissenstransfers durchzuführen und durch die Optimierung von Prozessen neue Synergieeffekte zu entfalten.
Dann wünschen wir dafür alles Gute und bedanken uns bei Ihnen für die interessanten Einblicke.