Man muss mit der Zeit gehen
Die Arbeit in Familienbetrieben darf und muss sich von Generation zu Generation verändern. Hier ist es wichtig, dass Expertise der Vorgängergeneration und neue Impulse des Nachwuchses gleichermaßen in die Firmenphilosophie einfließen. Der Wandel von Technologien und Industriestandards ist unvermeidlich: Noch vor wenigen Generationen wurden die Farben handgemischt. Heute arbeiten Malerbetriebe nahezu komplett digitalisiert und setzen modernste Maschinen ein. Auch der Kundenstamm hat sich verändert. Früher war es zum Beispiel eine häufige Aufgabe, für Privat- und Geschäftskunden Schilder von Hand zu malen. Heute übernehmen diese Aufgabe Druckereibetriebe, zum Malerberuf gehört Schilderherstellung heute klassischerweise nicht mehr.
Talente der jeweiligen Generation nutzen
Aber nicht nur der Wandel der Zeit kann Veränderungen in der Ausrichtung eines Familienbetriebes anstoßen. Oft hat der Nachfolger andere Interessen oder Talente als der Vorgänger. Dies sollte bei der Unternehmensplanung berücksichtigt werden – auch, wenn das dem Senior nicht immer leichtfällt. Erfolgreich war so eine Neuausrichtung beispielsweise beim Berliner Malerbetrieb Kluge. Der Meistertitel wird hier bereits in 4. und 5. Generation getragen.
Als Maler selbstständig werden: Von Familienbetrieben lernen, Malerbetrieb Kluge. Bildquelle: Depositphotos.com
Georg Reichard, der Sohn des Gründers, war ein begeisterter Künstler. Der Fokus des Betriebes verschob sich dementsprechend vom Schildermalen zu Wandmalereien und Vergoldungsarbeiten. Hans Joachim Kluge arbeitete überwiegend für gewerbliche und staatliche Auftraggeber, Olaf Kluge in 4.Generation und Kevin Kluge in 5.Generation arbeiten wieder mit einem gesunden Mix aus privaten, gewerblichen und staatlichen Auftraggebern. Heute wird auch mit einem größeren Leistungsspektrum gearbeitet: Das reicht von standardmäßigen Anstrich- und Spachtelarbeiten über Spezialleistungen, wie Arbeiten am Denkmalschutz oder antibakterielle Anstriche. Selbst beim traditionsreichen Familienbetrieb bleibt also der attraktivste Aspekt der Existenzgründung erhalten: Selbstbestimmung. Jede Generation kann selbst entscheiden, wie sie ihre Arbeit ausrichten möchte.
Vom Generationenaustausch profitieren
Was lässt sich also von den familiengeführten Malerbetrieben lernen? Vor allem, wie wichtig eine gute Balance von Tradition und Innovation ist. Die Grundlagen der Handwerkskunst und auch der Geschäftssinn werden von Generation zu Generation weitergegeben. Aber mit jedem Zuwachs zum Familienunternehmen veränderte sich auch die Ausrichtung der Malerfirma. Beides kann das Unternehmen voranbringen: Zumindest, wenn der Wissenstransfer zwischen Generationen in beide Richtungen funktioniert. Auch muss der Lehrmeister im rechten Moment die Zügel loslassen – und der Nachwuchs sie furchtlos und selbstbewusst ergreifen.