Die Produkthaftpflichtversicherung als Bestandteil oder Ergänzung der Betriebshaftpflicht
Wenn ein Unternehmen ein fehlerhaftes Produkt ausliefert und einem Dritten entsteht dadurch ein Schaden, so kann dieser Schadenersatz fordern. So regelt es das Produkthaftungsgesetz. Um sich gegen dieses im schlimmsten Fall existenzbedrohende Risiko abzusichern, brauchen produzierende oder handelnde Unternehmer eine Produkthaftpflichtversicherung.
Es gibt zwei Formen der Produkthaftpflichtversicherung, die weiter unten noch näher erläutert werden: die konventionelle und die erweiterte. Während die konventionelle Produkthaftpflicht in den meisten zum Unternehmen passenden Betriebshaftpflicht-Tarifen bereits enthalten ist, muss die erweiterte Variante als Zusatzbaustein integriert werden. Ein separater Abschluss ist in beiden Fällen nicht üblich.
Typische Schäden und Leistungen
Kommt es zu einem Schaden und in Folge zu Schadenersatzforderungen, übernimmt die Versicherung zunächst die Kosten für die Prüfung der Ansprüche. Sind die Forderungen berechtigt, gestaltet sich die Begleichung des Schadens durch die Versicherung folgendermaßen:
ART | PERSONENSCHÄDEN | SACHSCHÄDEN | VERMÖGENS- FOLGESCHÄDEN | VERMÖGENSSCHÄDEN (nur bei erweiterter Produkthaftpflicht) |
---|---|---|---|---|
Mögliche Schäden | Verletzungen, Verbrennungen, Verätzungen, allergische Reaktionen, Vergiftungen, Infektionen oder Tod | Beschädigung oder Zerstörung eines Gegenstands (z.B. durch Brand, mechanische Einwirkung, Wasser) | Vermögensschaden, der als Folge eines durch die Produkthaftungs- versicherung gedeckten Sach- oder Personenschadens entstanden ist | Durch ein fehlerhaftes Produkt direkt entstandener Vermögensschaden |
Leistungen | Begleichung der Schadenersatzforderungen für die medizinische Behandlung und Rehabilitation, Rentenzahlungen und Schmerzensgeld | Begleichung der Schadenersatzforderungen für Reparatur oder Ersatz | Ausgleichszahlungen | Ausgleichszahlungen |
Beispiel | Durch Fehler im Produktionsprozess sind Keime in einen Brotaufstrich geraten, was bei mehreren Konsumenten zu Lebensmittelvergiftungen führte. Vom Unternehmer kann Schadenersatz für Arzt- und Krankenhauskosten sowie Schmerzensgeld gefordert werden. | Ein fehlerhaftes elektrisches Gerät löst einen Brand aus. Der Schaden umfasst die Ersatzkosten für die dadurch zerstörten oder beschädigten Gegenstände. | Bei der Montage von Fahrrädern wurden ungeeignete Komponenten verwendet, wodurch es zu Unfällen mit längeren Arbeitsunfähigkeiten gekommen ist. Vermögensfolgeschäden sind hier die Verdienstausfälle der Geschädigten. | Ein Maschinenbau-unternehmen lieferte Maschinen mit Konstruktionsfehlern aus. Dadurch waren auch die bei den Kunden darauf hergestellten Erzeugnisse fehlerhaft, wodurch Verluste entstanden. |
Kosten für die Produkthaftpflichtversicherung
Da eine Produkthaftpflichtversicherung immer Baustein einer Betriebshaftpflicht ist, lassen sich die separaten Kosten dafür nur schwer benennen. Es gibt Faktoren, welche die Kosten für die Betriebshaftpflicht beeinflussen, und sich dabei speziell am Risiko der Produkthaftpflichtversicherung orientieren. Das sind im Wesentlichen die Branche, die Herstellung oder der Vertrieb besonders risikobehafteter Erzeugnisse (z. B. Heizdecken) und der Import von Waren aus Nicht-EU-Ländern.
Im Übrigen richten sich die Kosten für eine Betriebshaftpflichtversicherung vor allem nach folgenden Kriterien:
Beispiel:
Eine kleine Bäckerei mit 5 Angestellten, ohne Filialen oder Café, kann eine Betriebshaftpflichtversicherung mit konventioneller Produkthaftpflicht bereits ab 170 € Jahresbeitrag abschließen. Hat die Bäckerei 25 Mitarbeiter und betreibt 3 Filialen mit Stehcafé, liegt der günstigste Jahresbeitrag bei etwa 725 €.
Bei der erweiterten Produkthaftpflicht ist die Risikoeinstufung und damit auch der Einfluss auf die Kosten eine individuelle Angelegenheit, weshalb auch die konkrete Art der Erzeugnisse in den Versicherungsvertrag aufgenommen wird. Wichtig sind vor allem 2 Kriterien:
- Werden Zwischenprodukte hergestellt oder gehandelt?
- Produziert, montiert, wartet oder handelt das Unternehmen Produktionsmaschinen oder Komponenten davon?
Beispiel:
Eine Maschinenschlosserei mit 10 Mitarbeitern möchte eine Betriebshaftpflichtversicherung mit einer Versicherungssumme von 5 Mio., einer Selbstbeteiligung von 250 € und 3 Jahren Vertragslaufzeit abschließen. Nur mit konventioneller Produkthaftpflicht würde der Jahresbetrag bei etwa 4.500 € liegen. Mit erweiterter Produkthaftpflichtversicherung, die in diesem Fall absolut empfehlenswert ist, bietet der gleiche Versicherer die Betriebshaftpflicht für ca. 7.600 € an.
Betriebshaftpflichtversicherung inklusive Produkthaftpflicht – Vergleichsrechner
Mit dem folgenden Vergleichsrechner können Sie nach geeigneten Tarifen für eine Betriebshaftpflichtversicherung suchen. Ob die konventionelle Produkthaftpflicht enthalten ist, entscheidet bereits die Angabe der Unternehmensart. Für die erweiterte Produkthaftpflichtversicherung sind zwei Fragen ausschlaggebend: Ob Zwischenprodukte hergestellt werden und ob Ihr Unternehmen Maschinen herstellt, montiert, wartet oder verkauft.
Wer sollte auf eine Produkthaftpflichtversicherung auf keinen Fall verzichten?
Die Produkthaftpflichtversicherung ist zwar nicht für jedes Unternehmen ein Thema, sie betrifft jedoch nicht nur Hersteller. Bei folgenden Unternehmensarten müssen Sie darauf achten, dass Ihre Betriebshaftpflichtversicherung eine konventionelle Produkthaftpflicht enthält:
Darüber hinaus brauchen Zulieferbetriebe, die Zwischenprodukte herstellen, eine erweiterte Produkthaftungsversicherung. Diese deckt direkte Vermögensschäden bei B2B-Kunden ab. Das gilt auch für Hersteller, Monteure und Verkäufer von Produktionsmaschinen.
Vergleich ausgewählter Anbieter
Der folgende Vergleich bezieht sich auf eine Betriebshaftpflichtversicherung inklusive konventioneller Produkthaftpflicht für eine Bäckerei mit 10 Angestellten. Die Versicherungssumme für Personen- und Sachschäden liegt bei 5 Mio. €, die Laufzeit bei 3 Jahren und die Beiträge werden jährlich gezahlt.
ANBIETER | SELBSTBETEILIGUNG | AUTOMATISCHE LEISTUNGS- VERBESSERUNG | JAHRESBEITRAG | KONTAKT |
---|---|---|---|---|
Inter Versicherungsgruppe | 0 € | ja | 440,90 € | HIER KLICKEN |
rhion.digital | 0 € | ja | 366,91 € | HIER KLICKEN |
Gothaer | 0 € | nein | 243,87 € | HIER KLICKEN |
Die Continentale | 0 € | nein | 314,91 € | HIER KLICKEN |
HDI | 500 € | ja | 249,45 € | HIER KLICKEN |
Volkswohl Bund Versicherungen | 500 € | ja | 228,48 € | HIER KLICKEN |
Interlloyd Versicherungs AG | 250 € | nein | 396,20 € | HIER KLICKEN |
Alte Leipziger | 250 € | nein | 434,11 € | HIER KLICKEN |
Konventionelle versus erweiterte Produkthaftpflichtversicherung: Die Unterschiede
Wenn Sie über einen Online-Vergleich oder eine direkte Anfrage bei Versicherern Angebote für passende Betriebshaftpflicht-Tarife anfordern, ist die konventionelle Produkthaftpflichtversicherung automatisch mit enthalten, sofern das für Ihr Unternehmen relevant ist. Diese deckt Personen-, Sach- und Vermögensfolgeschäden ab, die durch ein mangelhaftes Produkt verursacht wurden. Als Mangel gilt dabei auch, wenn eine vereinbarte Eigenschaft fehlt, z. B. wenn bei einem technischen Gerät ein versprochener Schutzmechanismus nicht vorhanden ist und dadurch jemand zu Schaden kommt.
Vermögensfolgeschäden entstehen als Folge eines durch die Haftpflichtversicherung abgedeckten Personen- oder Sachschadens, meist als Verdienst- oder Gewinnausfälle. Beispiel: Die falsche Zutat in einem Kosmetikprodukt verursacht schwere Hautschäden, was zu längerer Arbeitsunfähigkeit führt. Für den Personenschaden zahlt die Versicherung Behandlungskosten und Schmerzensgeld. Die Verdienstausfälle der betroffenen Verbraucher sind Vermögensfolgeschäden.
Die erweiterte Produkthaftpflichtversicherung spielt im B2B-Bereich eine Rolle. Sie versichert direkte Vermögensschäden, die den Kunden durch die Weiterverarbeitung fehlerhafter Produkte oder die Nutzung mangelhafter Maschinen entstehen. Welche Schäden und Kosten gedeckt sind, wird im Versicherungsvertrag individuell vereinbart. Beispiel: Für die Herstellung technischer Textilien wird fehlerhaftes Garn geliefert. Der Kunde erkennt den Fehler nicht sofort und kann die produzierte Ware nicht verkaufen, was einen finanziellen Verlust zur Folge hat.
Was die Produkthaftpflichtversicherung nicht abdeckt
Nicht in jedem Fall zahlt die Produkthaftungsversicherung. Bei den folgenden Schäden besteht in der Regel kein Versicherungsschutz:
Sinnvoller Versicherungsschutz: Ergänzungen der Betriebs- und Produkthaftpflichtversicherung
Ob als Baustein der Betriebshaftpflicht oder separat, bestimmte weitere Versicherungen könnten für Ihr Unternehmen ebenfalls sinnvoll sein. Informieren Sie sich über:
Vergleichsrechner zur Betriebshaftpflichtversicherung inklusive Produkthaftpflicht
Nutzen Sie für die Suche nach einer Betriebshaftpflichtversicherung mit Produkthaftpflicht den folgenden Online-Vergleich. Achten Sie für die erweiterte Produkthaftungsversicherung auf die beiden Optionen zu den Zwischenprodukten und Produktionsmaschinen.
Fazit zur Produkthaftpflichtversicherung
Wer Produkte herstellt oder damit handelt, kann für Schäden durch mangelhafte Erzeugnisse haftbar gemacht werden. Da Schadenersatzforderungen die Existenz eines Unternehmens gefährden können, ist eine konventionelle Produkthaftpflichtversicherung standardmäßig Bestandteil der Betriebshaftpflicht für Produzenten und Händler.
Für Zulieferbetriebe im B2B-Bereich sowie Maschinenbau- und Wartungsunternehmen bietet sich darüber hinaus eine erweiterte Produkthaftpflicht an. Diese wird entsprechend der individuellen Gegebenheiten abgeschlossen und ebenfalls in die Betriebshaftpflicht integriert.