Betriebswirtschaftliches Know-how für Gründer – kurz, klar, umsetzbar

Verfasst von Hanno Steiger. Zuletzt aktualisiert am 11 Oktober, 2025
Lesezeit Minuten.
Viele Gründungen scheitern nicht am Produkt, sondern an der Steuerung dahinter: Preise, Liquidität, Steuern, Vertriebsfokus. Dieser Leitfaden bringt die betriebswirtschaftlichen Grundlagen auf den Punkt – mit klarer Reihenfolge für die Praxis.   

1) Geschäftsmodell zuerst: Wie verdienen Sie morgen Geld?

Starten Sie mit einem kompakten Modell Ihres Geschäfts: Welches Problem lösen Sie, für wen, über welche Kanäle – und zu welchem Preis? Entscheidend sind die Umsatzlogik (einmalig, Abo, nutzungsbasiert) und die Kostenstruktur (fix vs. variabel). Testen Sie Preis und Nutzen früh an echten Kunden, bevor Sie in Infrastruktur investieren. Gefällt jemandem Ihre Lösung so sehr, dass er oder sie heute zahlen würde? Wenn ja, sind Sie auf dem richtigen Weg.

2) Liquidität: „Reicht das Geld bis zum Monatsende?“

Erstellen Sie eine einfache Tabelle mit den nächsten 12 Monaten. Spalte A: Was kommt rein? Spalte B: Was geht raus? (Miete, Tools, Waren, Steuern). Addieren Sie am Monatsende den Bestand. So erkennen Sie früh, ob es eng wird – und können gegensteuern. Viele Engpässe lassen sich über Zahlungsziele, Anzahlungsmodelle oder schlankes Lager vermeiden. Wer den Cashflow im Blick behält, verhandelt ruhiger mit Banken und Lieferanten.

3) Preise definieren: Wert sichtbar machen

Ihre Untergrenze ist: direkte Kosten + ein Aufschlag, damit sich der Aufwand lohnt. Die Obergrenze bestimmt die Zahlungsbereitschaft. Starten Sie mit drei klaren Paketen („Basic/Plus/Pro“) und testen Sie ruhig kleine Preisänderungen. Wichtig: Rabatte nur geplant vergeben, sonst schrumpft die Marge unbemerkt.

4) Recht und Steuern: Risiken klein halten

Rechtsform, Verträge, Umsatzsteuer-Prozesse und Datenschutz sind Grundlagenarbeit. Sie beeinflussen Haftung, Finanzierung und auch Ihre Preise (z. B. durch Vorsteuerabzug oder Reverse-Charge-Regeln). Klären Sie diese Punkte früh und dokumentieren Sie Entscheidungen. Das spart später teure Korrekturen und schafft Vertrauen bei Partnern.

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Betriebswirtschaftliches Know-how für Gründer. Bildquelle: Depositphotos.com

5) Zahlenüberblick: Ein Mini-Reporting reicht

Einmal im Monat ein kurzer Blick auf drei Dinge genügt:

  • Gewinn & Verlust (kam unterm Strich etwas raus?),
  • Kontostand & Ausblick (reicht das Geld für die nächsten Monate?),
  • Kundenentwicklung (kommen Anfragen, kaufen Kunden wieder?).

6) Kunden gewinnen: Wenige Kanäle, klare Schritte

Definieren Sie Ihren Lieblingskunden (Branche, Problem, Budget) und testen Sie zwei Kanäle, z. B. Empfehlungen und eine einfache Landingpage. Legen Sie einen klaren Ablauf fest: Anfrage → Angebot → Entscheidung → Nachfassen → Lernen. So sehen Sie schnell, wo es hakt – bei Reichweite, Angebot oder Abschluss. Entscheidend ist, dass Marketing- und Vertriebsaktivitäten mit Ihren Unit Economics zusammenpassen.

7) Zusammenarbeit: Klein starten, sauber arbeiten

Wachstum scheitert häufig an Unklarheit, nicht am Aufwand. Legen Sie Zuständigkeiten fest, führen Sie das Vier-Augen-Prinzip im Zahlungsverkehr ein und halten Sie wiederkehrende Abläufe als Schritt-für-Schritt-Anleitung fest. Outsourcing (z. B. Lohn, Fibu, Performance-Marketing) lohnt sich, wenn externe Profis schneller und günstiger sind als interne Experimente.

8) Finanzierung und Förderung: Unterlagen, die überzeugen

Für Bank oder Zuschuss brauchen Sie vor allem: eine kurze Beschreibung des Geschäftsmodells, die 12-Monats-Tabelle zur Liquidität und zwei bis drei Risiken mit Plan B. Wer das parat hat, wirkt vorbereitet und erhöht die Chancen deutlich.

Ihr Lernpfad: gezielt statt zufällig

Sie benötigen noch etwas BWL-Nachhilfe? BWL-Kompetenz wächst am schnellsten, wenn sie anwendungsnah aufgebaut wird. Kostenrechnung und Preislogik, GuV/Bilanz/Cashflow, Umsatzsteuer-Praxis und die wichtigsten Kennzahlen sollten Inhalte Ihrer BWL-Weiterbildung sein. Für Selbstständige und Gründer bieten sich berufsbegleitende Studien an, die idealerweise Vorleistungen wie Schulabschluss oder Berufserfahrung berücksichtigen.

In Deutschland gibt es dafür zahlreiche duale und berufsbegleitende Angebote an Hochschulen für angewandte Wissenschaften und privaten Akademien. In Österreich bieten Bildungsinstitute berufsbegleitende BWL-Studiengänge an, die speziell auf Absolventen berufsbildender höherer Schulen zugeschnitten sind. Die Schweiz verfügt über ein breites Angebot an Executive MBA und berufsbegleitenden Bachelor- und Master-Studiengängen an den Fachhochschulen.

Was Sie heute schon umsetzen können

Erstellen Sie Ihr Geschäftsmodell, bauen Sie einen einfachen Liquiditätsplan für die nächsten 12 Monate und definieren Sie drei Messzahlen, die Ihre Entscheidungen in den nächsten Wochen leiten. Mit diesem Minimum an betriebswirtschaftlicher Struktur gewinnen Sie Handlungssicherheit – und die nötige Ruhe, um Ihr Angebot am Markt zu schärfen.


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Jetzt mit Hanno Steiger, dem Autor dieses Beitrags vernetzen:

Hanno Steiger ist langjähriger Unternehmensberater mit den Schwerpunkten Interimsmanagement und Unternehmensfinanzierung. Er sammelte ebenso fundierte Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen und Unternehmern bei Corporate Finance Transaktionen und Restrukturierungen (M&A, Finanzierung, Restrukturierung, Rating Advisory, Due Diligence, LBO). Hanno Steiger ist Inhaber der Steiger Unternehmensberatung.

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