In Führung gehen… Klarheit durch die Führungspyramide

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 13 Januar, 2024
Lesezeit Minuten.
Eine erfolgreiche Führung basiert immer auf einer erfolgreichen Selbstführung. Und für eine erfolgreiche Selbstführung ist die Kenntnis über sich selbst die feste Grundlage. Nur wenn Sie eine klare Kenntnis über sich selbst als Führungspersönlichkeit, über Ihre Führungsrolle und über Ihr Auftreten als Führungskraft haben, führen Sie sich selbst erfolgreich. Und nur dadurch sind Sie auch in der Lage, andere erfolgreich zu führen, ihnen Orientierung zu geben und sie hin zu ihrem besten Handlungs- und Lebenslevel zu begleiten. Wie Ihnen die Führungspyramide dabei helfen kann, erfahren Sie in diesem Beitrag von Jürgen Zwickel.  

Die sieben Ebenen der Führungspyramide

Klarheit in diese umfassenden Führungsanforderungen bringt Ihnen die Führungspyramide. Diese beruht auf der Theorie der transaktionalen Führung – einem Führungsstil, der auf einem Austauschverhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter beruht. Die transaktionale Führung wurde zuerst von dem amerikanischen Soziologen James Downtown im Jahr 1973 beschrieben und anschließend 1978 von James MacGregor Burns zu einem Modell weiterentwickelt. Daraus entstand die heutige Führungspyramide. Diese ist über sieben Ebenen aufgebaut. Und jede dieser Ebene ist für Sie als Führungskraft wichtig und hilft Ihnen als Gründer, Selbstständiger oder auch Unternehmer, sich Ihre Führungspersönlichkeit bewusst zu machen und klar zu definieren.

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Die Führungspyramide, Jürgen Zwickel

Im Folgenden beschreibe ich Ihnen die einzelnen Ebenen der Führungspyramide näher.

1. Ebene: Ihre Führungsmission

Die Führungsmission ist insofern wichtig und bildet das feste Fundament der Führungspyramide, weil sie Ihnen Sicherheit und Handlungsorientierung gibt. Wir alle können aus unserem Leben nichts mitnehmen, doch wir können etwas hinterlassen. Die entscheidende Frage dabei ist: Was wollen Sie hinterlassen? Was und welche Spuren wollen Sie als Führungskraft hinterlassen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, können die drei nachfolgenden Fragen als Unterstützung sehr hilfreich sein:

  • Wer wollen Sie als Führungskraft wirklich sein?
  • Welche Emotionen wollen Sie als Führungskraft am häufigsten spüren?
  • Wie wollen Sie sich als Führungskraft verhalten?

Bei der Beantwortung der Fragen ist es jetzt wichtig, dass Sie sie positiv sowie kurz und knapp formulieren und Sie emotional ansprechende Wörter benutzen. Es ist wichtig, dass Sie das, was Sie aufschreiben, auch jeden Tag als Führungskraft erleben und erreichen können. Verwenden Sie keine allgemeinen Aussagen, sondern machen Sie eine „Ich bin…“ und „Ich mache…“ Aussage daraus.

Wenn Sie dies für sich entsprechend aufgeschrieben und gesammelt haben, dann bilden Sie daraus einen Satz, der Ihre Führungsmission entsprechend darstellt. Lasse Sie sich dabei ruhig Zeit und spielen Sie auch mit Wörtern und den sich ergebenden Sätzen. Lassen Sie dies nach und nach in sich wachsen.

Als Beispiel zeige ich Ihnen hier meinen Satz, der meine Führungsmission darstellt:

„Ich bin ein Ermunterer, der jeden Tag sich selbst und andere inspiriert, motiviert, fördert, bewegt, täglich aus Fehlern lernt und dabei sein Leben mit Freude genießt.“

2. Ebene: Ihre Top-5-Führungswerte

Ihre Werte sind die Grundlage für Ihr Verhalten in den unterschiedlichsten Führungssituationen. Ihre Werte geben Ihnen einen klaren Handlungsrahmen. Werte, die sich nicht in Ihrem Verhalten spiegeln, sind leer und kraftlos. Werte geben jedem Menschen eine wichtige und auch notwendige Orientierung. Werte und Führungswerte sind auch Richtlinien für Entscheidungen. Ihre Führungswerte drücken das aus, was Sie für besonders wichtig halten. Auf Dauer entstehen im (Führungs-)Leben wahrer Erfolg, Glück, Zufriedenheit und Erfüllung nur, wenn Sie mit Ihren persönlichen Werten in Übereinstimmung sind. Das Erkennen der Werte ist ein ganz entscheidender Schritt, um die eigene Führungsidentität zu finden.

An welchen Werten orientieren Sie sich? Welche Werte begleiten Sie schon ein Leben lang? Schreiben Sie doch bitte einmal alle Führungswerte auf, die Ihnen wichtig sind. Filtern Sie für sich aus Ihren aufgeschriebenen Werten Ihre Top-5-Führungswerte heraus und fragen Sie sich:

  • Was bedeuten diese Führungswerte für mich wirklich?
  • Lebe, handle und entscheide ich nach diesen Führungswerten?
  • Bei welchen Gelegenheiten will ich meine Führungswerte noch stärker leben und zeigen?

Eine erfolgreiche Selbstführung und wahrer Führungserfolg sind nur möglich, wenn Sie auch im Einklang mit Ihren persönlichen Führungswerten leben.

In Führung gehen… Klarheit durch die Führungspyramide_TB2

In Führung gehen… Klarheit durch die Führungspyramide, selbststaendigkeit.de

3. Ebene: Persönliche Führungsmotive

Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Ein Vogel singt nicht, weil er eine Antwort hat. Ein Vogel singt, weil er ein Lied hat.“ Und das besondere Lied, das jeder von uns im übertragenen Sinn spielen und für andere hörbar machen kann ist das Kennen des starken WARUMS.

Warum haben Sie eine Firma oder ein Unternehmen gegründet bzw. warum sind Sie Führungskraft?

Was mir immer wieder auffällt. So ziemlich jeder Mensch oder jedes Unternehmen kann erklären, was er oder was es macht. Beispielsweise Finanzberater. Finanzberater kümmern sich um die finanziellen Belange ihrer Klienten. Es ist eindeutig, was sie machen. Das „Wie“ fällt den meisten jetzt schon etwas schwerer. Mit dem „Wie“ ist gemeint, inwieweit unterscheidet sich das, was Sie machen von anderen? Doch der wichtigste Aspekt bei den drei W´s ist das WARUM. Warum ist das WARUM so wichtig? Weil Sie sich selbst und andere erfolgreich durch Ihr WARUM führen. Menschen lassen sich inspirieren von Menschen, die ihr WARUM kennen und mit denen sie ihr WARUM teilen können.

Wenn Sie Ihr klares (Führungs-)WARUM gefunden haben, dann teilen Sie mit anderen Menschen Ihr (Führungs-)WARUM und leiten aus Ihrem WARUM Ihr WAS und Ihr WIE ab.

4. Ebene: Persönliche Führungsüberzeugungen

Ihre persönlichen Führungsüberzeugungen sind, was Sie über Führung glauben. Meist sind dies unbewusste Überzeugungen, die jedoch stark wirken. Ihrer stärksten Führungsüberzeugung kommen Sie auf die Schliche, indem Sie den Satz „Führung bedeutet für mich…“ ganz spontan ergänzen. Bei der Fortführung des Satzes gibt es kein „gut“ oder „schlecht“. Sie sollten sich jedoch einmal genauer ansehen, was Sie so alles aufgeschrieben haben, und ob diese Überzeugungen für Ihre tägliche Führungsaufgabe eher hilfreich und unterstützend oder eher hemmend und einschränkend wirken. Wenn Sie hemmende oder einschränkende Überzeugungen bei sich gefunden haben, dann fragen Sie sich, wie Sie diese Überzeugungen positiv verändern könnten und welche Erlebnisse dazu nötig wären, damit diese sich positiv verändern werden. Überzeugungen verändern wir jedoch nicht von heute auf morgen. Doch im ersten Schritt ist es zuerst einmal wichtig, sich dieser Überzeugungen bewusst zu sein. Denn ein bewusst machen ist immer die wichtigste Grundlage für eine Veränderung.

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Eine erfolgreiche Führung basiert auf einer erfolgreichen Selbstführung. Bildquelle: Depositphotos.com

5. Ebene: Persönliche Führungsfähigkeiten

Sehr viele Fähigkeiten sind grundsätzlich erlernbar. Doch wie die Führungspyramide zeigt, bauen Sie auf einem starken Fundament auf. Führungsfähigkeiten, die nur lose gelebt bzw. angewendet werden und denen das starke Fundament fehlt, zielen langfristig meist ins Leere.

Wichtige Führungsfähigkeiten sind unter anderem:

Ich will es hier bei diesen beispielhaft dargestellten Führungsfähigkeiten belassen. Wichtig ist jedoch sich auch hier bewusst zu machen, welche Führungsfähigkeiten schon erfolgreich und stark vorhanden sind und welche Führungsfähigkeiten noch optimierbar sind und wie diese dann verbessert werden könnten. Das funktioniert natürlich nur, mit einer ehrlichen Offenheit sich selbst gegenüber.

6. Ebene: Mentale und emotionale Fitness

Mentale Fitness bedeutet, auf dem besten Level zu agieren und dabei entspannt und zielklar zu sein.

Mental fit sind Sie unter anderem dann, wenn…

  • Sie von einem negativen auf einen positiven Gedanken umschalten können.
  • Sie aus negativen Gefühlen aussteigen können, ohne dabei etwas zu verdrängen und solche Bilder und Gedanken erzeugen, die sofort positive Gefühle auslösen.
  • Sie sich innere Bilder (zum Beispiel vom Erreichen eines Zieles) vorstellen können und diese Bilder schärfer, farbiger, größer machen oder auch inhaltlich verändern können.

Auch die mentale und emotionale Fitness ist erlern- und trainierbar und stellt eine wichtige Eigenschaft für eine erfolgreiche Selbstführung und Führung dar.

7. Ebene: Führungsinterview aus dem Jetzt heraus in 10 Jahren

Das Führungsinterview FI10 bedeutet, dass Sie im Jetzt ein Führungsinterview führen, das Sie gedanklich jedoch rückblickend aus einem Zehnjahreszeitraum geben. Das heißt, sie geben heute Antworten, wie Sie in zehn Jahren Ihre Führungsrolle und Ihre Führungspersönlichkeit gefunden und Ihren Führungserfolg aufgebaut haben.

Mögliche Fragen dazu sind:

  • Was war für Sie als Führungskraft mit entscheidend für Ihren Führungserfolg?
  • Was waren große Herausforderungen und wie haben Sie diese erfolgreich gemeistert?
  • Was waren die wichtigsten Eigenschaften, damit Sie Ihre Ziele mit Ihrem Team erreichen konnten?

Am besten nehmen Sie dieses Interview per Video auf. Denn so machen Sie sich richtig bewusst, dass Sie mit Ihren Antworten den Weg für die nächsten zehn Jahre gelegt haben.

Ich freue mich, wenn Ihnen die Führungspyramide zukünftig wertvolle Anhaltspunkte für Ihren Führungserfolg liefert und Sie dadurch sich selbst, Ihre Mitarbeiter beziehungsweise Ihre Firma auf das beste Level führen können.


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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