Arbeitssicherheit: Was Unternehmer bei Arbeiten in signifikanten Höhen beachten sollten

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 14 Januar, 2024
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Die HSE, die jedes Jahr detaillierte Statistiken in Bezug auf die Anzahl von Verletzungen und Todesfällen in verschiedenen Industriesektoren veröffentlicht, brachte letztes Jahr Daten hervor, die belegen, dass über 40% aller fatalen Verletzungen vom Jahre 2013 bis zum Jahre 2014 eine Konsequenz von Fällen aus signifikanter Höhe waren. Zusätzlich zu diesen Daten wurden 581 Fälle, in der gleichen Zeitspanne, erfasst, die leichte oder schwere Verletzungen zur Folge hatten. Wir alle wissen jedoch, dass diese Vorfälle stets vermieden und die Risiken definitiv verringert werden können, vor allem durch die Recherche über die richtige Sicherheitsausrüstung, sowie dessen Erwerb und die vorgesehene Nutzung und Anwendung in jeglicher Situation.  

Die Regulierungen für die Arbeit an hoch gelegenen Arbeitsplätzen (WAH) wurden vor über einem Jahrzehnt eingeführt und sind nun, neben dem regulären Gesetz zur Arbeitssicherheit (Health and Safety at Work Act), gültig, um die Situation weiter zu verbessern; die Anzahl an Verletzungen und Todesfällen am Arbeitsplatz zu verringern. Heutzutage, sind Firmen gesetzlich dazu verpflichtet, in ein komplettes Gesundheits- und Sicherheitssystem zu investieren, welches auf alle potentiellen Risiken der Arbeit an hoch gelegenen Arbeitsplätzen aufgebaut ist und die zugehörige Ausrüstung für diese Arbeiten umfasst. Diese Systeme beinhalten Richtlinien, die grundsätzlich in hierarchischer Reihenfolge aufgebaut sind und Kontrollvorgänge für einen bestimmten Arbeitsplatz und eine bestimmte Arbeitsprozedur aufzeigen, beginnend mit der Indentifizierung aller möglichen Risiken und deren Beseitigung. Wenn ein Risiko nicht komplett eliminiert werden kann, müssen die Mitarbeiter mit der korrekten Schutzausrüstung (PPE) ausgestattet werden und ein komplettes Training bezüglich der Nutzung dieser Schutzausrüstung erhalten.

In Situationen, in denen ein Mitarbeiter, Arbeiten an hochgelegenen Arbeitsplätzen verrichtet und hierbei ein Risiko eines Sturzes aus signifikanter Höhe entsteht, ist ein Absturzsicherungssystem ein wichtiger Bestandteil. Ein Absturzsicherungssystem wird ausgelöst, wenn ein Sturz festgestellt wird.

Im Normalfalle enthalten diese Systeme:

  1. Einen Ganzkörpergurt,
  2. Ein stoßdämpfendes Trageband oder eine stoßdämpfende, einziehbare Rettungsleine,
  3. Einen Ankerpunkt,
  4. Eine Bergungsmethode.

Die Auswahl eines Absturzsicherungssystems, ist jedoch nicht so einfach. Es ist essentiell, dass man sich mit den spezifischen Risiken, in Verbindung mit der betreffenden Arbeit, vertraut macht und Systeme erwirbt, die hierfür geeignet und angemessen sind. Der Gebrauch eines unsachgemäßen Absturzsicherungssystems, sowie der unsachgemäße Gebrauch eines Absturzsicherungssystems, kann zu fatalen Fehlern führen.

Eine der vielen, essentiellen Überlegungen für Sicherheitsausrüstungen, auf die sich Produkt- und Zertifizierungsorganisationen seit der Einführung der WAH Regulationen festlegt haben, ist ein erhöhtes Risiko, ausgehend von Vorsprüngen und scharfen Kanten. Diese können Absturzsicherungssysteme beschädigen, beispielsweise durch Schnitte, Ausfransungen oder andere Beschädigungen der Rettungsleinen.

Vorsprünge und scharfe Kanten: Die Grundlagen

Die Definition einer scharfen Kante ist nicht einfach. Eine scharfe Kante ist, im Essentiellen, eine Kante, die, aufgrund ihres Radius, eine potentielle Gefahr für Rettungsleinen darstellt. Das ANSI (American National Standards Institute) führt Tests für die Auswirkung von scharfen Kanten auf Sicherheitssysteme, über einer Stahlstange mit einem Durchmesser von nicht weniger als 0.127mm durch. Wenn eine Rettungsleine hierbei durchgeschnitten, oder stark beschädigt wird, besteht dass Sicherungssystem den Test nicht. Die W.A.H. Regulationen erfordern, dass “keine scharfen Kanten vorhanden sind, durch die ein eingesetztes System eingeschnitten werden kann.” Es ist wichtig zu beachten, dass das Material, aus dem die Rettungsleine gefertigt ist, eine wichtige Rolle spielt. Bei der Nutzung im Umfeld von scharfen Kanten, eignen sich Rettungsleinen aus Edelstahl nicht so gut, wie Rettungsleinen aus verzinktem Stahl mit demselben Durchmesser. Auch spielt das Material, aus dem die scharfe Kante gefertigt ist, eine wichtige Rolle; beispielsweise schädigt eine Kante aus Stahl die Rettungsleine mehr, als eine Kante aus Beton oder Holz.

Auch spielt das Vorkommen von Vorsprüngen eine wichtige Rolle bei der Indentifizierung von Risiken und deren Beseitigung. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn das Absturzsicherungssystem sicher auf Fußhöhe, hinter dem Arbeiter, verankert wäre. Wenn der Arbeiter sich weiter vom Ankerpunkt entfernt, erhöht sich das Risiko eines Sturzes aus einer erhöhten Position.

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Sich über Gefahren bewusst sein

Das primäre Risiko, das durch Vorsprünge und scharfe Kanten entsteht, ist präsent, wenn eine Rettungsleine gespannt ist und sich über eine scharfe Kante streckt. Dies kann zu fatalen Beschädigungen der Rettungsleine führen und deren Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

Andere wichtige Risiken, in Verbindungen mit diesen Anwendungen beinhalten:

  • Eine erhöhte Falldistanz: Wenn ein Ankerpunt auf Fußlevel angebracht ist, kann es sein, dass die Auslösungsgeschwindigkeit des Absturzsicherungssystems nicht erreicht wird, bis zu dem Zeitpunkt, dass der D Ring des Mitarbeiters über den Vorsprung läuft.
  • Erhöhte Absturzkräfte: Aufgrund der erhöhten Falldistanz, wie zuvor beschrieben, erhöhen sich oft die Kräfte, die sich auf den Körper auswirken.
  • Erhöhtes Risiko eines Pendeleffekts: Eine erhöhte Falldistanz, in Kombination mit einem Ankerpunkt der schräg von dem ursprünglichen Fallpunkt gesetzt wird, kann zu einem Pendeleffekt führen. Dies führt zu einem erhöhten Risiko der Beschädigung der Rettungsleine, durch einen Vorsprung oder eine scharfe Kante.

Bewusste Entscheidungen treffen

Manager der Abteilung Gesundheit und Sicherheit müssen sich über spezifische Maßnahmen, die das Risiko von Gefahren und Risiken in Verbindung mit scharfen Kanten und Vorsprüngen verringern, informieren.

Diese Maßnahmen beinhalten:

  • Die Nutzung von standardgemäßen, selbstaufrollenden Rettungsleinen (SRLs) mit Energieabsorbern,
  • Das Abdecken von potentiellen Gefahrenstellen, wie beispielsweise das Abdecken der Kanten mit Anti- Verschleiß oder Anti- Reibungsmaterialien und/oder die Ausweitung des Radius, wenn möglich,
  • Das Erhöhen des Ankerpunktes, um die Falldämpfung zu erhöhen und die Fallhöhe zu reduzieren.
  • Das Verwenden von Rettungsleinen, die für den Gebrauch auf Fußlevel designed wurden, wenn dies ihr Einsatzgebiet ist.

Die Verwendung einer SRL, die nicht für Ankerpunkte auf Fußlevel ausgelegt wurde, kann in größeren Kräften resultieren, die während des Falles auf den Körper einwirken. Es muss somit bedacht werden, dass alle Komponenten des Absturzsicherungssystems so entworfen werden, dass diese die durschnittlichen Fallkräfte auf eine Kraft von 6kN oder weniger reduzieren.

Laut der HSE, sollten Nutzer von automatisch einziehbaren Rettungsleinen sich versichern, dass die SRLs, die sie verwenden, sicher auf einer horizontalen Ebene verwendet werden können. Wenn SRLs mit stoßdämpfenden Einheiten verwendet werden, sollten die Vorraussetzungen, wie beschrieben im CE EN360 VG 11 Sheet 60: Zertifizierungsprogramm eingehalten werden.

Versichern Sie sich, dass Ihre Mitarbeiter an einem sicheren Arbeitsplatz arbeiten

Es ist nicht nur wichtig, dass die richtige Sicherheitsausrüstung ausgewählt und implementiert wird, um die Risiken von Verletzungen und Todesfällen, die durch Stürze hervorgerufen werden, zu reduzieren; auch ist das richtige Training hierbei essentiell. Mitarbeiter müssen vollständig über alle Risiken und Gefahren informiert werden, die potentiell entstehen können, wenn Arbeiten in hochgelegenen Arbeitsplätzen verrichtet werden. Auch müssen diese über die richtige Nutzung dieser Sicherheitsausrüstung informiert werden, um Risiken sicher zu reduzieren.

Die WAH Regulationen besagen, dass “die Mitarbeiter, die diese Sicherheitssysteme nutzen, ein effektives und umfangreiches Training von einer kompetenten Person erhalten sollten.” Eine “kompetente” Person, ist eine Person, die die verbundenen Risiken richtig erkennen kann und alle umfassenden Maßnahmen identifizieren kann, die diese eleminieren oder vermeiden können.

Vorsprünge oder scharfe Kanten, stellen unike Absturzrisiken bei Arbeiten an hoch gelegenen Arbeitsplätzen dar, die berücksichtigt und miteinbezogen werden müssen, bei der Erstellung von Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen. Es ist daher sehr wichtig, dass diese Gefahren, sowie die Risiken, die diese darstellen, für die Identifizierung und die Auswahl des richtigen Absturzsicherungssystems für Mitarbeiter, sehr genau berücksichtigt werden.

Für weitere Informationen, sowie die Auswahl des richtigen Absturzsicherungssystems für Ihre Anwendung, sowie weitere Informationen über Trainingsmöglichkeiten, besuchen Sie bitte unsere Homepage unter capitalsafetyservices.com.


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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