Es gibt mehr als nur einen Typ Investor
Schon die Möglichkeiten, das eigene Startup zu finanzieren, sind ungeahnt umfangreich. Das belegt eine Umfrage unter deutschen Startup-Gründern in Bezug auf deren Finanzierungsquelle. Unangefochten an erster Stelle steht bei 82,4 Prozent der Unternehmen die Finanzierung aus Eigenkapital. Auch staatliche Förderung oder Freunde und Familie können durchaus Möglichkeiten bieten, finanzielle Mittel zu erhalten. Gut hat es allerdings, wer seine Optionen kennt. Denn mit den genannten Finanzierungsquellen sind die potenziellen Wege noch nicht in ihrer Gänze markiert. Das zeigt ein Blick in die unteren Bereiche der bereits angesprochenen Umfrage.
21,3 Prozent der befragten Unternehmer finanzierten sich demnach über die Hilfe eines sogenannten „Business Angel“. Bei diesen Unterstützern handelt es sich um Privatpersonen, die häufig dank eigener erfolgreicher Unternehmerschaft auf hohe finanzielle Mittel zugreifen können. Sie beteiligen sich mit sogenanntem Wagniskapital an Startups und hoffen das Beste für ihre Investition. Von Business Angels erhalten Startup-Gründer in vielen Fällen auch fachliche Hilfe, die bei Aufbau und Führung des Unternehmens nützlich sein kann.
Nach den Business Angels dann folgt mit 15,9 Prozent das sogenannte Venture Capital. Her beteiligen sich Gesellschaften am Unternehmen und bieten ihnen im Gegenzug für Anteile finanzielle Unterstützung. Woher die Geldmittel von Venture Capital Gesellschaften kommen, kann sich durchaus unterscheiden. Manche suchen nach Wegen, Geld von dritten Investoren sinnvoll anzulegen, während wieder andere eigene Mittel aufbringen, mit Förderbanken kooperieren oder auch die Finanzkraft großer Unternehmen nutzen. Gleichermaßen möglich sind Kombinationen der genannten Wege.
Besonders lohnt es sich auf Partner zu setzen, die sowohl Geld als auch Wissen anbieten. Häufig sind Venture Capital Gesellschaften im Besitz erfahrener Unternehmer, die sich selbst mit dem Aufbau erfolgreicher Existenzen auskennen, so dass sich hier eine sinnige Kombination ergibt. Das beweist auch die Köhler Group, ein Unternehmen von René Marius Köhler, der einst das Unternehmen Internetstores gründete. Nach 14 Jahren hat sich der Gründer vor einiger Zeit für den Verkauf seines Unternehmens entschieden und geht mit seiner Venture Capital Gesellschaft neue Wege. In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung spricht er über seine Motivation, Werte zu schaffen. Ein Gründer eines E-Commerce Unternehmens kann hier entsprechend profitieren und Know-How vom Investoren mitnehmen. Wer sich im Bereich der künstlichen Intelligenz einen Namen machen möchte, ist hier vermutlich fehl am Platz – dann wäre beispielsweise Asgard der richtige Partner, um Fachwissen und wichtige Kontakte zu finden, da sich der Gründer Fabian Westerheide auf dieses Wissen spezialisiert hat, die passenden Kooperationen vorweisen kann und sich überdies in überregionalen Komitees und Konferenzen engagiert. So muss jeder Gründer gezielt in seinem Segment schauen, um die optimale Entwicklung anzustreben.
Echtes Interesse und eine klare Strategie sind wertvolle Pluspunkte, die gute von schlechten Investoren trennen. Bildquelle: Depositphotos.com
Doch zurück zur Umfrage: 10,9 Prozent der Befragten gaben an, ihre finanziellen Mittel von
- Inkubatoren,
- Company Buildern
- oder auch Accelerators
erhalten zu haben. Alle drei kommen meist schon ganz am Anfang der Gründung ins Spiel. Während Inkubatoren junge Unternehmer auf dem Weg zur eigenen Idee unterstützen und beim Netzwerken sowie dem Aufbau von Know-How helfen, tragen Company Builder selbst die Verantwortung für die Entwicklung einer guten Idee. Ein eigens zusammengestelltes Team kümmert sich dann um die Gründung und Umsetzung. Acceletators am Schluss dieser Auflistung kommen erst dann, wenn die Idee bereits steht. Sie bieten nicht immer finanzielle Hilfe, sondern fokussieren sich häufig auf die Bereitstellung von fachlicher Beratung über einen gewissen Zeitraum.
Die Chemie muss auch in Sachen Kapital stimmen
Schon anhand dieser Aufzählung wird klar: Den „einen“ Investor gibt es nicht. Unternehmer müssen sich entscheiden, welche Optionen am besten zu ihnen passen. Dabei spielt nicht nur die grundsätzliche Ausrichtung eines Investors eine bedeutende Rolle, sondern auch die Qualität der Beziehung zwischen Gründer und Unterstützer.
Das gilt insbesondere dann, wenn Investoren mehr bieten als bloße finanzielle Hilfe. Wer vom umfangreichen Wissen und der Erfahrung eines Unterstützers profitieren will, muss von Beginn an zu enger und respektvoller Kommunikation fähig sein. Die Begeisterung eines Investors für das frische Projekt spielt hier eine wichtige Rolle. Schließlich entwächst Leidenschaft nur der festen Überzeugung, in ein potenzialreiches und zukunftsfähiges, spannendes Unternehmen zu investieren.
Wer einen Investor sucht, sollte daher mehr als nur eine Stelle kontaktieren. Hierbei kristallisieren sich Unterschiede in der Kommunikation und auch Begeisterung für das Projekt schnell heraus. Wenn ein Investor sich nicht für die Idee erwärmen kann, ist das daher noch kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Vielleicht passt sein individueller Fokus nicht zur Ausrichtung des Startups. Vielleicht will er nicht in der Gründungsphase investieren, sondern lieber später hinzustoßen. Und vielleicht passen Gründer und Investor auch einfach nicht zusammen. Wer sich die Zeit nimmt, diese Möglichkeiten auszuloten und mit Investoren eingehende Gespräche sucht, wird nach einiger Zeit sicher fündig. Das mag dauern, zahlt sich in Sachen Erfolgskurve jedoch im wahrsten Sinne des Wortes aus.
Punkte, die bei der Entscheidung helfen
Eines steht fest: Gründer, die sich bereits gut mit ihren Business-Vorhaben auskennen und einen soliden Finanzplan vorlegen können, haben es auch bei der Suche nach Investoren leichter. Schließlich zeigt gute Vorbereitung, wie viel Enthusiasmus, Professionalität und auch Potenzial hinter dem Urheber einer Idee stecken. Für den Investor, der sich in aller Regel am finanziellen Erfolg des Unternehmens beteiligt sehen will, sind das ausschlaggebende Argumente für oder auch gegen die Kooperation.
Doch auch Gründer und Unternehmer sollten sich nicht ohne Weiteres für einen Investor entscheiden. Auch hier gibt es Punkte, die bei der Identifikation vorteilhafter Partner helfen:
Der erste Punkt ist die Strategie des Investors, wie sie sich bereits vor der Investition darstellt. Als vorteilhaft gelten Investoren, die sich auf bestimmte Branchen oder auch Bereiche konzentrieren und ihre Partner bereitwillig kennenlernen und begleiten wollen. Ist ein Investor nicht dazu in der Lage, den Überblick über seine Investitionen zu behalten und setzt er auf eine auffällig breite Streuung in Startups verschiedenster Richtungen, kann das einen Hinweis auf künftige Probleme liefern.
Auch die Art des persönlichen Kontaktes ist ein Aspekt, der das Potenzial einer Zusammenarbeit herausstellen kann. Ein guter Investor wird sich Zeit für eingehende Gespräche nehmen, sich intensiv mit der Materie befassen und auch die Hintergründe einer Idee erfassen wollen. Die Kommunikation gestaltet sich respektvoll und wertschätzend. Hier wird das Interesse des Investors am Gelingen des Projektes schon spürbar, bevor das erste Geld fließt. Verläuft der Erstkontakt jedoch nur oberflächlich und kommen Gründer nicht umhin, ein gewisses Desinteresse an ihren persönlichen Fragen oder Wünschen zu bemerken, sollte die Suche weitergehen.