Vom Neuling zum Objekt der Begierde
Einer Unternehmensgründung geht stets eine gute Idee voraus. Darauf basiert dann das Konzept, und auch alle weiteren Maßnahmen richten sich am ursprünglichen Geistesblitz aus. Im Idealfall schärft die neu gegründete Firma schon früh ihre Marke und baut kontinuierlich einen treuen Kundenstamm auf. Bei zunehmendem Erfolg ist es nur eine Frage der Zeit, bis Analysten den Unternehmenswert berechnen und veröffentlichen. Irgendwann kommen schließlich größere Firmen auf die Inhaber zu und unterbreiten ein Angebot zur Übernahme. Ist die Summe hoch genug und stimmen auch die weiteren Eckdaten, steht einem Deal nichts im Weg. Allerdings ist längst nicht jeder Unternehmensgründer dazu bereit, sein Start-up abzugeben – selbst dann nicht, wenn der Verkauf eine erhebliche Summe einbringt.
Der Wert eines Start-ups ist schwer zu ermitteln, Bildquelle: Selbststaendigkeit.de
Die Ermittlung des Unternehmenswerts
Ob aus reinem Interesse oder um auf ein Kaufangebot zu reagieren: Jeder Firmeninhaber möchte über kurz oder lang den Unternehmenswert berechnen. Dies ist jedoch alles andere als einfach. Grundsätzlich gibt es drei Werte, die zurate gezogen werden können: der Substanzwert, der Kapitalwert und der Marktwert. Zur Ermittlung des Substanzwerts werden die Besitztümer des Unternehmens betrachtet und ihre Werte addiert. Um den Kapital- und den Marktwert zu berechnen, kommen jeweils zwei verschiedene Verfahren infrage. Jede Art der Berechnung fördert ein anderes Ergebnis zutage, wobei es auch bei der Anwendung des gleichen Verfahrens zu unterschiedlichen Werten kommen kann. Beim Substanzwert wird beispielsweise standardmäßig der Wert von Immobilien, Maschinen, Fahrzeugen und anderen Objekten in die Rechnung einbezogen. Was jedoch oftmals vergessen wird, ist die Erwägung von Faktoren, die nicht zu sehen sind, aber ebenso wichtig für das Unternehmen sind wie die veräußerbaren Gegenstände. Dabei handelt es sich etwa um
- die Marke,
- den über die Jahre aufgebauten Kundenstamm und
- das Wissen der Angestellten, das diese ebenfalls über längere Zeit erworben haben.
Ohne diese Werte hätte es jedes Unternehmen deutlich schwerer, am Markt zu bestehen. Allerdings ist es sehr schwierig bis unmöglich, dem Markennamen, dem Firmenlogo oder dem Slogan ein Preisschild umzuhängen. Aus diesem Grund ist es auch alles andere als einfach, den Gesamtwert eines Unternehmens verlässlich zu bestimmen.
Beispiele für lukrative Start-up-Deals
Allein ein Blick auf die Firmen, mit denen man sich in Deutschland Essen liefern lassen kann, zeigt, wie viel Geld sich verdienen lässt, wenn man ein Start-up verkauft. Im Jahr 2000 gründete der damalige Student Jitse Groen aus den Niederlanden die Firma Thuisbezorgd. Damit brachte er ein Online-Portal an den Start, dank dem die Nutzer aus verschiedenen Lieferdiensten für Essen auswählen konnten. Im Jahr 2010 wurde das Unternehmen in Takeaway.com umbenannt und begann, Start-ups in anderen Ländern zu übernehmen, um auch dort seine Services anbieten zu können. So kaufte Takeaway.com im Jahr 2014 den deutschen Anbieter Lieferando für 50 Millionen Euro. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen gerade einmal fünf Jahre alt. Der schon damals größte Konkurrent von Lieferando war Delivery Hero, das im Mai 2011 in Berlin gegründet wurde. Schon wenige Jahre nach dem Startschuss übernahm die Firma schon andere Start-ups – unter anderem den türkischen Dienst Yemeksepeti, der im Mai 2015 für 589 Millionen Euro aufgekauft wurde. Eine höhere Summe war für eine Firma im Bereich der Lebensmittellieferung bis dahin noch nie gezahlt worden. Delivery Hero übernahm in der Folgezeit auch Foodora, gab allerdings sein Geschäft in Deutschland Ende 2018 an Takeaway.com ab. Das Volumen des Deals belief sich auf 930 Millionen Euro.