Wie wird eine Selbstständigkeit im Lebenslauf bewertet?
Selbstständigkeit bzw. eine freiberufliche Tätigkeit wird nicht prinzipiell als gut oder schlecht gesehen. Es existieren positive wie negative Assoziationen. Wichtig ist es, diese zu kennen. Auf diese Weise lässt sich die Darstellung im Lebenslauf zweckmäßig anpassen.
Negative Assoziationen mit einer Selbstständigkeit im Lebenslauf
- eventuell mangelnde Teamfähigkeit
- Probleme mit festen Arbeitszeiten
- charakterliche Schwierigkeiten („Chefgebärden“)
- mangelnde Anpassungsfähigkeit
- Versuch, Fördergelder abzugreifen
- Selbstüberschätzung
Positive Interpretationen
- Wille, etwas aufzubauen
- Engagement
- wertvolle Erfahrungen in der Geschäftswelt
- Verantwortungsübernahme
- Bereitschaft, aus der eigenen Komfortzone herauszugehen
Der erste Schritt: Beispiele für einen entsprechenden Lebenslauf online suchen
Zu Beginn sollten Sie online recherchieren, wie andere Personen die Aufgabe gemeistert haben – bzw., was Experten empfehlen. Sie können entsprechende Beispiele für einen Lebenslauf hier finden. Nutzen Sie die Gelegenheit, gleich Ihren kompletten Lebenslauf an die gängigen Standards anzupassen. Denken Sie daran, dass es je nach Branche Unterschiede geben kann, welche Struktur Personaler erwarten.
Auf eine positive Darstellung achten – aber bei der Sache bleiben
Für die Formulierung der Selbstständigkeit gilt, dass diese positiv dargestellt werden sollte. Sie stellen Ihre konkrete Tätigkeit vor und fügen beispielsweise die Qualifikationen sowie Erfahrungen an, die Sie im Rahmen der Selbstständigkeit erworben haben. Bleiben Sie dabei jedoch bei der Sache: Wenn Sie sich um eine Stelle in Führungsverantwortung bewerben, wirkt etwa der Hinweis unpassend, dass Sie Geschäftsführer ihres eigenen Ein-Mann-Unternehmens waren. Halten Sie die Erläuterungen knapp. Nutzen Sie die online recherchierten Beispiele als Orientierungshilfen.
Stringente Begründungen sind wichtig
Grundsätzlich legen Personaler bei der Personalauswahl großen Wert auf stringente Begründungen. Sie erkennen vorgeschobene Argumente. Wenn Sie mehrere Selbstständigkeiten im Lebenslauf in kurzer Zeit vermerkt haben, verlangt dies nach einer Erklärung. Wenn Sie sehr lange ausschließlich freiberuflich tätig waren, müssen Sie eine nachvollziehbare Begründung bieten, weshalb Sie jetzt eine Festanstellung anstreben – und weshalb Sie sicher sind, dass Sie die Umstellung meistern können.
In manchen Berufssparten sind Zeiten als Freiberufler typisch
Teilweise ist es einfach, stringente Begründungen zu liefern. In einigen Berufssparten ist die Arbeit als Freiberufler typisch. Wer in den Medien, im Online-Marketing oder im Designbereich heimisch ist, arbeitet beispielsweise oft selbstständig. Dies wird nicht nur nicht als Nachteil gewertet, sondern positiv gesehen.
Sie haben schließlich Kontakte zu zahlreichen Unternehmen in dieser Zeit geknüpft. Sie verfügen also über ein breites Netzwerk, das Sie mit zu einem Arbeitgeber bringen. Sie wissen zudem um die Abläufe in den Unternehmen. Entsprechend können Sie überzeugend darlegen, dass Sie keine falsche Vorstellung davon haben, was der Wechsel von der Selbstständigkeit beziehungsweise der Arbeit als Freiberufler in ein Angestelltenverhältnis bedeutet.
Referenzen von Geschäftspartner helfen immens
Wenn Sie in keiner der für Selbstständigkeit typischen Branche tätig sind, ist die Lage etwas komplizierter. In einem solchen Fall möchten sich Personaler nicht nur auf Ihr Wort verlassen, sondern wissen, dass Sie die Anforderungen als Angestellter kennen. Sinnvoll ist es in einem solchen Fall, den Lebenslauf um eine Seite zu erweitern, um Referenzen hinzuzufügen.
Bitten Sie Geschäftspartner um entsprechende Schreiben. Wenn Sie nicht allein selbständig gewesen sein sollten, können Sie Ihren Mitgründer um ein Zeugnis bitten. Lassen Sie andere Personen von Ihren Stärken berichten. Zuverlässigkeit und die Qualität Ihrer Arbeit sind unter anderem Argumente, die Eingang in die entsprechenden Darstellungen finden sollten.
Um eine Selbstständigkeit im Lebenslauf angemessen darzustellen, ist Offenheit wichtig. Bildquelle: Depositphotos.com
Gründe für das Scheitern allgemein halten
Ein häufiger Grund, weshalb Freiberufler bzw. Selbstständige in ein Angestelltenverhältnis zurückkehren möchten, ist wenig erfreulich: das eigene Unternehmen bzw. Freiberuflertum ist gescheitert. Obwohl Ehrlichkeit und Transparenz im Lebenslauf wichtig sind, gibt es Grenzen. Diese sind hier erreicht.
Zur Erklärung: Sie streben eine langfristige Beziehung zu Ihrem potenziellen neuen Arbeitgeber an. Entsprechend sollten Sie nicht schon im Lebenslauf lügen. Mehr als 70 Prozent der Bewerber werden aussortiert, weil falsche Angaben im Lebenslauf aufgefallen sind. Das Scheitern kann allerdings sensible Informationen betreffen, die Sie nicht nennen möchten oder dürfen.
Dies kann in geschäftlicher wie in privater Hinsicht gelten. Als Beispiele: Sie wurden betrogen. Das Gerichtsverfahren läuft jedoch noch und Sie können deshalb keine Details offenbaren. Dies kommt bei einem neuen Arbeitgeber auch nicht gut an. Dieser möchte schließlich nicht, dass Sie Details aus Ihrer Beschäftigung in seinem Unternehmen weitergeben, sollten Sie sich eines Tages einen anderen Arbeitsplatz suchen.
Als persönlicher Grund kann es sein, dass Ihnen die Arbeitsbelastung zu hoch war. 30 Tage Urlaub pro Jahr, jede Woche zwei Tage Wochenende und freie Feiertage sind Dinge, die für viele Freiberufler und Selbstständige ebenso wichtig Infragekommen wie „nur“ acht Stunden Arbeit pro Tag. Trotzdem liest kein Arbeitgeber gerne, dass die Selbstständigkeit wegen einer zu hohen Arbeitsbelastung aufgegeben wurde. Die Gründe für das Scheitern dürfen Sie deshalb allgemein halten. Sprechen Sie von einer „persönlichen Neuorientierung“.
Eine Selbstständigkeit auf keinen Fall verschweigen
Was Sie keinesfalls tun sollten, ist das Verschweigen einer Selbstständigkeit bzw. einer Zeit, in der Sie freiberuflich gearbeitet haben. Dies hat zwei Gründe. Erstens fällt es unter das bereits erwähnte Gebot, dass Sie nicht lügen sollten. Zweitens entsteht auf diese Weise eine Lücke in Ihrem Lebenslauf, die Sie erklären müssen. Im schlimmsten Fall verstricken Sie sich dabei in weitere Lügen. Geben Sie alle entsprechenden Arbeitszeiten ehrlich an. Provozieren Sie nicht unnötige Fragen, die Sie nicht ohne Probleme beantworten können.
Fazit: Offenheit ist von entscheidender Bedeutung
Insgesamt gilt also: Um eine Selbstständigkeit im Lebenslauf angemessen darzustellen, ist Offenheit wichtig. Seien Sie transparent und ehrlich. Denken Sie allerdings daran, dass es dabei auch Grenzen gibt. Sie konzentrieren sich auf die positiven Aspekte der Zeit, in der Sie Ihr eigener Chef waren. Und Sie sind nicht dazu gezwungen, im Detail die Gründe für ein eventuelles Scheitern aufzulisten. Formulieren Sie stringent, schlüssig und machen Sie deutlich, wie Ihre Erfahrungen für das neue Unternehmen helfen können.