Home Office: Die 3 wichtigsten Fragen zur Arbeit von Zuhause auf einen Blick
Sie ziehen eine Berufstätigkeit von zu Hause aus in Betracht und möchten sich näher über die Möglichkeiten informieren? In diesem Zusammenhang werden häufig folgende Fragen gestellt:
Erfahren Sie zunächst, wie sich die Akzeptanz der Arbeit im Homeoffice entwickelt und welche Gründe es dafür gibt.
Home Office: Steigende Beliebtheit bei Angestellten und Selbstständigen
Von Home Office oder auch Telearbeit spricht man, wenn berufliche Büroarbeiten zu Hause erledigt werden. Diese Möglichkeit nutzen sowohl Selbstständige als auch Angestellte, entweder ausschließlich, oder im Wechsel mit der Arbeit im Unternehmen bzw. bei Kunden. Eine 2019 vom Digitalverband Bitkom durchgeführte Studie ergab, dass die Arbeit im Home Office damals für 39 Prozent der Arbeitgeber in Deutschland ein Thema war. Aufgrund der Corona-Krise stieg 2020 der Anteil aller Berufstätigen, die im Home Office arbeiten, temporär auf knapp 45 Prozent.
Unabhängig davon hat die Arbeit im Home Office in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Hinweis:
Sowohl für selbstständige und angestellte Home-Office-Arbeiter als auch für Arbeitgeber hat diese Arbeitsform viele positive, aber auch einige negative Seiten, wie der folgende Abschnitt zeigt.
Home Office: Vorteile und Nachteile
Dass die Arbeit im Home Office immer beliebter wird, liegt an den bereits beschriebenen Veränderungen der Arbeitswelt, aber auch an weiteren Vorteilen.
Diese gestalten sich jeweils aus der Sicht von Selbstständigen, Arbeitnehmern und Arbeitgebern unterschiedlich:
Heimarbeit hat aber nicht nur positive Seiten. Bei der Entscheidung für oder gegen die Arbeit im eigenen Zuhause sind folgende mögliche Nachteile zu bedenken:
Neben den genannten Vor- und Nachteilen sind bei der Entscheidungsfindung für oder gegen die Arbeit im Homeoffice auch einige rechtliche Fragen zu bedenken, die im nächsten Absatz näher erläutert werden.
Rechtliche und steuerrechtliche Situation beim Home Office
Ob es um Arbeitsmittel, deren steuerliche Absetzbarkeit oder Regelungen zu Arbeitszeiten geht, im Zusammenhang mit dem Home Office sind einige rechtliche Besonderheiten zu beachten. Dabei sind Arbeitsverhältnisse stärker reguliert als die Arbeit von Selbstständigen.
Hat man das Recht auf Home Office?
Selbstständige können natürlich frei entscheiden, wo sie arbeiten. Angestellte hingegen stehen vor der Frage, ob sie einen Arbeitsplatz in ihrem Zuhause beim Arbeitgeber mit rechtlichen Mitteln durchsetzen können.
Dieser Anspruch besteht aktuell grundsätzlich nicht, wobei jedoch entsprechende Pläne in der Politik bereits diskutiert wurden. Falls das Unternehmen jedoch die Möglichkeit von Home-Office-Arbeitsplätzen bereits in irgendeiner Form dokumentiert hat, können Arbeitnehmer unter Abwägung von beiderseitigen Interessen in Einzelfällen einen Anspruch darauf geltend machen. Ein Arbeitgeber darf seine Arbeitnehmer aber auch nicht einseitig dazu verpflichten, im Home Office zu arbeiten.
Was muss der Arbeitgeber stellen?
Wenn die Initiative für den Home-Office-Arbeitsplatz vom Arbeitgeber ausgeht, ist dieser für die Ausstattung des Arbeitsplatzes entsprechend der Arbeitsstättenverordnung verantwortlich. Das heißt, neben Hard- und Software muss er grundsätzlich auch ergonomische Arbeitsmöbel wie Schreibtisch und Bürostuhl stellen. Er kann jedoch mit dem Arbeitnehmer vereinbaren, dass dieser einen bereits vorhandenen, privat eingerichteten Arbeitsplatz nutzt.
Für den Fall, dass der Arbeitnehmer auf eigenen Wunsch zu Hause arbeiten möchte, im Unternehmen aber zusätzlich ein Arbeitsplatz zur Verfügung steht, kann der Arbeitgeber seine Zustimmung davon abhängig machen, dass ein der Arbeitsstättenverordnung und den Datenschutzanforderungen entsprechend eingerichteter Arbeitsplatz vorhanden ist.
Beachten Sie:
Auch für alle anderen Arbeitsmittel sowie für anteilige Telekommunikations-, Miet- und Betriebskosten muss grundsätzlich der Arbeitgeber aufkommen. Allerdings können auch andere vertragliche Vereinbarungen getroffen werden.
Inwiefern lassen sich Kosten für das Home Office steuerlich absetzen?
Unter bestimmten Voraussetzungen können Aufwendungen für das Home Office von Selbstständigen als Betriebsausgaben und von Angestellten als Werbungskosten steuerlich geltend gemacht werden. Grundvoraussetzung dafür ist, dass es sich um ein ausschließlich beruflich genutztes Arbeitszimmer handelt, was auch an der Einrichtung erkennbar sein muss. Eine abgetrennte Arbeitsecke in einem anderen Raum gilt nicht als Arbeitszimmer.
Abzugsfähig sind im Wesentlichen folgende Kosten, sofern sie nicht vom Arbeitgeber erstattet werden:
Sie müssen die Aufwendungen mithilfe geeigneter Belege nachweisen können. Übersteigen die Anschaffungskosten für einzelne Arbeitsmittel die Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von 800 € (netto), setzen Sie diese nicht vollständig im Anschaffungsjahr ab, sondern verteilen sie auf die Nutzungsjahre gemäß AfA-Tabelle.
Sie können die Kosten voll absetzen, wenn das Home Office den Mittelpunkt Ihrer beruflichen Tätigkeit bildet. Bei Angestellten ist das gegeben, wenn sie überwiegend zu Hause arbeiten. Was selbstständige Berufe angeht, betrifft das unter anderem Programmierer, Schriftsteller und Übersetzer, da diese den wesentlichen Teil ihrer Arbeit im Home Office erledigen.
Auf 1.250 € pro Jahr begrenzt sind die abzugsfähigen Kosten, wenn das Home Office zwar für berufliche Zwecke genutzt wird, sich dort aber nicht der Mittelpunkt der Tätigkeit befindet. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Arbeitnehmer nur 2 von 5 Tagen pro Woche zu Hause arbeiten, bzw. wenn selbstständige Dozenten oder Handelsvertreter den geringeren Teil ihrer Berufstätigkeit im heimischen Arbeitszimmer erledigen.
Weitere rechtliche Fragen
Die Arbeit im Home Office wirft noch einige weitere rechtliche Fragen auf. Achten Sie als Arbeitnehmer darauf, auch folgende Punkte zu klären:
Wenn Home Office für Sie ein interessantes Thema ist, Ihr Arbeitgeber in dieser Hinsicht aber keine Ambitionen hat, müssen Sie Überzeugungsarbeit leisten. Im nächsten Abschnitt erfahren Sie, wie das gelingen kann.
Den Arbeitgeber überzeugen: 5 Argumente
Sie würden gern in Ihrem Zuhause arbeiten und möchten Ihre Chefin oder Ihren Chef davon überzeugen? Dann überlegen Sie, welche Vorteile diese Arbeitsform für das Unternehmen hat. Folgende Argumente können helfen:
Hinweis:
Bedenken Sie, dass die Voraussetzungen in jedem Unternehmen anders sind und die Argumente deshalb unterschiedlich wirken.
Für welche Jobs eignet sich die Arbeit im eigenen Zuhause?
Home Office eignet sich für alle Büroarbeiten, die keine oder nur eine kurzzeitige persönliche Präsenz im Unternehmen oder beim Kunden erfordern. Einige dieser Jobs können sowohl von Selbstständigen als auch von Angestellten ausgeübt werden, andere sind typisch für eine der beiden Gruppen.
Home Office für Selbstständige
Je nach Beruf arbeiten viele Selbstständige ausschließlich oder teilweise im Home Office. Befindet sich das Büro im eigenen Haus, ist auch der Empfang von Kunden kein Problem, was in gemieteten Wohnungen meist anders aussieht. Einige Unternehmer nutzen das Homeoffice als Ergänzung zu ihrem regulären Arbeitsort, andere sind vorwiegen bei Kunden tätig und bereiten diese Aufgaben zu Hause vor und nach.
Es gibt einige Berufe, in denen Selbstständige überwiegend oder nur im Home Office arbeiten können. Dazu gehören vor allem Kreative und Wissensarbeiter, unter anderem:
Home Office für Angestellte
Viele Unternehmen und Institutionen haben die Möglichkeit, Büroarbeitsplätze in das Home Office zu verlegen. Das betrifft unter anderem:
Wann ist Home Office eine schlechte Idee?
Obwohl der Beruf das Arbeiten von zu Hause eigentlich erlauben würde, ist es in einigen Fällen trotzdem sinnvoll, darauf zu verzichten. Das gilt sowohl für Selbstständige als auch für Angestellte. Die Gründe dafür können sowohl in den Rahmenbedingungen als auch in der eigenen Persönlichkeit liegen.
Ungünstige Rahmenbedingungen für das Home Office
Wenn Ihre Wohnung nicht groß genug ist, damit Sie sich ein Arbeitszimmer oder wenigstens einen ruhigen und ergonomisch gestalteten Arbeitsplatz einrichten können, sehen Sie lieber vom Home Office ab. Vom Küchentisch aus zu arbeiten, ist auf Dauer keine Lösung.
Mit einer schwachen und störungsanfälligen Internetverbindung sind viele Bürotätigkeiten im eigenen Zuhause nicht empfehlenswert. Das gilt besonders, wenn Videokonferenzen oder die Übertragung größerer Datenmengen für Ihre Arbeit erforderlich sind. Gutes Internet ist vor allem im ländlichen Raum nicht überall gegeben.
Wichtig:
Es ist wichtig, dass Sie auch in der eigenen Wohnung weitestgehend ungestört arbeiten können. Entscheiden Sie sich deshalb lieber gegen das Homeoffice, wenn Sie sich nicht sicher sein können, dass die Menschen in Ihrem Umfeld dauerhaft die notwendige Rücksicht nehmen.
Menschentypen, für die sich die Arbeit im eigenen Zuhause nicht eignet
Ob Homeoffice eine gute Idee ist oder nicht, hängt sehr stark vom eigenen Persönlichkeitstyp ab. Während es für einige Menschen die ideale Arbeitsform darstellt, wird es mit folgenden Eigenschaften und Präferenzen schwierig:
Erfahren Sie im Folgenden, worauf es weiterhin ankommt, damit Sie im Home Office erfolgreich und zufrieden arbeiten können.
So starten Sie perfekt im Home Office
Sie haben sich für das Homeoffice entschieden und planen den Start? Durchdenken Sie dabei vor allem folgende Punkte:
Erfahren Sie im nächsten Abschnitt, wie Ihnen konzentriertes Arbeiten auch zu Hause gelingt.
10 Tipps für mehr Konzentration und effektiveres Arbeiten im Home Office
Eine hohe Konzentrationsfähigkeit ist sowohl an einem Präsenzarbeitsplatz als auch im Homeoffice die wichtigste Voraussetzung für Produktivität. Speziell zu Hause gibt es in dieser Hinsicht Chancen, aber auch Stolpersteine. Beherzigen Sie deshalb folgende Tipps:
- Arbeitstag strukturieren:
Routinen erleichtern den Alltag, da mit automatisierten Abläufen und Gewohnheiten vieles einfacher geht. Geben Sie Ihrem Arbeitstag deshalb von Anfang an eine feste Struktur. - Phasen für die Freizeit einplanen:
Viele Home-Office-Worker neigen dazu, regelmäßig länger als die üblichen 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Sie brauchen aber nicht nur ausreichend Schlaf, sondern auch Zeit für andere Aktivitäten. Sonst droht ein Burn-out. - In hochwertige Ausstattung investieren:
Ergonomisch optimierte Tische und Stühle, helle, blendfreie Beleuchtung sowie ein großer Monitor mit hoher Auflösung tragen dazu bei, die Konzentrationsfähigkeit über mehrere Stunden zu erhalten. - Software für mehr Effizienz:
Vom Timer für die Pomodoro-Technik über ablenkungsfreie Texteditoren bis hin zu Apps, mit denen sich der Zugriff auf Social-Media-Plattformen oder Benachrichtigungen auf dem Smartphone für eine bestimmte Zeit deaktivieren lassen, gibt es verschiedene Softwarelösungen für die typischen Konzentrationsfallen im Home Office. - Hardware-Gadgets:
Neben der Software wurden zahlreiche Produkte für mehr Konzentration, Kreativität oder Selbstmanagement entwickelt. Noise Cancelling Kopfhörer, Anti-Stress-Würfel und Schreibtisch-Organizer sind nur einige Beispiele dafür. - Konzentrationsfördernde Musik oder Geräusche:
Testen Sie, ob Alphawellen-Musik oder bestimmte Natur- bzw. Alltagsgeräusche Ihren Arbeitsfluss fördern. Beispielsweise können Sie mit der App Noisli verschiedene Geräusche wie Café-Atmosphäre, Regen oder knisterndes Feuer miteinander kombinieren. - Lichtverhältnisse optimieren:
Gutes Licht verhindert schnelle Ermüdung und trägt zur Augengesundheit bei. Achten Sie bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes auf den Lichteinfall und Schatten. Kompensieren Sie fehlendes Tageslicht mit blendfreien Leuchten. - Regelmäßig lüften:
So wichtig wie gutes Licht ist auch frische Luft. Bauen Sie deshalb Pausen zum Lüften in Ihre tägliche Routine ein. - Auf ausreichend Bewegung achten:
Bewegung fördert die Konzentration. Im Home Office haben Sie oft bessere Bedingungen für kurze Bewegungspausen als an einem Präsenzarbeitsplatz. - Gesund ernähren:
Auch die Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit und Produktivität. Da es zu Hause keine Kantine gibt, können Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten bewusster gestalten.
Tipp:
Bedenken Sie beim Wechsel in das Home Office, dass es Zeit braucht, bis Sie Ihre eigene Routine entwickelt haben. Die größte Herausforderung dürfte dabei der Umgang mit den ungewohnten Freiheiten sein.
Fazit: viele Vorteile, aber nicht für jeden
Eine Entscheidung für oder gegen die Arbeit von zu Hause aus hängt von vielen individuellen Faktoren ab. In Zukunft wird die Bedeutung des Home Office aber weiter steigen.
Die zunehmende Akzeptanz kann auch zu gesellschaftlich vorteilhaften Veränderungen führen. Neben der geringeren Umweltbelastung durch weniger Individualverkehr besteht die Chance, dass es weniger Menschen in die Großstadt zieht und ländliche Regionen als Wohn- und Arbeitsort wieder gefragt sind.