Jobenrichment – die drei wichtigsten Fragen auf einen Blick
Sie möchten als Arbeitgeber oder Führungskraft mehr über dieses Thema erfahren? Die Antworten auf folgende Fragen liefern Ihnen einen ersten Überblick:
Lesen Sie im nächsten Abschnitt, welche Gründe es für diese Methode der Personalentwicklung gibt, wie sie sich umsetzen lässt, und welche Unterschiede zu anderen Instrumenten der Arbeitsstrukturierung bestehen.
Jobenrichment als Methode der Personalentwicklung
Beim Jobenrichment wird der Aufgabenbereich eines Mitarbeiters um Arbeiten mit einem höheren Anforderungsniveau als bisher erweitert. Möglichkeiten dafür sind u. a.:
Der hauptsächliche Grund für dieses Modell ist die Stärkung der Arbeitsmotivation. Zu viel Routine, Monotonie und Unterforderung werden dadurch vermieden. Der Mitarbeiter soll seine Potenziale bestmöglich entfalten können, was sich positiv auf die Arbeitszufriedenheit, Motivation und Leistungsfähigkeit auswirken soll.
Neben dem Jobenrichment gehören auch Jobenlargement und Jobrotation zu den Instrumenten der Personalentwicklung, mit denen Angestellte durch eine Erweiterung des Aufgabenbereichs gefördert und motiviert werden sollen. Beim Enlargement entspricht das Anforderungsniveau der neuen Aufgaben annähernd dem der bisherigen, weshalb es sich um eine horizontale und nicht, wie beim Jobenrichment, um eine vertikale Arbeitsfelderweiterung handelt. Vom Niveau her ähnliche Anforderungen sind auch für die Rotation typisch. Hier wechseln Mitarbeiter die Arbeitsplätze, entweder regelmäßig oder als einmalige bzw. gelegentliche Aktion – etwa im Rahmen eines neuen Projekts.
Das folgende Video fasst das Wichtigste zum Thema Jobenrichment zusammen und stellt die Unterschiede zum Jobenlargement und der Jobrotation dar:
Aus der Praxis: 5 Beispiele für Jobenrichment in Unternehmen
Wie das Enrichment eines Jobs in der Praxis realisiert werden kann, lässt sich am besten an einigen fiktiven Beispielen beschreiben. Diese zeigen jeweils auch, welche Gründe in der jeweiligen Situation dagegen sprechen können.
Praxis-Beispiel 1: Produktionsarbeiter
Mehrere Mitarbeiter in einem produzierenden Unternehmen arbeiten an Maschinen. Reparatur- und Wartungsarbeiten werden von Instandhaltungsmechanikern durchgeführt, die sich um alle technischen Anlagen des Betriebs kümmern. Die Anreicherung des Jobprofils könnte in diesem Fall so aussehen, dass Produktionsarbeiter für häufiger notwendige Wartungsarbeiten an den Maschinen der eigenen Abteilung geschult werden und diese Aufgaben mit übernehmen. Dadurch werden nicht nur die Jobs abwechslungsreicher und anspruchsvoller, auch Störungen im Produktionsablauf lassen sich durch geringere Wartungszeiten verkürzen.
Dieses Modell allen Mitarbeitern der Abteilung anzubieten, könnte jedoch einen zu hohen Aufwand durch Schulungskosten und Arbeitszeitverlust bedeuten, weshalb geeignete und interessierte Angestellte dafür sorgfältig ausgewählt werden sollten.
Praxis-Beispiel 2: Kundenbetreuer
Ein Mitarbeiter der telefonischen Kundenbetreuung übernimmt die Personaleinsatzplanung für die eigene Abteilung. Bisher erledigte das eine Führungskraft, deren Verantwortungsbereich erweitert wurde, und die deshalb entlastet werden soll. Die neue Aufgabe des Kundendienstmitarbeiters ist mit mehr Verantwortung verbunden. Eventuell kann dieses auf weitere Führungsaufgaben vorbereiten.
Wenn jedoch die derzeitige Führungskraft diese Aufgabe nicht notwendigerweise delegieren müsste, blieben zwar die motivierenden und bildenden Effekte des Jobenrichments, aber der Aufwand wäre möglicherweise größer als der Nutzen. Denn der Kundenbetreuer hat dadurch weniger Zeit für seine bisherige Arbeit, was durch andere Mitarbeiter ausgeglichen werden müsste.
Praxis-Beispiel 3: Buchhalter
Ein Buchhalter, der bisher die Debitorenbuchhaltung erledigt hat, übernimmt jetzt Aufgaben aus der gesamten Finanzbuchhaltung. Der Vorteil besteht neben der abwechslungsreicheren Arbeit und dem Motivationseffekt vor allem darin, dass der Mitarbeiter flexibler eingesetzt werden kann. Eine entsprechende Qualifikation muss vorhanden sein oder durch eine Weiterbildung erworben werden.
Weniger sinnvoll wäre dieses Enrichment für das Unternehmen möglicherweise, wenn in der Finanzbuchhaltung bereits genügend Mitarbeiter mit entsprechender Qualifizierung tätig sind oder die neuen Felder der Finanzbuchhaltung für die Entwicklung des Mitarbeiters inhaltlich nicht spannend sind.
Praxis-Beispiel 4: Sozialarbeiter
Ein bei einem Verein angestellter Sozialarbeiter übernimmt neben der eigentlichen sozialpädagogischen Tätigkeit auch die Verantwortung für ein bestimmtes Projekt, von der Konzeption über die Finanzierung bis hin zur Durchführung, inklusive Personalplanung und Budgetverantwortung. Er erwirbt auf diese Weise Kompetenzen, die in diesem Arbeitsbereich ebenfalls wichtig sind, idealerweise mit der Unterstützung durch erfahrene Kollegen.
Nicht empfehlenswert wäre die Job-Anreicherung in diesem Fall beispielsweise, wenn dem Mitarbeiter solche organisatorischen Tätigkeiten nicht liegen und er lieber nur direkt mit Menschen arbeitet.
Praxis-Beispiel 5: Vertriebsmitarbeiter
Ein Vertriebsmitarbeiter, der bisher für allgemeine Kundenanfragen zuständig war, soll einen Großkunden des Unternehmens exklusiv betreuen. Das ist mit einer höheren Verantwortung verbunden, denn die Zufriedenheit dieses besonders wichtigen Kunden ist für das Unternehmen von großer Bedeutung.
Der Mitarbeiter muss sich mit dem Kundenunternehmen gründlich auseinandersetzen, um passende Produkte anbieten, Fragen beantworten sowie zuverlässige Lieferungen sicherstellen zu können. Nicht geeignet wäre dieses Vorgehen für Mitarbeiter, die sich durch diese Verantwortung überfordert fühlen.
Vor- und Nachteile von Jobenrichment in der Übersicht
Sowohl für Arbeitgeber als auch für die betroffenen Arbeitnehmer bringt Jobenrichment mehrere Vorteile mit sich. Diesen stehen aber auch einige mögliche Nachteile gegenüber, wie die folgende Tabelle zeigt.
VORTEILE | NACHTEILE | |
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Für Arbeitgeber |
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Für Arbeitnehmer |
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Hinweis:
Ob ein Jobenrichment in einem konkreten Fall überwiegend Vor- oder Nachteile mit sich bringen würde, hängt jeweils von der individuellen Situation ab. Aber auch die Art und Weise der Implementierung hat einen großen Einfluss darauf.
10 Tipps: So implementieren Sie das Jobenrichment im Personalwesen
Damit Ihr Unternehmen bestmöglich von den Job-Anreicherungen profitieren kann, benötigt es eine geschickte Umsetzung. Beachten Sie dazu folgende Tipps:
- 1Passende innerbetriebliche Rahmenbedingungen schaffen
Im Unternehmen müssen für das Jobenrichment geeignete Arbeitsabläufe vorhanden sein. Das bedeutet, dass Aufgaben mit höheren Anforderungen vakant sind und ein Teil der bisherigen Arbeiten des Mitarbeiters von anderen übernommen werden können, damit es nicht zur Arbeitsverdichtung und Überforderung kommt. - 2Nicht voreilig handeln
Wägen Sie sorgfältig ab, ob überhaupt und für welche Mitarbeiter eine Job-Anreicherung infrage kommt. Für diese Entscheidung ist es notwendig, sowohl die Aufgaben- und Verantwortungsverteilung im Unternehmen als auch die Leistungsentwicklungen der Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum hinweg zu analysieren. - 3Neue Aufgaben gemeinsam auswählen
Sprechen Sie mit geeigneten Mitarbeitern, klären Sie gemeinsam, ob Interesse an einer Erweiterung des Jobprofils besteht, und entwickeln Sie ein individuelles Konzept dafür. Oft teilen Ihnen die Angestellten bereits in den regelmäßigen Mitarbeitergesprächen ihre Vorstellungen über die eigene Karriere mit, sodass Sie sich darauf beziehen können. - 4Voraussetzungen beim Mitarbeiter prüfen
Sowohl Fachkenntnisse als auch persönliche Eigenschaften und Interessen müssen zu den neuen Aufgaben passen. Klären Sie im Gespräch weiterhin, welche Erwartungen der Mitarbeiter an das Enrichment hat, etwa im Hinblick auf die Vergütung oder Möglichkeiten der Karriere im Unternehmen. - 5Notwendigkeit von Qualifizierungsmaßnahmen prüfen
Häufig setzt Enrichment des Jobs eine auf die neuen Aufgaben bezogene Weiterbildung voraus. Das ist aber nicht immer der Fall, z. B. wenn die notwendige Qualifikation bereits vorhanden oder ein Anlernen durch Kollegen möglich ist. - 6Regelmäßig Gespräche führen
Nicht nur zur Vorbereitung des Jobenrichments müssen die beiderseitigen Erwartungen in einem Gespräch geklärt werden. Auch wenn der Mitarbeiter die neuen Aufgaben übernommen hat, sind regelmäßige Feedbackgespräche empfehlenswert. - 7Überforderung vermeiden
Überforderung führt zu demotivierender Erfolglosigkeit. Deshalb müssen Sie sowohl vom Anspruch als auch von der Arbeitsmenge her gemeinsam ein Maß finden, das den Arbeitnehmer weder über- noch unterfordert. Vermeiden Sie Arbeitsverdichtung, die dadurch entsteht, dass der Mitarbeiter zusätzlich neue Aufgaben erfüllen muss, ohne an anderer Stelle entlastet zu werden. - 8Schritt für Schritt an neue Aufgaben heranführen
Lassen Sie dem Arbeitnehmer ausreichend Zeit für die Einarbeitung und erhöhen Sie den Verantwortungsbereich bei einem umfangreicheren Jobenrichment Schritt für Schritt. - 9Partner zur Seite stellen
Für die Phase der Einarbeitung in den neuen Aufgabenbereich ist es sinnvoll, dem Arbeitnehmer einen festen Ansprechpartner zur Seite zu stellen. Oft ist das die Person, welche den betreffenden Job vorher erledigt hat. - 10Ergänzende Motivation ausfindig machen
Die Anreicherung der bisherigen Tätigkeiten hat zwar an sich bereits einen motivierenden Effekt, allerdings erwarten die meisten Arbeitnehmer für die Übernahme anspruchsvollerer Aufgaben auch einen zusätzlichen Nutzen, z. B. eine Gehaltserhöhung oder Aufstiegsmöglichkeiten. Unterbreiten Sie ein passendes Angebot.
Checkliste: Schritt für Schritt zum Ziel
Unter Beachtung der genannten Tipps sind folgende Schritte empfehlenswert, um Jobenrichment erfolgreich im Unternehmen zu implementieren:
- Analyse, wo im Unternehmen und bei welchen Mitarbeitern ein Enrichment sinnvoll wäre
- Mitarbeitergespräche mit Bezug auf Mitarbeiterbeurteilungen führen und Bereitschaft, Voraussetzungen sowie Erwartungen klären
- eventuell Weiterbildung organisieren
- neue Arbeitsstrukturierung sachlich und zeitlich planen (ggf. Zeiterfassung durchführen)
- Partner für die Einarbeitung bestimmen und einbeziehen
- Aufgabenerweiterung wie geplant umsetzen
- nach der Umsetzung weiterhin Feedbackgespräche führen und den Mitarbeiter unterstützen
Achtung!
Bedenken Sie, dass Jobenrichment nicht losgelöst von anderen unternehmerischen Abläufen betrachtet werden kann. Eine Änderung der Aufgabenverteilung betrifft im Normalfall mehrere Mitarbeiter.
Fazit: Jobenrichment sorgfältig planen
Jobenrichment kann nicht nur die Arbeitsmotivation erhöhen, sondern darüber hinaus für Arbeitnehmer und Arbeitgeber noch weitere Vorteile bieten. Voraussetzungen dafür sind jedoch, dass die Arbeitsabläufe im Unternehmen entsprechende Umstrukturierungen zulassen, und dass sich die betreffenden Mitarbeiter und ihre Jobprofile sowie Karrierevorstellungen dafür eignen.
Die Implementierung muss gut vorbereitet werden und strukturiert erfolgen. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang eine offene und lösungsorientierte Kommunikation mit den Angestellten, sowohl zur Vorbereitung als auch nach der Übernahme der neuen Aufgaben.