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Facharzt Dr. Markus Frühwein im Interview – „Neue Erreger mit Pandemie-Risiko entstehen im Schnitt alle 10 Jahre“

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 29 Januar, 2024
Lesezeit Minuten.
Die aktuellen Entwicklungen im Zuge der Corona-Krise haben bei vielen Menschen zu einem verstärkten Interesse an gesundheitlichen Themen geführt. Dabei geht es oft nicht nur um eine möglichst effektive Prävention gegen Virusinfektionen, sondern auch um damit verbundene Probleme wie die gesundheitlichen Folgen von Stress im Homeoffice und die Sorge vor der nächsten großen Pandemie. Wir haben uns mit Facharzt Dr. Markus Frühwein über die wichtigsten aktuellen Gesundheitsthemen unterhalten.  

Guten Tag, Herr Dr. Frühwein! Wir freuen uns, dass Sie Zeit für das Gespräch gefunden haben.

Jederzeit gern.

Können Sie sich unseren Lesern zum Einstieg kurz vorstellen und Ihren beruflichen Werdegang skizzieren? Wie sind Sie von der Allgemeinmedizin zur Tropenmedizin gekommen?

Grundsätzlich hat die Allgemeinmedizin als sehr breit aufgestellter Fachbereich immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. Ich komme aus einer Familie, die seit 3 Generationen hausärztlich, in der Tropen- und Reisemedizin sowie im Impfbereich tätig ist. Dadurch hatte ich schon früh einen persönlichen Zugang zu diesen Themen. Dass die Tropenmedizin in der Ausbildung überdies einen breiten Zugang zu anderen Ländern und Kulturen eröffnet, hat schließlich den Ausschlag für meine Entscheidung gegeben.

Darüber hinaus habe ich ein betriebswirtschaftliches Studium zum Master of Health Management absolviert, um die Verwaltungs- und Organisationstätigkeiten in einer größeren Praxis gut bewältigen zu können.

Wie kam es zur Gründung Ihrer Praxis in München?

Die Praxis wurde vor mehr als 70 Jahren von meinem Großvater Dr. Friedrich Frühwein als erste Gelbfieberimpfstelle in Bayern im Herzen von München gegründet.

In Zeiten von Corona und Homeoffice kommen immer wieder Diskussionen über die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben auf. Welche Rolle spielen Ihrer Erfahrung nach beruflicher Stress und eine langjährige Tätigkeit an Bildschirmarbeitsplätzen bei der Entwicklung von Krankheiten?

Beruflicher Stress hat einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit – vor allem, wenn er als negativer Stress empfunden wird. Ich würde das gar nicht so sehr an Bildschirmarbeitsplätzen festmachen, auch wenn schlechte Arbeitsbedingungen wie unergonomische Stühle, falsch kalibrierte Bildschirme und zu wenig Bewegung zu Problemen wie Rückenschmerzen führen können. Vielmehr sind es dauerhafte Überbelastungen, die zu Beschwerdebildern wie Schlafstörungen, Infektanfälligkeit und sogar zu Burnout/Depressionen führen können. Davon sind viele Arbeitnehmer betroffen.

Facharzt Dr. Markus Frühwein im Interview – „Neue Erreger mit Pandemie-Risiko entstehen im Schnitt alle 10 Jahre“_TB

Im Interview: Facharzt Dr. Markus Frühwein, Bildquelle: Liegt bei dem Unternehmen

Was kann man tun, um auch bei langfristig hohen Stressbelastungen im Job seine Gesundheit zu erhalten?

Außerhalb der Arbeit ist ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung auf jeden Fall förderlich. Bei der Arbeit sollte man versuchen, die Belastung gleichmäßig zu verteilen. Kurzzeitige Hochleistungsphasen sind dabei nicht das große Problem. Wenn die Arbeitsbelastung jedoch kontinuierlich zu hoch ist, bleibt der Stresslevel in einem kritischen Bereich und neben den Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit leidet vor allem die Psyche. Hier ist es wichtig, rechtzeitig das Gespräch mit den Verantwortlichen zu suchen und Lösungen zu finden.

Der präventive Ansatz spielt bei Ihrer Arbeit also eine zentrale Rolle?

Ja. Wir legen großen Wert auf Vorsorge. Eine Erkrankung zu verhindern, ist einfach besser, als sie zu behandeln. Hier ist es wichtig, rechtzeitig zu agieren und auf die Probleme der Patienten frühzeitig einzugehen. Neben Vorsorgeuntersuchungen spielen bei der Prävention natürlich auch Impfungen eine große Rolle.

Das bringt uns zu dem für die meisten Menschen aktuell wichtigsten Thema: Corona. Können Sie zunächst kurz schildern, wie sich die Pandemie auf die Arbeit in Ihrer Praxis ausgewirkt hat?

Wir mussten viele Prozesse ändern, um den Schutz von Patienten und Mitarbeitern sicherstellen zu können. Wir haben zwei ausgelagerte Testcenter aufgebaut und Abläufe für potentiell infektiöse Patienten etabliert. Unser Hygienemanagement musste komplett überarbeitet werden. Vor allem der Bereich Reisemedizin war erwartungsgemäß stark von der Pandemie betroffen.

Welche Leistungen bieten Sie in Zusammenhang mit COVID-19 an?

Wir bieten verschiedene Verfahren zum Erregernachweis mittels COVID-19-Antigen-Test und PCR-Test an. Außerdem führen wir Antikörper­bestimmungen auf IgG und IgM durch, um abgelaufene Infektionen nachzuweisen.

Stellen Sie im Zuge der Corona-Pandemie Veränderungen bei der Häufigkeitsverteilung anderer Krankheiten fest?

Die Hygiene- und Schutzmaßnahmen wie beispielsweise Masken und Handdesinfektion tragen einen großen Teil zur Verhinderung von Infektionserkrankungen bei. Die saisonale Influenza fand dieses Jahr praktisch nicht statt. Auch andere übertragbare Infektionserkrankungen sind deutlich zurückgegangen.

Wie schätzen Sie die Maßnahmen von Bund und Ländern hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit ein?

Das ist schwierig zu beurteilen. Grundsätzlich glaube ich, dass die getroffenen Maßnahmen an sich gut sind. Ein bundesweit einheitliches Vorgehen und eine bessere Kommunikationsstrategie hätten sicher viel zum Verständnis in der Bevölkerung beigetragen. Im Vordergrund steht auf jeden Fall, dass durch die Maßnahmen unser Gesundheitssystem nicht über die Belastungsgrenzen gehen musste.

Wie wahrscheinlich ist eine Pandemie wie Corona grundsätzlich? Könnte es in absehbarer Zeit wieder zu ähnlichen Entwicklungen mit anderen Krankheitserregern kommen?

Neue Erreger mit Pandemierisiko entstehen im Schnitt mindestens alle 10 Jahre. Auch durch SARS-COV-1, MERS oder Influenza H1N1 bzw. H5N1 bestand ein hohes Risiko. Hier hatten wir einfach Glück, dass der Erreger entweder nicht die Fähigkeit hatte, sich so stark zu verbreiten wie bei MERS, oder eben keine so schweren Verläufe ausgelöst hat wie H1N1.

Vielen Dank für das informative Gespräch!


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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