Effektive Lager- und Versandlogistik: Die richtige Ausstattung für Selbstständige

Verfasst von Hanno Steiger. Zuletzt aktualisiert am 17 Juli, 2024
Lesezeit Minuten.
Eine Lagerhalle ist vorhanden, es gibt vielleicht sogar schon eigene Lieferfahrzeuge. Kann der Betrieb also loslegen und Umsätze einfahren? Keineswegs. Denn eine wirklich effektive Logistik benötigt noch verschiedene weitere Ausstattungsmerkmale, um Tag für Tag die wichtigsten Ziele zu erreichen: Beste Ausnutzung der Räumlichkeiten, um Waren so rasch wie möglich und ohne Risiken für Fehler durchschleusen zu können. Selbstständige, die ihre Logistik gerade erst aufbauen, benötigen deshalb noch einiges mehr an Equipment. Basis dafür sollte die folgende Liste sein. Sie listet alles, was Lager sämtlicher Arten benötigen.  

1. Passende Regalsysteme

Es heißt Raumausnutzung, nicht Platzausnutzung. Daher ist selbst eine am Boden proppenvolle Lagerhalle mitunter im Höchstmaß ineffizient, weil nicht die dritte Dimension in Form der Höhe ausgenutzt wird. Regalsysteme sind dadurch – zumindest für sehr viele Waren und Produkte – eine völlig unverzichtbare Ergänzung der Lagerhalle.

Allerdings existieren mittlerweile zahlreiche unterschiedliche Regalsysteme. Sie unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der möglichen Lasten, sondern auch solchen alltäglichen Details wie die Art des Pickings oder die Gebindegröße. Insofern existiert zwischen einem nur per Stapler nutzbaren Hochregallager für palettierte Waren und einem Schüttenregal nicht nur in der Bauweise ein himmelweiter Unterschied.

Bedeutet, Unternehmer kommen nicht umhin, die künftigen Realitäten des praktischen Betriebs zu eruieren und sich möglichst unabhängig beraten zu lassen.

2. Kennzeichnungen unterschiedlichster Art

Ein Lager muss gleichzeitig schnell, reibungslos und sicher arbeiten können. Dadurch ist es nicht nur wichtig, hierin Personen und Fahrzeuge zu trennen, sondern darüber hinaus Folgendes zu gewährleisten:

  • Stets korrektes Einsortieren und Finden von Ware.
  • Lenken von Mitarbeitern für schnelle Wege.
  • Kennzeichnung von Materialien mit besonderen Anforderungen – etwa Gefahrgut.
  • Einhalten der Belastungsgrenzen von Regalen und Ähnlichem.

Kurzum: Es gibt selbst jenseits der reinen Arbeitssicherheitsvorgaben genügend Anlässe, um im Lager umfassend zu markieren und zu informieren. Dafür sind verschiedenste Kennzeichnungslösungen zum Anbringen, Aufkleben und Beschriften notwendig – einmal mehr ebenfalls abhängig von der Art der Lagerung und ähnlicher betrieblicher Faktoren.

Übrigens gilt in wirklich jedem Lager: Derartige Markierungen und Informationen kann es kaum zur Genüge geben, solange alles einem sinnvollen Grundprinzip folgt, also keine Unübersichtlichkeit droht.

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Effektive Lager- und Versandlogistik: Die richtige Ausstattung für Selbstständige

3. Flurfördermittel

Es mag kleinere Lager geben, bei denen das Entnehmen der Ware ausschließlich von Hand erfolgt und aufgrund der geringen Gewichte und Mengen keinerlei Unterstützung benötigt. Das ist allerdings eine kleine Minderheit. In den allermeisten Lagern läuft an irgendeinem Punkt der Prozesskette zwischen Anlieferung und Abholung nichts ohne entsprechende Flurfördermittel bzw. Fahrzeuge. Das sind vor allem:

  • Transportwagen: Hierunter fällt alles, was von Hand bedient wird, aber nicht für ein bestimmtes System optimiert ist. Etwa der klassische Tisch- oder Plattformwagen – beides Universaltalente, die mitunter überraschend große Lasten bewegen können.
  • Hubwagen: Egal ob rein manuell oder in irgendeiner Form durch Motorisierung unterstützt: Der Hubwagen in seiner Vielfalt ist der wichtigste Lagerhelfer zum Bewegen von Palettiertem.
  • Gabelstapler: Auch hier ist die Vielfalt enorm. Sie reicht vom Hochhubwagen als Bindeglied zum regulären Hubwagen und endet beim kräftigen Dieselstapler für den Außenbereich längst noch nicht. Doch Vorsicht: Es zählen nicht nur Leistung und Größe, sondern DGUV-Vorgaben bezüglich der Antriebsart und des Einsatzbereichs – nicht jeder Stapler darf in jeder Halle ohne Weiteres genutzt werden.

4. Lagerverwaltungssystem

Die Effizienz der Logistik hängt in entscheidendem Maß davon ab, jederzeit präzise Kenntnisse über den Fragekatalog

  • Was?
  • Wo?
  • Wann?
  • Wieviel?

zu haben. Selbst in kleinen Lagern ist deshalb heute die Nutzung eines digitalen Lagerverwaltungssystems nicht mehr optional. Je nachdem, zu welchem Grad noch weitere Faktoren hinzukommen, wäre sogar ein noch leistungsfähigeres Warehouse Management System sinnvoll.  

Allerdings sollten Selbstständige hierbei stets in die Zukunft denken. Denn in immer mehr Lagern halten derzeit intelligente Systeme Einzug, etwa verschiedene Picking-Lösungen mithilfe von beispielsweise Sprache und Licht oder funkbasierte Identifikationen. Aktuell muss das Lagerverwaltungssystem diese nicht unbedingt beherrschen – es sollte jedoch definitiv eine nahtlose Integration gestatten.

Denn selbst wenn es derzeit je nach Branche noch nicht so aussehen mag, diese Lösungen werden in den kommenden Jahren definitiv auch die kleineren Lager erreichen. Dann sollte es möglich sein, sie ohne Änderung der ganzen Lagerverwaltung nutzen zu können.

Übrigens: Selbst in einem noch sehr „analogen“ Lager von beispielsweise Kleinunternehmen, sollten Selbstständige nach Möglichkeit zumindest auf den Bar- bzw. QR-Code samt entsprechende Scanner setzen. Im Gegensatz zu einer händischen Erfassung und Übertragung von Daten erhöht dies das Tempo signifikant und reduziert gleichsam die Fehlerwahrscheinlichkeit.

5. Lager- und Transportbehälter

Es kommt sowohl auf die Ware als auch diverse logistische Begleitumstände an, ob die Ware lose, in Kartons oder direkt auf Paletten gelagert wird. In jedem Fall sind jedoch Lösungen erforderlich, um alles zu möglichst sinnvollen Einheiten zusammenfassen zu können.

Dabei spielen nicht nur allgemeine Faktoren wie maximale Belastung und Volumina eine Rolle, sondern ebenso

  • die Art der Regale,
  • die genutzten Flurförderfahrzeuge,
  • die verwendeten Picking-Prinzipien oder
  • die üblichen Einlagerungs- und Verkaufsmengen.

Erneut gibt es daher eine große Auswahl unterschiedlicher Systeme, von denen jedoch nur einige wenige den Realitäten im jeweiligen Lager am nächsten kommen. Eines hat allerdings übergreifende Gültigkeit: Nicht nur sollte es von diesen Behältnissen jederzeit genug geben, um Spitzenlastzeiten abfedern zu können, sondern sie sollten bei Nichtbenutzung so platzsparend und leicht eingelagert werden können, wie nur möglich.

6. Fördertechnik

Vom LKW in eine Entladezone, von dort in die Regale, von dort wiederum mit den Hilfsmitteln der Kommissionierer bzw. Picker zu den Packern, in eine Beladezone und in den LKW. So in etwa lässt sich schematisch der Weg einer jeden Ware zwischen Unterlegscheibe und tonnenschwerem Blech-Coil beschreiben.

Erfahrungsgemäß gibt es besonders dort, wo Picker und Packer in enger räumlicher Nähe zusammenarbeiten, rasch Reibungspunkte. Entweder durch zu viel Enge oder ein ungünstiges Verhältnis von Waren zu Versandeinheiten.

Vielfach kann Fördertechnik hierbei die Lösung sein, indem sie räumlich und zeitlich etwas entzerrt und mitunter sogar noch Personal einspart, oder für wichtigere Dinge freimacht. Wer allerdings jetzt an vollautonome Förderbänder mit Scannern und anderer Sensorik denkt, der ist gedanklich schon zu weit. Je nach Lager kann bereits eine simple, frei bewegliche Rollenbahn ohne jeden Antrieb eine ganz ähnliche Leistung erbringen.

7. Verpackungsmaterialien

Verpackungen sind für viele eine solche Verständlichkeit, dass sie oftmals regelrecht übersehen werden. Allerdings spielen sie gerade für den transportierenden Teil der Logistik eine gigantische Rolle. Nicht nur, weil erst die passenden Verpackungsmaterialien eine wirklich ökonomische Ausnutzung der Fahrzeuge gestatten, sondern weil sie (entsprechend ausgepolstert) eine geradezu ruppige Umgangsweise schadlos überstehen.

Naturgemäß spielen hierbei noch weitere Themen wie Umwelt- und Klimaschutz eine Rolle. Innerhalb dieser Leitlinien sollten Verpackungsmaterialien jedoch stets überreichlich und in höchst robuster Ausführung vorhanden sein.


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Jetzt mit Hanno Steiger, dem Autor dieses Beitrags vernetzen:

Hanno Steiger ist langjähriger Unternehmensberater mit den Schwerpunkten Interimsmanagement und Unternehmensfinanzierung. Er sammelte ebenso fundierte Erfahrungen in der Beratung von Unternehmen und Unternehmern bei Corporate Finance Transaktionen und Restrukturierungen (M&A, Finanzierung, Restrukturierung, Rating Advisory, Due Diligence, LBO). Hanno Steiger ist Inhaber der Steiger Unternehmensberatung.

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