Wie VISI/ONE den Kfz-Handel digitalisiert

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 29 Januar, 2024
Lesezeit Minuten.
VISI/ONE ist ein Urgestein im Autohandel. Mit seinen Lösungen zur Preisauszeichnung wird seit 20 Jahren und fast sekündlich irgendwo auf der Welt ein Auto verkauft. VISI/ONE ist aber auch Vorreiter, wenn es um die Digitalisierung einer ganzen Branche geht. Als Pionier bei digitalen Preisschildern hilft VISI/ONE dem Fahrzeughandel bei der Optimierung von Prozessen mit Hilfe von Technologie und Daten. Dabei ist VISI/ONE keine typische Tech-Gründung. Vielmehr kann VISI/ONE anderen etablierten Unternehmen als Vorbild dienen, die in der Vergangenheit erfolgreich am Markt unterwegs waren, jedoch unter dem zunehmenden Druck von Digitalisierung ihr Geschäftsmodell anpassen müssen.  

Reike, welchen Ratschlag würdest Du anderen Startups geben?

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung. Seid trotzig und haltet durch!

Was ist Euer Geschäftsmodell?

Autohäuser zeichnen ihre Fahrzeuge mit Preisen und Fahrzeugdetails aus. Wir liefern die passenden Lösungen dazu. Weltweit. Egal ob analoge Produkte wie selbsthaftende Folien und Kunststoffboards, oder unsere modernen digitalen Produkte in Form schicker elektronischer Preisschilder mit zugehörigen Softwarelösungen. Wir helfen dem stationären Fahrzeughandel damit, den Prozess rund um die Bepreisung so einfach und professionell wie möglich zu gestalten, und dabei gleichzeitig den hohen Ansprüchen der Fahrzeugmarken an die optische Erscheinungsform am Point of Sale zu genügen.

Wer ist Eure Zielgruppe und wie erreicht Ihr diese?

Wir sind ein reines B2B bzw. B2B2B-Modell. Unsere Produkte werden von Autohäusern genutzt, wobei es oftmals übergeordnete Konstrukte sind, die unsere Produkte einkaufen und dann nach unten weiterverteilen. Langjährige Geschäftsbeziehungen sind die Basis unserer täglichen Vertriebsarbeit. Allerdings sind unsere Produkte alle auch qualitätsführend, was den positiven Effekt hat, dass wir über Word of Mouth sehr viel Empfehlungen und Zuspruch innerhalb der Branche erhalten.

Was sind die Alleinstellungsmerkmale von VISI/ONE?

Unsere Kunden sehen uns als klaren Marktführer. Wir haben über die Jahre ein enormes Verständnis für die Branche aufgebaut. Als Vordenker haben wir das kontinuierlich durch regelmäßige Produktinnovationen bewiesen, indem wir passende Lösungen kreieren die sich rasch zu Marktstandards entwickeln. Das spiegelt sich nicht zuletzt in unseren zahlreichen Patenten wieder. Natürlich haben wir auch Konkurrenz. Und das begrüßen wir. Jedoch beschränken sich unsere Wettbewerber im Wesentlichen darauf, gelegentlich Preisdruck auf etablierte Produkte auszuüben.

Ihr seid sehr stark auf nur eine Branche fokussiert. Inwieweit hilft Euch das?

Keiner unserer Wettbewerber hat tiefergreifende Marktkenntnisse als wir. Im Gegenteil, durch unsere Vogelperspektive kennen wir die Besonderheiten im Automotive Retail teilweise sogar besser als unsere Kunden. Da wir an über 40 Fahrzeugmarken in mehr als 70 Länder liefern, ist das ja auch nur logisch. Genau diesen Wissensvorsprung können wir wiederum zum Vorteil unserer Kunden ausspielen. Beispielsweise wenn es darum geht, die Standards von morgen zu erfinden.

Ein Beispiel: mit unseren CSI Digitalen Preisschildern auf WLAN-Basis und unserem Cloudansatz haben wir den Fahrzeughandel ordentlich aufgewirbelt. Heute ist diese Technologie faktisch die Benchmark, an der sich Wettbewerbsprodukte messen lassen müssen und wir bieten dafür noch immer das klar leistungsstärkste Produkt an. Wir haben jedoch schnell erkannt, dass die notwendige WLAN-Infrastruktur im Autohaus mit seinen großen Außenflächen häufig erst geschaffen werden muss, was die Händler vor vielerlei Probleme stellt und somit der weiteren Marktdurchdringung bremsend entgegensteht. Also haben wir uns auch dafür eine Lösung erarbeitet. Die nächste Produktgeneration von CSI wird in 2019 kommen und auf Mobilfunk basieren, und dabei noch stromsparender und noch einfacher in der Inbetriebnahme sein als es heute schon der Fall ist. Ausgestattet mit GPS werden dem Autohändler außerdem ganz neue Funktionen zur Verfügung stehen. Diese Leidenschaft für die Bedürfnisse unserer Kunden macht uns aus.

Erzähl unseren Lesern etwas darüber, was Digitalisierung für Euren Kernmarkt bedeutet.

Über unsere besondere Branchenkenntnis habe ich ja bereits etwas gesagt. Diese hat uns natürlich auch einen klaren Blick auf den Digitalisierungsgrad des stationären Fahrzeughandels ermöglicht. Man muss sagen, dass hier noch sehr viel Aufholbedarf besteht. Die Systeme, mit denen Autohäuser arbeiten, sind teilweise stark veraltet. Auch das Verständnis über die Bedeutung der Digitalisierung insgesamt ist noch nicht überall im Markt ausreichend vorhanden. Weder über die Chancen bei der Umsetzung, noch über die Risiken der Inaktivität. Es ist wie in vielen Branchen: Autohäuser, die sich gegen eine digitale Frischzellenkur entscheiden, sterben aus. Sie können schlicht nicht mehr mithalten bei der Effizienz von Prozessen. Bei der Qualität des Kundenerlebnisses. Beim Rekrutieren von Top-Angestellten. Und nicht zuletzt sind Autohäuser, die sich der Digitalisierung versperren, auch bei allen Konsolidierungsvorgängen am Markt benachteiligt, denn eine Zusammenführung mit digital fortschrittlicheren Betrieben ist ungleich schwerer und teurer, egal ob als Käufer, Verkäufer oder gleichberechtigter Verschmelzungspartner.

Was bedeutet dann die Digitalisierung für Euch selbst?

Natürlich haben wir uns im Selbstbild eines Innovationsführers auch in der Pflicht gesehen, passende digitale Lösungen für den Markt zu entwickeln. Aus diesen Überlegungen heraus ist unsere Produktreihe CSI (Car Sales Intelligence) entstanden. Smarte Digitale Preisschilder verbunden über unsere eigene Cloudlösung. Eine deutliche Entlastung bisher manueller Prozesse durch Automatisierung führt im Ergebnis auch zu Kosteneinsparung. Die deutlich höhere Prozesssicherheit kommt natürlich auch insbesondere Händlergruppen mit mehreren Standorten zu Gute. Neue Daten in einer vereinheitlichten Datenbasis geben zudem neue Auswertungsmöglichkeiten und damit Einblicke in das vermeintlich bereits wohl bekannte eigene Geschäft. Unsere IoT-Infrastruktur aus elektronischen Anzeigeelementen und Software ermöglicht aber auch die Integration angrenzender Prozesse und Systeme. So kann der Händler sehr umfassend profitieren.

Welche Herausforderungen habt Ihr dabei erlebt und wie habt ihr diese gemeistert?

Für uns als Firma erfordert die Digitalisierung natürlich auch, neue Kompetenzen aufzubauen. Sowohl bei vorhandenen Mitarbeitern über Schulungen und internen Austausch. Als auch durch Einstellung neuer Mitarbeiter, welche diese Kompetenzen teilweise bereits mitbringen. Sowohl auf technologischer, als auch auf persönlicher Ebene sind neue Kompetenzen notwendig. Auch wir lernen unsere Kunden übrigens durch die neuen Daten noch besser kennen. In Berlin haben wir einen dedizierten Technologiestandort eröffnet. Wir partnern mit starken anderen Technologieanbietern, die unsere Fähigkeiten komplementär ergänzen, speziell dort, wo wir die erforderliche Expertise selbst nicht aufbauen wollen oder können. Mit unseren Abomodellen geben wir unseren Kunden neuerdings die Option auf kleine monatliche Preise anstelle von Einmalinvestitionen – Recurring Revenue. Das kommt sehr gut an. All dies fordert selbstverständlich auch eine Anpassung unserer internen Systeme im Vertrieb, der Auftragsabwicklung, dem Finanzwesen und dem Kundensupport. Dazu haben wir erhebliche Investitionen in den letzten zwei Jahren getätigt und werden weiter investieren. Man kann also zusammenfassend sagen, dass die Digitalisierung für uns selbst, für unsere Kunden und für den Markt insgesamt tiefgehende Veränderungen auf verschiedenen Ebenen anstößt.

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CSI Display - das weltweit erste digitale Preisschild mit Mobilfunktechnologie, visi-one.com

Wie sieht aktuell Deine Arbeitswoche aus?

(lacht) Auf jeden Fall ist keine wie die andere. Ich beginne den Tag zumeist gegen 6 Uhr mit einem kurzen Check, ob es irgendwelche Brandthemen gibt, ohne dabei direkt in operative Arbeit zu versinken. Dann mache ich eine kurze Sportsession und esse ausgiebig Frühstück. Bevor die eigentliche Arbeit beginnt, sortiere ich jeden Morgen meine Prioritätsthemen für den Tag. Das hilft mir, mich gegen Fremdeinflüsse zu schützen und die Punkte von meiner Agenda auch wirklich zu schaffen. Zwei Tage pro Woche reserviere ich mir überwiegend für Deep-Thinking-Aufgaben. In dieser Zeit nehme ich mich soweit es geht aus operativen Themen raus. Den Rest der Woche teile ich mir ein. Tagesgeschäft, Mitarbeitergespräche, Termine mit Kunden und Partnern, Lesen von Statusreports, stichprobenhafter Blick in den Kundensupport, Austausch mit den verschiedenen Abteilungen um mein Bigger Picture aktuell zu halten etc. Auf dem Heimweg lese ich meist um die 5 – 10 Artikel. Dann genieße ich ein wenig Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern. Abends vor dem Schlafengehen gibt es noch eine kleine Sporteinheit, bevor ich den nachfolgenden Tagesablauf im Terminkalender checke und mich innerlich sortiere. Gegen Mitternacht endet mein Tag.

Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Verantwortungsbereich?

Ich habe das große Glück, mit dem HR-Bereich einen ganz fundamental wichtigen Erfolgsfaktor von VISI/ONE zu verantworten. Die richtigen Leute zu finden und zu binden ist sehr anspruchsvoll und ich bin stolz darauf, dass wir wirklich ein herausragendes Team haben. Die Leute machen den eigentlichen Unterschied. Heute ist eine gute Idee allein nichts mehr wert, war es vielleicht nie. Kapital ist wichtig, aber kein Alleinstellungsmerkmal. Es sind Menschen, die den entscheidenden Unterscheid zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Deshalb sind wir sehr gründlich und wählerisch im Auswahlprozess neuer Mitarbeiter. Und wir arbeiten hart an unserer Firmenkultur. Die Schaffung und Aufrechterhaltung einer Kultur, die Performance-, Fairness- und Freiheitselemente miteinander verbindet, ist eine große Herausforderung, und in jedem Fall eine Lohnende.

Die zweite große Herausforderung in meinem Bereich ist die Finanzierungsseite. Wachstum und Innovation bedeuten Kapitalhunger. Wir finanzieren uns aus Cash-Flow, Fremdkapital und von Investoren bereit gestelltes Eigenkapital. Die Eigenkapitalseite wollen wir in den kommenden Monaten aktiv weiter stärken und wir sind überzeugt, mit unserer Marktstellung, unseren Produkten und dem Marktmomentum eine sehr attraktive Basis dafür zu bieten.

Wo soll VISI/ONE in 5 Jahren stehen?

Digitale Preisauszeichnung hat sich weitgehend im internationalen Fahrzeughandel etabliert. Unsere Produkte haben dafür natürlich den Standard gesetzt. Die allgemeinen Veränderungen des Automotive-Retail-Marktes begleiten wir proaktiv durch die Innovationskraft und die Qualität unserer Produkte. Dank neuer Produkte und Leistungen machen wir erheblich mehr Umsatz und wachsen weiter. Wir unterstützen Prozesse innerhalb der Fahrzeuglogistik und des Car-Lifecycle-Managements, die deutlich über die Preisauszeichnung hinausgehen, erhöhen dadurch unseren Wertschöpfungsgrad und machen dabei unsere Kunden erfolgreicher. Endlich wieder mehr Marge dank VISI/ONE.

Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Dir und VISI/ONE zu hören!


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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