Zahnärzte müssen auf Wirtschaftlichkeit achten
Die meisten Patienten würden es wohl nicht ahnen, denn Zahnärzte gelten weithin als wohlhabend. Doch viele Zahnarztpraxen haben ökonomische Schwierigkeiten. Das Team arbeitet mit voller Kraft, aber am Ende des Jahres geht die Rechnung nicht auf. Wer als Zahnarzt wirklich erfolgreich sein möchte, muss denken und agieren wie ein Unternehmer. Das fällt jedoch vielen nicht leicht. Das könnte auch damit zu tun haben, dass bestimmte Denkweisen, die einen fachlich versierten Zahnmediziner ausmachen, in der Geschäftswelt eher hinderlich sein können.
Ein Zahnarzt, der seinen Beruf ernstnimmt, würde bei der Behandlung der Patienten niemals ein größeres Risiko eingehen als für den Behandlungserfolg unbedingt erforderlich ist. Vorsicht und eine gewisse Zurückhaltung sind im fachlichen Bereich also ohne Zweifel wichtige Tugenden. Denn der Mediziner hat eine ethische und nicht zuletzt auch haftungsrechtliche Verantwortung gegenüber seinen Patienten und der Gesellschaft. Im Gegensatz dazu gehört für einen Unternehmer oder jemanden, der gerade erst die Existenzgründung wagt, das Risiko zum Geschäft. Denn in der Geschäftswelt werden Risiken kalkuliert – und unter bestimmten Umständen eingegangen. Zahnärzte können sich oftmals nur mit Schwierigkeiten auf eine risikobereite Denkweise einlassen.
Mit Risiken umgehen – das kann man lernen
Für eine Praxis kann zum Beispiel der Kauf neuer Geräte ein Risiko sein. Das gilt auch für die Einführung einer neuen Behandlungsmethode oder die Einstellung von Personal. In diesen Punkten sind deshalb klare Entscheidungen gefragt. Handelt der Zahnarzt als Unternehmer, dann muss er mit der Unsicherheit leben, die sich aus Veränderungen ergibt. Unternehmer betrachten das Neue als Herausforderung. Sie legen Wert auf Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Wer hingegen vor allem auf Sicherheit bedacht ist, wird im Business-Alltag starken negativen Stress erfahren. Um damit umgehen zu können, sollten selbständige Zahnärzte grundsätzlich an der individuellen Weiterentwicklung arbeiten. Dazu kann es sinnvoll sein, betriebswirtschaftliche Fachliteratur zum Thema Risikomanagement zu lesen und die Erkenntnisse daraus in den Praxisalltag einfließen zu lassen.
Erfolg ist planbar
Um im ökonomischen Sinne erfolgreich zu arbeiten, muss jede Praxis Leistungen erbringen und diese dann korrekt abrechnen. Für seine Tätigkeit steht dem Zahnarzt – wie jedem anderen Unternehmer – nur eine klar begrenzte Menge an Ressourcen zur Verfügung. Die müssen gezielt und effizient eingesetzt werden. Um ein optimales Ergebnis erreichen zu können, muss ein Zahnarzt neben seinen Fachkompetenzen auch Kompetenzen in Sachen Unternehmensführung und Management mitbringen.
In einer Zahnarztpraxis gehört das Personal zu den Ressourcen von zentraler Bedeutung. Wichtig ist außerdem die Anzahl der verfügbaren Behandlungszimmer. Und selbstverständlich die vorhandene Behandlungstechnik. Diese Faktoren haben Auswirkungen auf die Zeit, die für die Behandlung eines einzelnen Patienten benötigt wird. Eine optimale Wertschöpfung entsteht nur dann, wenn diese Faktoren bedacht werden. So werden ausreichend Erlöse generiert, um die Kosten decken zu können. Nachdem alle Kosten subtrahiert wurden, bleibt der Unternehmensgewinn.
Victor Schröders Geschäftsmodell: Erfolg mit dem Zahnarzt-Zentrum. Bildquelle: Depositphotos.com
Schröder ist selbst gar kein Zahnarzt
Das ist die ökonomische Wirklichkeit. Doch im Alltag gestaltet es sich für viele Zahnärzte eher schwierig, eine eigene Praxis unter ökonomischen Vorzeichen zu führen. Deshalb entstehen in Deutschland immer mehr Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die auf Zahnmedizin spezialisiert sind. Anders als bei Gemeinschaftspraxen sind die Fachmediziner in den MVZ Angestellte mit festem Gehalt. Das Unternehmen wird von einer Geschäftsführung geleitet. Die ist zuständig für das Management und die Entwicklung, sie trifft alle ökonomischen und strategischen Entscheidungen. Der angestellte Zahnarzt kann sich in dieser Konstellation vollkommen auf seine Arbeit zum Wohl des Patienten konzentrieren.
„In zahnärztlichen MBZ werden alle zahnmedizinischen Leistungen unter einem Dach angeboten“, sagt Victor Schröder. Der Geschäftsführer des Medentes Zahnarztzentrums im Berliner Bezirk Reinickendorf ist selbst gar kein Zahnarzt. Nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Berlin und London übernahm Schröder die Stelle in der Zahnarztpraxis seiner Eltern. Seither ist es ihm gelungen, das angesehene Familienunternehmen systematisch zu einem der erfolgreichsten MBZ Deutschlands auszubauen. Für die Patienten sei eine Behandlung in der Großpraxis äußerst praktisch, erläutert Schröder, denn die Spezialisten seien dort nah beieinander zu finden. „Beispielsweise sitzt der Kieferorthopäde direkt neben dem Implantologen oder dem Experten für Wurzelkanalbehandlungen.“
Eine große Praxis wie Medentes hätte aus ökonomischer Sicht Vorteile gegenüber allein arbeitenden Zahnärzten, sagt Schröder. Das seien zum Beispiel Mengenrabatte beim Einkauf oder auch eine durchgehend höhere Auslastung der Behandlungseinheiten. Ferner sei es seinem Unternehmen möglich, in besonders teure Geräte zu investieren und man könne ein eigenes Labor unterhalten.
Am Ende profitiert der Kunde
Die Arbeit von Zahnärzten muss nicht nur fachlich korrekt sein. Sie muss sich auch rechnen. Da das in Einzelpraxen oft zu einem Problem wird, hat sich das Medizinische Behandlungszentrum als Alternative bewährt. Dadurch ergeben sich Chancen für dynamische Unternehmer, die ihre wirtschaftliche Kompetenz einbringen. Davon profitiert unter dem Strich vor allem der Patient, denn die größeren Praxen können auf mehr Manpower und bessere Ausstattung zugreifen.