Marco, von welchen Top 3 Learnings könnten andere Gründer von Dir profitieren?
- Der Tag hat nur 24 Stunden, eine Woche nur 7 Tage.
- Ein gutes Team ist das A und O für langfristigen Erfolg.
- Die Schwierigkeit, Reichweite zu erzeugen, sollte nicht unterschätzt werden.
Welchen Ratschlag würdest Du anderen Startups geben?
Am Anfang ist viel Kopfarbeit gefragt, aber hat die Idee erst Gestalt, heißt es keine Zeit verlieren: Prototypen bauen, Feedback einholen, Produkt verbessern. Dabei möglichst „lean“ bleiben, also Prozesse vermeiden, die nicht direkt werterzeugend sind. Man sollte dafür unbedingt motivierte und fähige Leute mit ins Boot holen. Diese bestimmen letztlich den Erfolg des Unternehmens.
Womit verdienst Du Deine Brötchen?
Die Nutzung der Plattform ist kostenfrei. Ansporner verwendet einen geringen Prozentsatz der Spenden auf die laufenden Kosten und um die Plattform noch besser zu machen. Für die langfristige Monetarisierung arbeiten wir gerade an einem Freemium-Modell, welches gleichzeitig einen echten Mehrwert für die Community bieten wird. Wenn es das Nutzererlebnis verbessert, kommen natürlich auch kontextbasierte Werbeeinblendungen und Affiliate Marketing in Betracht.
Wer ist Deine Zielgruppe und wie erreichst Du sie?
Ansporner adressiert insbesondere Nutzer im Alter von 20 bis 35 Jahren, die im privaten oder beruflichen Bereich mit Erledigungsblockaden zu kämpfen haben und nach praktischer Hilfe suchen.
Der Fokus liegt dabei klar auf der studentischen Population. Studien zufolge neigt jeder zweite Student zu mehr oder weniger ausgeprägtem Aufschiebeverhalten. An der Uni Münster litten laut einer Umfrage sieben Prozent der Studierenden unter chronischer Aufschieberitis.
Gleichzeitig trifft man bei dieser Gruppe auf soziales, politisches und kulturelles Engagement. Hier ist der Wunsch besonders ausgeprägt, Selbstverwirklichungsbedürfnisse mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit, dem Umwelt- und Naturschutz in Übereinstimmung zu bringen.
Wie ist die Idee zu Ansporner entstanden?
Alle Jahre wieder zum 1. Januar fasste ich den Vorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören. Es war ein Desaster. Spätestens im Februar war Schluss. Also schloss ich eine Privatwette ab, wonach ich für jede gerauchte Zigarette fünf Euro Strafe zahlen musste. Wetten haben etwas Verbindliches. Es hat funktioniert. Danach erfuhr ich von einer Webseite in den USA, die ein soziales Netzwerk nach diesem Prinzip aufgebaut hat. Da kam eins zum anderen und Ansporner ward geboren..
Auf der Website Ansporner setzen sich Nutzer ein Ziel, das innerhalb eines frei wählbaren Zeitraumes erreicht werden soll, ansporner.de
Wie liefen Deine ersten Monate in der Startphase an?
Was wir am Anfang doch deutlich unterschätzt haben, ist der Aufbau von Reichweite. Es heißt immer, gute Inhalte seien wichtig, doch diese zu erstellen, ist gar nicht so einfach. Hier sind wir noch in der Selbstfindungsphase, die wohl niemals ganz abgeschlossen sein wird.
Sehr erfreulich dagegen ist das viele positive Feedback der Nutzer, die Ansporner bereits als effektives Mittel gegen den inneren Schweinehund für sich entdeckt haben. Das gibt uns Zuversicht für 2017.
Hast Du sofort Vollzeit gegründet?
Ansporner benötigt Zeit, um zu wachsen. Wir haben daher alle noch anderweitig Kastanien im Feuer, sprich Angestelltentätigkeit, Ausbildung oder Studium.
Was macht Ansporner zu etwas besonderen?
Ansporner ist ein großes Win-win: Entweder erreichst du deine Ziele oder der Einsatz geht an den guten Zweck. Die Nutzer können abstimmen, wohin die „Strafgelder“ gespendet werden sollen.
Dabei stehen der Spaß und der Community-Gedanke im Vordergrund. So können die Nutzer Vorhaben in Merklisten organisieren, sich in Logbüchern über ihre Fortschritte austauschen und in Foren füreinander hilfreich sein. Schließlich kann man auch Vorhaben anlegen, ohne Geld einzusetzen
Wie sieht aktuell Deine Arbeitswoche aus?
Ganz klar gehört jede freie Minute Ansporner und daher haben wir regelmäßig 70-Stunden-Wochen. Vieles passiert auf Zuruf, auch wenn wir natürlich versuchen, gewisse Routinen und Verantwortlichkeiten zu etablieren und nach Talenten zu ordnen. Aber für Leute mit Anspruch auf einen ruhigen Job sind Startups sowieso eher ungeeignet.
Wo siehst Du Dich und Ansporner in 5 Jahren?
Wir werden unser Profil weiter schärfen und in puncto Skalierung den Schwerpunkt auf den deutschen Markt legen. Ziel ist es, Ansporner zu einer Institution im Kampf gegen die Volkskrankheit Aufschieberitis zu machen. Hierzu konzentrieren wir uns insbesondere auf den Ausbau der täglich wachsenden Ansporner-Community.
Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Euch und Ansporner zu hören!