Während es auf den ersten Blick so aussieht, als würde Kumpan Electric „nur“ E-Scooter herstellen – dies immerhin in eigener Produktion in Remagen – steckt hinter dem Unternehmen noch viel mehr. Gründer und Geschäftsführer Patrik Tykesson erzählt im Interview, wie er und seine Brüder Daniel und Philipp auf die Idee kamen, Kumpan zu gründen, was das Besondere an den Rollern ist, welche weiteren Geschäftsfelder die Jungs derzeit erschließen und wer seine unternehmerischen Vorbilder sind!
Wie ist die Idee zu Kumpan entstanden?
Da ich aus einer Unternehmerfamilie komme, war mir schon früh klar, dass ich ein eigenes Unternehmen aufbauen wollte. Beim Brainstorming nach dem Studium bin ich dann auf das Thema E-Mobilität gestoßen, welches uns, bei weiterem Einlesen fasziniert hat und wo wir viel Potential sahen. Dies war noch ganz früh, 2009. Zudem Zeitpunkt war schon relativ viel im E-Bike Bereich los, nichts aber beim Thema E-Scooter. So schrieben wir tatsächlich den ersten groben Fahrplan zu Kumpan auf eine Serviette in einem Restaurant in Antwerpen runter. Leider haben wir die nicht mehr – wäre jetzt eine schöne Erinnerung für das Kumpan-Museum
Was ist das Besondere an Kumpan Electric? Was zeichnet das Produkt aus?
Wir bieten einen schicken Roller mit hohem Fahrspaß, der zudem umweltfreundlich ist – er verdreckt keine Städte, ist leise und lässt sich ganz leicht am hauseigenen Stromnetz aufladen. Wir arbeiten mit auswechselbaren Akkus, das heißt diese können nach der Fahrt mit in die eigene Wohnung genommen – und dort aufgeladen werden. Zuletzt fertigen wir in Deutschland, hier bei uns in Remagen, das heißt wir garantieren eine hohe Qualität, keine Chinaware!
Was ist Euer Geschäftsmodell?
Im B2C-Bereich verkaufen wir unsere „Kumpanions“ ganz einfach an Endkunden direkt über Händler oder über den Onlineshop. Im B2B-Bereich bieten wir unsere KUMPANE Sharing-Unternehmen an, oder aber an Unternehmen als interne Flottenlösung. Schließlich sind wir noch Anbieter für Batterielösungen und des gesamten Antriebsstranges für andere Produkte, jeweils inklusive der Konnektivität. Wir sind dadurch also ein allumfassender Anbieter und Dienstleister im Bereich der E-Mobilität – von eigenem Akku und Systemkomponenten, über das Fahrzeug bis zum Flottenmanagement-System!
Im Interview: Gründer und Geschäftsführer von Kumpan electric (ebility GmbH), Patrik Tykesson, kumpan-electric.com
Wie kann man sich das Geschäft mit Sharing-Anbietern vorstellen?
Es entwickelt sich derzeit in neue Richtungen: Anfangs gab es einige Start-ups, wie zum Beispiel Jaano in Hamburg, die sich mit Roller-Sharing versucht haben. Sie waren leider, muss man sagen, ihrer Zeit voraus. Inzwischen bieten neben Start-Ups auch große Energieversorger oder beispielsweise Stadtwerke Sharingkonzepte an – sie möchten damit die innerstädtische Mobilität verbessern und sehen darin eine sinnvolle, lokale CSR-Maßnahme. Dies sind genau unsere Kunden: Wir stellen den Unternehmen – beispielsweise der Energieversorgung Oberhausen- nicht nur die Roller zu Verfügung, sondern auch die Flotten-Management-Software, d.h. die digitale Infrastruktur, um das Angebot in der Region auszurollen. Unsere Kumpane sowie die Sharing-App werden schließlich nach Wünschen unseres Kunden gebrandet.
Der E-Roller Markt ist in den letzten Jahren sehr gewachsen. Seht ihr Gefahr von chinesischen Anbietern wie Niu, die sehr aggressiv und mit günstigeren Produkten in den Markt kommen oder von altehrwürdigen Unternehmen wie Piaggio (Vespa), die nun auch eigene E-Roller produzieren?
Nein gar nicht, wie überall gilt auch bei uns: Wettbewerb belebt das Geschäft! Genau wie bei Autos gibt es unterschiedliche Modelle und Hersteller mit unterschiedlichen Zielgruppen. Man differenziert sich über Qualität, Design und Technologie. Im Gegensatz zu, beispielsweise, chinesischen Anbietern liegen wir zwar preislich etwas höher, haben aber eben auch einen hohen Qualitätsanspruch, ein -wie wir finden- ansprechendes Design und einen Technologievorsprung. Wir sind stolz darauf sagen zu können, dass wir nicht nur in Deutschland die Roller bauen, sondern zudem, dass 85% aller Komponente aus Deutschland und sogar aus unserer Region kommen.
Wie habt ihr es eigentlich geschafft, den ehemaligen Tesla-Manager und jetzigen Northvolt-Chef Peter Carlsson als Investor zu gewinnen?
Kurioserweise habe ich Peter 2016 einfach über Facebook angeschrieben, nach dem wir beide von einander in einem schwedischen Manager Magazin gelesen hatten. Ich habe ihm erklärt was wir machen und ihn gefragt, ob wir uns über das Thema E-Mobilität einmal austauschen könnten. Er schrieb zurück und lud mich nach Stockholm ein. Hier hatten wir eigentlich vor, uns nur für eine oder zwei Stunden auszutauschen – daraus ist dann ein ganzer Tag geworden, den ich mit seiner Familie verbracht habe. Es entstand eine enge Freundschaft, in der er mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Etwa ein Jahr später stieg er dann auch als Investor mit ein.
Gründer von Kumpan Electric: Patrik, Daniel und Philipp Tykesson
Wer ist dein unternehmerisches Vorbild?
Ich habe nicht nur ein, sondern immer in verschiedenen Phasen verschiedene Vorbilder gehabt. Mein Vater, der Unternehmer ist, hat mich beispielsweise in der Kindheit und Jugend sehr geprägt. Später in der Ausbildung mein Chef – ein Unternehmer der alten Schule der mir meinen Unternehmerkodex, den ich bis heute einhalte, vorgelebt hat. Schließlich ein Top-Manager wie Rene Obermann zu seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der deutschen Telekom, der mir gezeigt hat, dass man auch einen relativ „verstaubten“ Staatskonzern wie die Telekom mit viel unternehmerischem Geschick in einen modernen Konzern umwandeln kann.
Was waren Deine Top Learnings in den letzten 10 Jahren Unternehmertum?
Der erste Tipp ist als Gründer und Geschäftsführer nicht einfach, aber: Man muss aufpassen sich nicht im Operativen zu verlieren. Hier verliert man schnell das Auge für die wichtigen strategischen Ziele und die Vision des Unternehmens. Damit einher geht mein zweiter Tipp: Mit einem guten Team steht und fällt das Unternehmen! Recruiting kostet zwar viel Zeit, sollte aber auch sehr sorgfältig gemacht werden. Zudem sollte die Probezeit ernst genommen und genutzt werden. Leider haben wir die Erfahrung gemacht: Menschen ändern sich nur sehr, sehr selten. Das heißt, wer in der Probezeit schon kein Gas gegeben hat, wird sich auch danach nicht verbessern – selbst wenn man die Hoffnung hegt, dass die Motivation sich noch steigert. Hier sollte man sehr auf sein Bauchgefühl hören und gegebenenfalls früh Konsequenzen ziehen. Das Bauchgefühl hat mir in vielerlei Hinsicht den richtigen Weg gezeigt.
Wo siehst Du Dich und Kumpan Electric in 5 Jahren?
Wir sind in 5 Jahren hoffentlich ordentlich gewachsen und ein weiterhin wachsendes Unternehmen, das global agiert und eine starke Marke etabliert hat. Unsere Vision ist, dass Kumpan die Nummer 1 der Zweiradmobilität wird! Dies bedeutet auch, dass wir uns als Komponentenlieferant für E-Mobilitätsanbieter einen Namen gemacht haben – daran arbeiten wir derzeit besonders intensiv. Und natürlich, dass wir unseren Smart Business Solutions Bereich (wir agieren hier als White Label Anbieter und stellen die Flotte von Roller-Sharing Unternehmen) sowohl deutschlandweit als auch international stark ausgebaut haben – hier ist noch viel, viel Wachstumspotential. Ich freue mich darüber, dass wir ein Produkt haben, mit welchem wir etwas nachhaltig verändern und verbessern können. Der Weg ist das Ziel und es bleibt spannend. Es liegt noch so viel vor uns.
Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Dir und Kumpan Electric zu hören!