Guten Tag, Herr Almerood! Sie leiten eine erfolgreiche Relocation-Agentur mit Sitz in Berlin. Ehe wir uns näher mit Ihrer täglichen Arbeit beschäftigen, geben Sie unseren Lesern doch zunächst einen kurzen Abriss über Ihren privaten und beruflichen Werdegang.
Ich wurde 1988 in München geboren. Mein Vater stammt aus Regensburg und meine Mutter aus den USA. Bevor wir zu meinem neunten Geburtstag nach Berlin zogen, mussten wir oft den Wohnort wechseln, sodass ich bereits aus dieser Zeit über einen gewissen Erfahrungsschatz verfüge, der mir bei meiner heutigen Arbeit zugutekommt.
In Berlin studierte ich Leadership digitale Innovation an der Universität der Künste und Management an der Hochschule St. Gallen, ebenso absolvierte ich mehrere Praktika in Produktionsfirmen, bei Daimler und der Lufthansa. Parallel dazu war ich in Fotolaboren beschäftigt und arbeitete in Kreativteams. So gründete ich mit einem Kommilitonen die Agentur „Ausprinzip“, mit der wir eigene Projekte realisierten. Ebenso arbeitete ich am Aufbau des Startups „WirNachbarn“ mit.
In den folgenden 2 Jahren war ich in der Werbeagentur Heimat beschäftigt, wo ich unter anderem als Social Media Manager für Opel arbeitete und später unter anderem an der Bundestags-Wahlkampagne der FDP mitwirkte.
Wie sind Sie dann zur IRC Relocation gekommen?
Gegründet wurde IRC Relocation vor 25 Jahren von meiner Mutter. Da sie aufgrund unserer vielen Umzüge über viel Erfahrung mit dem Thema verfügte, brachte sie beste Voraussetzungen dafür mit. Damals gab es kaum Menschen, die die Dienstleistung kannten. Zudem hatten die wenigen Anbieter damals noch keinen hohen Professionalisierungsgrad. Anfangs noch unter dem Namen Into Berlin bot meine Mutter ein Komplettpaket an Relocation-Leistungen an und wandelte das Unternehmen 3 Jahre später in IRC Relocation um.
Auch ich hatte als Expat-Kind natürlich von Klein auf mit dem Thema zu tun. So kam es, dass ich nach zwei Jahren Business-Development die Geschäftsführung übernahm und schließlich auch zum Eigentümer wurde.
In der ganzen Zeit legten wir immer großen Wert darauf, unser Unternehmen als eine Familie zu betrachten. Auch heute noch betrachten wir uns weniger als Top-Down-Firma, sondern viel mehr als Familienverband, der in allen Situationen zusammenhält.
Im Interview: Niklas Almerood von IRC Relocation, Bildquelle: © Niklas Almerood
Was sind Ihre wichtigsten Leistungen?
Der Kern unserer Arbeit besteht darin, ausländische Fachkräfte, die berufsbedingt nach Deutschland ziehen, bei Themen wie Immigration, Visa, Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnis zu unterstützen. Dabei betreuen wir die Wohnungs- und Büroflächensuche, bieten aber auch Hilfe beim sozialen Anschluss und allen damit in Zusammenhang stehenden Herausforderungen.
Unsere Aufgabe umfasst unter anderem die Profilerstellung für geeignete Immobilien, die Dokumentation von Wohnungsübergaben, die Organisation von Umzügen, aber auch Orientierungstouren in der Nachbarschaft. Weiterhin begleiten wir Behördengänge und helfen zum Beispiel bei der Führerscheinbeantragung, Steuerklassenwechsel und all dem, was für viele nicht wirklich klar ist.
Dabei ist es uns besonders wichtig, stets die ganze Familie zu unterstützen. Auch Ehepartnern und Kindern soll der Umzug in die neue Umgebung so leicht gemacht werden wie möglich. So kümmern wir uns beispielsweise um die Vermittlung von Bildungseinrichtungen und schaffen berufliche Perspektiven. Ebenso bieten wir interkulturelle Workshops und Change-Management-Workshops an.
Mit welchen Problemen haben Menschen typischerweise zu kämpfen, die aus dem Ausland berufsbedingt nach Deutschland ziehen?
Bei einem Umzug über Ländergrenzen gibt es immer besondere Herausforderungen. Hier ist beispielsweise die deutsche Bürokratie zu nennen, die erfahrungsgemäß vielen neuen Mitbürgern Schwierigkeiten bereitet. Weitere Schwierigkeiten, die vor allem die letzten zwei Jahre ausgemacht haben, waren im Zuge der Corona-Pandemie erschwerte Einreise- und Aufenthaltsmöglichkeiten sowie lange Wartezeiten bei den Behörden. Hinzu kommen Probleme mit Themen wie Versicherungen, Führerschein, Kontoeröffnung und Steuerklassenwechseln.
Geht es um Wohnungen, spielt vor allem das Thema Verfügbarkeit eine Rolle. Politische Vorstöße wie Mietpreisobergrenzen und der gescheiterte Mietendeckel haben zu einem Rückgang bei verfügbarem Wohnraum geführt. Das erschwert das Finden geeigneter Objekte in Arbeitsplatznähe.
Wie hat sich die Nachfrage nach Relocation-Dienstleistungen in den vergangenen Jahren entwickelt?
Hier zeigt sich ein ganz klarer Anstieg. Heute gibt es rund 10 Mal so viele Relocation-Agenturen wie noch vor 15 Jahren. Verantwortlich hierfür ist vor allem das allgegenwärtige Fortschreiten der Globalisierung und der Digitalisierung. Vor allem in größeren Unternehmen ist es üblich, Experten gleich zusammen mit einem Team zu engagieren, das ein Problem zeitnah löst und den Standort anschließend wieder verlässt.
Ebenso ist das Thema Fachkräftemangel von Bedeutung. Gibt es im Inland nur wenige geeignete Mitarbeiter, ist es für Unternehmen naheliegend, erfahrene Experten aus dem Ausland einfliegen zu lassen.
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Zukunft. Welche Pläne haben Sie in den nächsten 10 Jahren?
In den nächsten 10 Jahren wollen wir uns mit eigenständigen Teams in allen deutschen Großstädten etablieren. Zusätzlich wollen wir Immobilien und Kindergärten für unsere Kunden erwerben, um ihnen einen noch besseren Service bieten zu können.
Dann wünschen wir Ihnen dafür viel Erfolg und bedanken uns für die interessanten Einblicke.