Im Coaching sortiere ich in einem kostenlosen Erstgespräch mit meinem potentiellen Klienten sein Themenfeld und seine grundsätzlichen Anliegen. Wir „beschnuppern“ uns und entscheiden uns dann, ob eine Zusammenarbeit zustande kommt. Die erste Sitzung startet in der Regel dann damit, dass der Klient sein Anliegen, sein Problem und sein Ziel konkret in einem Satz formuliert. Dies dient der klaren Fokussierung auf das Thema und letztlich lassen sich auch nur von einer konkreten Zielsetzung Kriterien ableiten, an denen man später einen Erfolg der gemeinsamen Arbeit messen kann. Allein diese Fokussierung nimmt nicht selten schon einen Großteil der ersten Stunde ein.
Viele Klienten können zwar stundenlang erzählen, schaffen es aber alleine nicht, das Wesentliche in einem Satz (oder auch zwei …) zu verdichten. Im Coaching erarbeiten wir das dann im ersten Schritt häufig gemeinsam und der Klient schreibt diese Sätze für sich auf.
„Hilfe, es brennt …“ – Probleme im Projekt
Auch in meinem Berufsalltag erlebe ich es oft – Mitarbeiter stehen vor mir und bitten um Unterstützung in einem Projekt. Alles ist plötzlich zu viel, nicht mehr zu schaffen, die Fertigstellung ist definitiv gefährdet, es gibt ganz viele Probleme wenn jetzt nicht sofort Unterstützung ins Team kommt …
Frage ich konkret nach, wo das Projekt aktuell steht, was genau das Problem ist oder welche Aufgaben ein zusätzlicher Mitarbeiter denn genau übernehmen soll, können sie häufig keine Antwort geben. Meist gelingt es uns dann im Zweiergespräch nach und nach die entscheidenden Punkte herauszuarbeiten und diese zu priorisieren. Nicht selten erledigen oder relativieren sich dabei schon die ein oder anderen Hürden, die kurz zu vor als unüberwindbar wahrgenommen wurden.
Ein Problem ist bereits zur Hälfte gelöst, wenn es klar formuliert ist! Bildquelle: Depositphotos.com
Die Gründe dass wir oft den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen sind vielfältig und ich möchte an dieser Stelle gar nicht im Detail darauf eingehen. Sicherlich ist vieles dem heutigen Arbeitstempo und der wachsenden Komplexität in vielen Berufszweigen und Projekten geschuldet. Gerne möchte ich Ihnen eine Hilfestellung geben, wie Sie mit solchen Situationen künftig umgehen können.
Gespräche sind das Eine, aber wie schaffen wir es noch, Probleme klarer zu sehen, konkret zu benennen, zu priorisieren und Optionen herauszuarbeiten?
„Denken um zu schreiben um zu denken“
Das Zitat des deutschen Philosophen und Schriftstellers Dr. Manfred Hinrich trifft es, finde ich, auf den Punkt. Um Dinge klar zu sehen, sortieren und priorisieren zu können hilft es ungemein, sie aufzuschreiben oder auch aufzuzeichnen. Auch das klingt so simpel wie die Überschrift des Beitrages, dennoch macht es kaum jemand!
Der „Problemlöse-Algorithmus“
Dem amerikanischen Physiker und Nobelpreisträger von 1965, Richard Feynman, wird der folgende sogenannte „Problem Solving Algorithm“ zugeschrieben – Sie haben ihn vielleicht in der ein oder anderen Zitate-Sammlung auch schon einmal entdeckt:
- Write down the problem
- Think very hard
- Write down the answer
Auch nach seinem Ansatz liegt der Schlüssel jeder Problemlösung zunächst im Aufschreiben und erst dann im Nachdenken.
Einmal Aufgeschriebenes ist erst einmal aus dem Kopf und kann dann mit entsprechender (emotionaler) Distanz betrachtet werden. Das Aufschreiben oder Visualisieren hilft Dinge klarer und realistischer zu sehen. Riesige unüberwindbare „Problemberge“ werden auf einmal kleiner und überschaubarer bzw. lassen sich durch das Aufschreiben in kleine handliche (lösbare) Einzelteile zerlegen.
Probieren Sie es einmal aus, wenn Sie das nächste Mal das Gefühl haben der Überforderung nah zu sein oder gar nicht mehr wissen, welches Problem sie als erstes angehen wollen.
Ich freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Erfahrungen.