Eine Rentabilitätsvorschau erstellen: Lohnt sich die Gründung?

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 15 März, 2024
Lesezeit Minuten.
Sie möchten als Gründer Ihren Businessplan erstellen? Dazu gehört auch eine Rentabilitätsvorschau. Lesen Sie in diesem Artikel, was dieser Bestandteil des Finanzplans aussagt und warum er wichtig ist. Sie lernen weiterhin die wesentlichen Positionen kennen und wie Sie diese prognostizieren. Beispiele und einige Tipps helfen Ihnen bei der Umsetzung.  

Schnellcheck: Die wichtigsten Fragen zum Rentabilitätsplan

Sie suchen grundlegende Informationen zur Rentabilitätsvorschau? Hier sind einige der häufigsten Fragen, die in diesem Zusammenhang auftauchen:

  • Was versteht man unter einer Rentabilitätsvorschau?
    Sie beruht auf Prognosen und zeigt, wie rentabel ein geplantes oder bereits aktives Unternehmen in naher Zukunft sein wird.
  • Welche Bestandteile enthält ein Rentabilitätsplan?
    Er enthält alle voraussichtlichen betrieblichen Erträge und Aufwendungen sowie den daraus berechneten Gewinn oder Verlust, gegebenenfalls zusätzlich den kalkulatorischen Unternehmerlohn und einen Reserve-Puffer
  • Gibt es Tipps, die man bei der Erstellung von Rentabilitätsplänen beachten sollte?
    Empfehlenswert sind eine vorsichtige Planung, sorgfältige Analysen als Basis sowie die Inanspruchnahme professioneller Unterstützung.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, welchen Nutzen die Rentabilitätsvorschau bringt und wer sich dafür interessiert.

Langfristige Unternehmensplanung mit der Rentabilitätsvorschau

Mit einer Rentabilitäts- oder auch Ertragsvorschau prognostizieren Sie, inwieweit Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren voraussichtlich Gewinn oder Verlust erwirtschaften wird. Bei einer Existenzgründung gehört sie als eine der 6 Komponenten des Finanzplans zum Businessplan.

Teilpläne im Finanzplan

Diese Teilpläne umfasst der Finanzplan, Selbststaendigkeit.de

Der Rentabilitätsplan ist ähnlich wie eine Gewinn- und Verlustrechnung aufgebaut. Da es um zukünftige Entwicklungen geht, arbeiten Sie dabei jedoch mit Prognosen statt mit tatsächlichen Werten. Die Rentabilitätsvorschau erstellen Sie als Gründer für 3 Jahre. Denn als Richtlinie gilt, dass sich ein junges Unternehmen spätestens nach dieser Zeit rentieren sollte.

Für die Rentabilitätsvorschau prognostizieren Sie die voraussichtlichen Erträge und Aufwendungen eines Unternehmens und stellen diese gegenüber. Das ist umso einfacher, je näher die betreffende Periode in der Gegenwart liegt. Deshalb wird empfohlen, den Rentabilitätsplan im ersten Jahr für jeden Monat zu erstellen. So erkennen Sie Abweichungen rechtzeitig.

Die Zielgruppen einer Rentabilitätsvorschau

Für die voraussichtliche Rentabilitätsentwicklung interessieren sich bei Unternehmensgründungen Banken, Fördermittelgeber und Investoren. Die Bank, bei der Sie ein Darlehen beantragen, bewertet auf dieser Grundlage Ihre Rückzahlungsfähigkeit. Fördermittel erhalten Sie nur mit langfristig dauerhaften Erfolgsaussichten.

Besonders wichtig ist die Rentabilitätsvorschau bei der Suche nach Investoren. Denn diese interessieren sich nicht nur dafür, ob das Unternehmen rentabel sein wird. Auch die voraussichtliche Rendite ihres eingesetzten Kapitals ist ausschlaggebend dafür, ob sie in Ihr Unternehmen oder lieber in ein anderes Projekt investieren.

Nicht zuletzt ist ein Rentabilitätsplan für Sie als Unternehmer selbst interessant, nicht nur während der Gründungsphase. Er hilft Ihnen dabei, Gewinn- und Rentabilitätsentwicklungen zu prognostizieren sowie Szenarien zu entwickeln. Für Vergleiche können Sie Kennzahlen zur Rentabilität berechnen. Das ist eine gute Grundlage für strategische Entscheidungen, etwa zum Ausbau oder der Aufgabe bestimmter Geschäftsbereiche.

So sollte Ihr Rentabilitätsplan aussehen

Die Rentabilitätsvorschau erstellen Sie als letzten Teilplan der Finanzplanung im Rahmen des Businessplans. Denn Sie verwenden dafür Werte aus dem Umsatzplan, dem Kostenplan, der Liquiditätsplanung, dem Kapitalbedarfsplan und dem Investitionsplan. Die Tabelle zeigt die Positionen der Rentabilitätsvorschau und eine kurze Beschreibung.

POSITIONBESCHREIBUNG
UmsatzDer Umsatz umfasst alle Einnahmen aus dem typischen Geschäftsbetrieb und ist die Hauptertragsquelle. Je nach Art des Unternehmens gehören Verkaufserlöse, Honorare, Provisionen, Lizenz- oder Abonnementgebühren dazu. Rechnen Sie bei der Rentabilitätsvorschau immer mit Nettoumsätzen.
MaterialaufwandDazu gehören Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, zugekaufte Halbfabrikate und Bauteile sowie Waren. Die Höhe des voraussichtlichen Materialaufwands hängt von der erwarteten Absatzmenge ab.
PersonalaufwandDas sind Aufwendungen, die den Mitarbeitern auf der Grundlage ihrer Arbeitsverträge gezahlt werden, wie etwa Löhne und Gehälter, Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, Kosten für Altersversorgung, soziale Leistungen, Weiterbildung und Geschäftsreisen.
AbschreibungenAbschreibungen erfassen den Wertverlust von Gegenständen des Anlagevermögens wie Maschinen und Fahrzeugen. Üblich ist die lineare Abschreibung, bei der die Anschaffungs- oder Herstellungskosten gleichmäßig auf die voraussichtliche Nutzungsdauer verteilt werden. Je nach Situation kann auch eine andere Methode sinnvoll sein.
Raum- und GebäudeaufwendungenDiese umfassen alle Aufwendungen, die mit der betrieblichen Nutzung von Gebäuden im Zusammenhang stehen. Beispiele dafür sind Miete, Energie- und Wasserverbrauch, Reinigung, Renovierung, Hausmeisterdienste und ähnliche Betriebskosten.
VersicherungenWelche Versicherungen notwendig sind, hängt vom Geschäftsmodell ab. Typisch sind Berufs- oder Betriebshaftpflichtversicherungen, Gebäudeversicherungen und gewerbliche Sachversicherungen.
BeratungenDas sind Kosten für alle Beratungsleistungen, wie Steuer-, Rechts-, Unternehmens- und IT-Beratung.
Diverse BetriebsaufwendungenZu diesen gehören alle Aufwendungen, die nicht in den anderen Positionen erfasst werden, zum Beispiel für Büromaterial, Werbung oder Fahrzeugleasing.
ZinsaufwendungenDabei handelt es sich um die Zinsen, die Sie für aufgenommene Darlehen und Kredite zahlen werden.
ZinserträgeZinsen gehören für die meisten Unternehmen nicht zu den Erträgen aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit. Sie können aber aus Finanzanlagen oder Kreditgewährung entstehen.
GewerbesteuerDie Gewerbesteuer ist nur für Gewerbetreibende relevant, nicht für Freiberufler sowie Land- und Forstwirte. Kapitalgesellschaften sind, unabhängig von der Art ihrer Tätigkeit, immer gewerbesteuerpflichtig.
Einkommen- oder KörperschaftsteuerKapitalgesellschaften sind körperschaftsteuerpflichtig. Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften unterliegen die Gewinne der persönlichen Einkommensteuer der Unternehmer oder Gesellschafter.
UnternehmerlohnDas Unternehmen muss auf absehbare Zeit genug erwirtschaften, dass der oder die Gründer davon leben können. Deshalb wird ein kalkulatorischer Unternehmerlohn angesetzt. Kapitalgesellschaften erfassen diese Position als Personalaufwand.

Umsatzplanung: So schätzen Sie Ihre Erträge

Sie müssen für die Rentabilitätsvorschau eine Umsatzprognose erstellen, was besonders anspruchsvoll ist. Mehrere Faktoren wie die erwarteten Absatzmengen für verschiedene Produkte, die möglichen Vertriebswege und die Kaufkraft der Zielgruppen haben Einfluss darauf. Diese Aufgabe erfüllt der Umsatzplan, der ebenfalls Teil des Finanzplans ist. Aus diesem übernehmen Sie die prognostizierten Umsätze in die Rentabilitätsvorschau.

Recherchieren Sie gründlich, um die Einflüsse auf den Umsatz so gut wie möglich beachten zu können. Nutzen Sie die Ergebnisse Ihrer Markt-, Wettbewerbs- und SWOT-Analyse, die Sie im Rahmen der Businessplanung durchgeführt haben. Folgende Tabellen zeigen die Umsatzplanung für die Rentabilitätsvorschau als Beispiel.

ABSATZPLANUNG IN STÜCK
1. JAHR
2. JAHR
3. JAHR
Produkt A
1.950
2.900
4.050
Produkt B
105
695
1.550
Produkt C
55
75
110
Summe
2.110
3.670
5.710
Anschließend müssen Sie Überlegungen zur Preisentwicklung anstellen. Veränderungen können sowohl intern als auch extern bedingt sein.
Planung Stückpreise (in €)
1. JAHR
2. JAHR
3. JAHR
Produkt A
49 €
54 €
59 €
Produkt B
99 €
109 €
129 €
Produkt C
499 €
499 €
499 €
647 €
662 €
687 €
Aus dem Produkt beider Teilplanungen ergibt sich die Umsatzplanung im jeweiligen Prognosezeitraum.
Umsatzplanung (netto in €)
1. JAHR
2. JAHR
3. JAHR
Produkt A
95.550 €
156.600 €
238.950 €
Produkt B
10.395 €
75.755 €
199.950 €
Produkt C
27.445 €
37.425 €
54.890 €
Summe
133.390 €
269.780 €
493.790 €

Prognose Ihrer direkten Kosten

Die prognostizierten Kosten übernehmen Sie aus dem Kostenplan. Je nachdem, wie fortgeschritten Ihre Gründungsvorbereitungen sind, können Sie zum Teil bereits von konkreten Werten ausgehen, zum Beispiel für die Miete oder Gehälter. Andere Kostenbestandteile müssen Sie schätzen. Geplante Absatzmengen spielen dafür ebenso eine Rolle wie Preisentwicklungen.

Die folgenden Kosten-Kategorien eines Unternehmens können noch weiter aufgeschlüsselt werden:

  • Materialkosten
  • Personalkosten
  • sonstige betriebliche Kosten
  • Kapitalkosten (Zinsen)

Es ist wichtig, alle wesentlichen Kostenarten in die Rentabilitätsvorschau einzubeziehen und die Einflussgrößen auf die Kostenentwicklung zu identifizieren. Vor allem Einzelunternehmen und Personengesellschaften müssen darauf achten, betriebliche Aufwendungen von privat veranlassten Kosten zu trennen.

Unternehmerlohn ermitteln – so geht’s

Auf längere Sicht wollen Sie von Ihrer unternehmerischen Tätigkeit leben. Das bedeutet, dass die Erträge neben den direkten betrieblichen Aufwendungen auch Ihre Lebenshaltungskosten decken müssen, die als kalkulatorischer Unternehmerlohn in die Berechnung einfließen. 

Beachten Sie diesen auch, wenn Sie für Ihr Unternehmen den Kapitalbedarf ermitteln. Denn in der Anfangszeit genügen die Erträge im Normalfall noch nicht und Sie müssen sich mit Fremdkapital finanzieren, falls keine privaten Rücklagen oder andere Einnahmequellen vorhanden sind. Die Tabelle zeigt, wie Sie den kalkulatorischen Unternehmerlohn berechnen.

UNTERNEHMERLOHN PRO JAHR
Wohnungskosten15.000 €
Lebensmittel3.000 €
Kleidung3.000 €
Private Fahrzeugkosten4.000 €
Freizeit2.500 €
Krankenversicherung5.000 €
Rentenversicherung8.500 €
Berufsunfähigkeitsversicherung1.500 €
Haftpflicht und sonstige Versicherungen 500 €
Rücklagenbildung1.000 €
Unternehmerlohn44.000 €

Wenn Sie eine Kapitalgesellschaft gründen und selbst die Geschäftsführung übernehmen, erfassen Sie den Unternehmerlohn als Personalaufwand. Denn in diesem Fall sind Sie Angestellter der juristischen Person (Kapitalgesellschaft) und beziehen ein Gehalt.

Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften muss der bereits versteuerte Gewinn ausreichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Deshalb ziehen Sie in der Rentabilitätsvorschau den Unternehmerlohn vom Ergebnis nach Steuern ab.

5 Tipps für Ihren Rentabilitätsplan

Die Rentabilitätsvorschau hat sowohl für Sie selbst als auch für Ihre Kapitalgeber eine hohe Bedeutung. Beachten Sie deshalb bei der Erstellung folgende Tipps:

  1. 1
    Vorsichtig kalkulieren
    Entwicklungen können ungünstiger verlaufen, als Sie es bei Ihrer Rentabilitätsvorschau eingeplant haben. Prognostizieren Sie deshalb im Zweifel tendenziell niedrigere Umsätze und höhere Kosten. Auch Banken und Investoren wissen eine konservative Planung zu schätzen. Denn damit signalisieren Sie Sorgfalt und Realitätssinn.
  2. 2
    Analyseergebnisse verwenden
    Zu Ihrem Businessplan gehören auch die Markt- und Wettbewerbsanalyse. Dabei untersuchen Sie unter anderem Markteigenschaften, Trends, Kundenbedürfnisse, Zielgruppen und Wettbewerber. Die Erkenntnisse daraus bieten eine solide Basis für die Prognose der Umsatzentwicklung.
  3. 3
    Puffer einplanen
    Neben der vorsichtigen Kalkulation der Umsätze und Kosten ist die Bildung von Puffern für unvorhergesehene Ausgaben empfehlenswert. So stärken Sie die finanzielle Widerstandsfähigkeit und Flexibilität des Unternehmens. Sie können dafür beispielsweise eine Reserve-Position in den Rentabilitätsplan aufnehmen.
  4. 4
    Plan B bereithalten
    Die Ertragsvorschau kann zeigen, dass Ihr Geschäftsmodell voraussichtlich nicht rentabel sein wird. In diesem Fall müssen Sie Ihr Vorhaben nicht gleich aufgeben, sondern sollten offen gegenüber einer Neuausrichtung sein. Eventuell lohnt sich eine andere Positionierung am Markt, die dann auch mit einer Anpassung der Marketingstrategie einhergeht. Weitere Möglichkeiten sind die Konzentration auf lohnenswerte Geschäftsbereiche, die Fokussierung anderer Märkte oder die Überarbeitung der Kosten- und Preisstrategie.
  5. 5
    Professionelle Unterstützung suchen
    Wenn Sie Ihre Rentabilitätsvorschau erstellen, beschäftigen Sie sich erstmalig mit diesem Thema. Gründungsberater und andere Experten können hingegen auf umfangreiche Fachkenntnisse und Erfahrungen zurückgreifen. Sie blicken zudem unvoreingenommen auf Ihr Vorhaben und erkennen eventuell Chancen oder Schwachstellen, die Ihnen noch nicht bewusst sind. Externe Unterstützung ist deshalb nicht nur für den Rentabilitätsplan, sondern während der gesamten Gründungsphase empfehlenswert.

Fazit: Mit der Rentabilitätsvorschau strategisch planen und kommunizieren

Die Rentabilitätsvorschau zeigt die voraussichtliche Gewinnentwicklung Ihres geplanten oder bereits bestehenden Unternehmens. Auf dieser Grundlage können Sie fundierte strategische Entscheidungen treffen. Wenn Sie Darlehen, Investorenkapital oder Fördermittel brauchen, dient der Rentabilitätsplan der Kommunikation Ihrer Erfolgschancen.

Planen Sie realistisch und im Zweifel eher vorsichtig. So sind Sie gut vorbereitet, wenn sich die Dinge ungünstiger entwickeln als erwartet. Erarbeiten Sie alternative Strategien für den Fall, dass die Rentabilität hinter Ihren Erwartungen zurückbleibt.


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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