e&Co. AG: Die Architekten des digitalen Wandels in der Mobilitätsindustrie

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 30 Januar, 2024
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Vor zwei Jahren haben neun Unternehmer die Management-Beratung e&Co. gegründet, spezialisiert auf die Begleitung von unternehmerischen Veränderungsprozessen in der Mobilitätsindustrie. Was in einem spartanischen Büroprovisorium begann, hat sich schnell zu einer internationalen Erfolgsstory entwickelt. Mit viel Unternehmerspirit, Innovationsgeist, jeder Menge Drive und extrem harter Arbeit. Und mit einer stark involvierenden Firmenkultur: Das Consulting-Start-up macht ihre Berater selbst zu Unternehmern. Die beiden Mitgründer Geza Brugger und Jan-Henrik Thomas erklären die Hintergründe.  

Allein in Deutschland gibt es ca. 16.000 Unternehmensberatungen. Wie kommt man auf die Idee, in einem solchen Umfeld noch eine weitere zu gründen?

Geza Brugger (GB): Für uns stand von Anfang an fest, dass wir mehr sein wollten als klassische Unternehmensberater. Geprägt durch unsere Unternehmer-DNA haben wir daher drei wertschöpfende Komponenten in einem Geschäftsmodell vereint: Beraten, besetzen und beteiligen. Die Management-Beratung ist unsere Keimzelle,  aus der wir weitere Engagements entwickeln und miteinander verknüpfen. Wir lernen durch unsere Aktivitäten in der Start-up-Szene und im Industrieumfeld herausragende Talente kennen, die Teil unseres Expertennetzwerks und damit vermittelbar werden. Wir entdecken erfolgsversprechende Geschäftsmodelle und spannende Unternehmen im Mobilitätskontext, die wir mit unseren Klienten zusammenbringen können – und an denen wir uns auch über unsere Venturing-Gesellschaft beteiligen, sofern sie zu uns passen. Die holistische Kombination dieser unternehmerischen Facetten schafft Wert für unsere Klienten und macht e&Co. ziemlich einzigartig.

Jan-Henrik Thomas (JHT): Einzigartig ist auch unsere involvierende und offene Firmenkultur. Weniger Management und mehr Leadership ist der Schlüssel zum Erfolg: Richtung geben, Freiräume schaffen, Verantwortung einfordern – eine Allianz herausragender Talente schmieden. Diese prägenden Elemente passen auch zu den modernen Führungsmodellen, die Unternehmen in der digitalisierten Wirtschaft benötigen. Wir gehen noch einen Schritt weiter und machen unsere Berater zu Mitunternehmern. Hoch-perfomante Mitarbeiter werden so zu Mitinhabern – und partizipieren am Erfolg ihres eigenen Unternehmens. Dadurch können zum Beispiel schon Junior-Berater Firmenanteile halten und die Zukunft unseres Beratungshauses aktiv mitgestalten. Außerdem kann so der stufenweise Generationenwechsel in der Eigentümerstruktur höchst transparent und effizient organisiert werden. Dies wäre bei den klassischen Unternehmensberatungen undenkbar. 

Die meisten Unternehmensberatungen unterteilen ihre Leistungen in Branchen und Services. Ihr habt Euch als „Veränderungsexperten“ positioniert. Was bedeutet das genau – und wie schaut Eure Value Proposition aus?

(JHT): Für uns ist die persönliche Ebene mit unseren Auftraggebern essentiell – daher betrachten wir auch jeden Auftrag singulär und erarbeiten hoch-individualisierte Lösungen. Wir verstehen uns als Companion und langfristiger Evolutionspartner unserer Klienten. Denn Wertschöpfung kommt durch Wertschätzung. Wir tauchen bei jedem Projekt inhaltlich sehr tief in die spezifischen Herausforderungen der Klienten ein und gestalten aktiv aus unternehmerischer Perspektive mit. Weniger mit Methodenkoffern als mit sehr viel Branchen- und Projekt-Erfahrung sowie Persönlichkeit im Gepäck. Daraus entfaltet sich unsere Maxime „enabling value“, also der größtmögliche Wertbeitrag für unsere Klienten. Die Beratungsschwerpunkte sind wie unsere Berater: Vielseitig und am Puls der Zeit. Themen rund um Digitalisierung, Elektromobilität, autonomes Fahren, Internet of Things oder Künstliche Intelligenz beschäftigen uns aktuell sehr intensiv. Dabei unterstützen wir Unternehmen – vor allem aus der Mobilitätsbranche – konkret in vier situativen Kernhandlungsfeldern unternehmerischer Veränderungen: Emergency (z.B. Assessments & Audits, Turnaround Management & Revitalisation, Change & Transition Management), Efficiency (z.B. Performance-Optimierung, Project Governance, Sourcing Advisory), Expansion (z.B. innovative Konzepte und Strategien, Organisationsdesign, M&A) und Expert (z.B. Wettbewerbsstudien, Thought Leadership, spezialisierte Fachexperten für Fokusprojekte).

Welche Unternehmen zählen zu Euren Kunden – und wie gewinnt Ihr neue?

(GB): Ein typisches Namedropping passt nicht zu uns, aber so viel sei gesagt: Zu unseren Klienten gehören sowohl globale Blue Chips aus der Automobil- und Mobilitätswelt, als auch mittelständische und familiär geprägte Unternehmen. Sie alle eint der Wunsch oder die Notwendigkeit zur Veränderung. In der Beratungswelt läuft das meiste über persönliche Kontakte und den Ausbau des eigenen Netzwerkes. Da wir, wie gesagt, sehr viel Wert auf genau diese „Persönlichkeit“ legen, fokussieren wir uns auch auf diesen Aspekt bei der Akquise von neuen Klienten. Zudem sind wir natürlich auch auf Messen unterwegs, publizieren verschiedene White Paper, Fachartikel, Bücher und nutzen die gängigen Business-Social-Media-Kanäle, um die Wahrnehmung zu steigern. Ein eigener Newsletter – bei uns „Value Letter“ genannt – erscheint vier Mal im Jahr mit spannenden Insights zu aktuellen Themen aus unserem Beratungsumfeld, kontroversen Diskussionspapers, innovativen Konzepten etc. Darüber hinaus forcieren wir unser Thought Leadership durch regelmäßige, eigene Veranstaltungen, bei denen wir zusammen mit Klienten interdisziplinär die drängendsten Themen der Zukunft diskutieren und mögliche Lösungen skizzieren.

In einem Satz: Was ist genau das Besondere an der e&Co. AG?

(GB): Ah, der klassische Elevator-Pitch! Bitte sehr: Für unsere Klienten sind wir die „Engineers of Transformation“, die Kante zeigen und mutig neue Wege gehen, quasi ein Umsetzungskatalysator mit Kompass-Nadel – für unsere Mitarbeiter bieten wir einen einzigartigen Beratungs- und Innovationshub, in dem jeder Unternehmer im eigenen Unternehmen sein kann.

Wie sieht aktuell Eure Arbeitswoche aus?

(GB): Kurz gesagt: Sehr abwechslungsreich! Unsere Arbeitsweise ist sehr flexibel und passt sich den Bedürfnissen unserer Klienten an. Meistens agieren wir eigenverantwortlich vor Ort bei unseren Auftraggebern. Ich bin in der Regel zwischen drei und fünf Tagen die Woche unterwegs und arbeite sporadisch auch vom Home Office oder Co-Working-Space aus, falls eines unserer vier Büros nicht in der Nähe ist. Parallel dazu bin ich auch mit verantwortlich für unsere Tochtergesellschaft in Seoul und für unsere asiatischen Klienten – daher reise ich auch öfters nach Japan und Südkorea. Sowohl Jan als auch ich steuern verschiedene Projektteams parallel, was in unserer Konstellation eine sehr gute Koordination und einen besonders engen Austausch im Team erfordert – nicht nur zu projektspezifischen Themen, sondern auch Know-how, Best Practices und Erfahrungen. Daher führen wir so oft es geht persönliche Gespräche – oder richten regelmäßige Telefon- und Videokonferenzen ein, in denen wir uns intensiv mit den Teams austauschen.

(JHT): Ich war in den vergangenen Monaten in neun Ländern für unsere Klienten unterwegs und bin täglich auf mehreren Ebenen gefragt. Als impulsgebender Unternehmer-Berater in meinen verschiedenen Klienten-Projekten, als Unternehmer in der Weiterentwicklung der e&Co. AG sowie in meiner internen Funktion als Leiter Human Resources für die Mitarbeiter. Überall kann ich meine unternehmerische Leidenschaft voll ausleben, was fantastisch ist und mich enorm motiviert. Der Tag müsste allerdings mindestens doppelt so viele Stunden haben, um allen Ideen intensiv nachgehen zu können. Daher ist ein Team, wie wir es leben, der wirklich kritische Erfolgsfaktor.

eandco

Die e&Co. Mitgründer Jan-Henrik Thomas und Geza Brugger, eandco.com

Was waren Eure drei größten Herausforderungen in der Startphase?

(JHT): Die größte Challenge war sicherlich der Spagat zwischen dem Aufbau der eigenen Firma und den glücklicherweise intensiven Klienten-Projekten. Natürlich gehen Aufträge immer vor, aber gerade zum Start gibt es ein Feuerwerk der Ideen für die Entwicklung der eigenen Company – diese gilt es in geordnete Bahnen zu lenken und zu priorisieren. Auch wenn man es sich anders wünschen würde: man muss lernen, dass es nur step by step geht. Gerade im Bereich HR sind die Prozesse erfolgskritisch, da sie direkt unser wertvollstes Gut betreffen; die Mitarbeiter. Vom Start weg sind wir mit circa 20 Beratern aus unserem langjährigen Netzwerk losgespurtet – eine große Verantwortung!

(GB): Ich habe die Anfangsphase in sehr positiver Erinnerung. Es ist natürlich etwas völlig anderes, sein eigenes Baby hochzuziehen als nur bei einem Unternehmen angestellt zu sein. Deshalb nimmt man die verschiedenen Herausforderungen auch anders wahr. Ich bin zusammen mit Ben Wiechmann, ebenfalls einer der Gründer, zuständig für das Marketing. Unsere größte Aufgabe war es, das komplette Branding aufzusetzen: Markenaufbau, Logo, Positionierung, Claim, Service-Darstellung, Website, Marketing-Unterlagen, interne sowie externe Kommunikation und, und, und… Wir haben sehr viel Zeit und Gehirnschmalz in dieses Thema gesteckt – und das geht bis heute so weiter. Wir stehen kurz vor dem Relaunch unserer Website mit einem sowohl optischen Facelift als auch inhaltlichen Ausbau sowie einem geschärften Leistungsportfolio. Getreu unseres Credos: Wer als Veränderungsexperte seine Klienten wegweisend beraten möchte, muss mit gutem Beispiel voran gehen und den konstanten Wandel leben.

Wie habt Ihr Euch finanziert: Habt Ihr von Anfang an Geld verdient oder gab es auch richtige Durststrecken?

(GB): Hierbei genießen wir sicherlich Seltenheitswert in der Start-up-Szene! Wir haben uns von Anfang an komplett eigenfinanziert. Sowohl das Eigenkapital als auch das Fremdkapital wurde durch die Aktionäre gestemmt – wir konnten so die Vorfinanzierung, die man im Beratungsgeschäft benötigt, sehr gut absichern. Das bereit gestellte Fremdkapital haben wir allerdings bis heute nicht angerührt, da wir vom Start weg einen positiven Cashflow haben. Unsere Venture-Aktivitäten sind logischerweise etwas instabiler, aber auch hier sieht es gut aus. So entwickelt sich zum Beispiel unsere Tochtergesellschaft skill-fisher, die wir Anfang 2017 zur Rekrutierung von Digitaltalenten gegründet haben, bereits in eine positive Richtung.

Wo seht Ihr Euch und e&Co. in fünf Jahren?

(JHT): In unseren volatilen Zeiten sind zwar solche „langfristigen“ Pläne ein wenig out-of-date – wir haben aber trotzdem eine ziemlich konkrete, unternehmerische Vision für die nächsten Jahre. Wir möchten die Aktivitäten unserer Management-Beratung in der Mobilitätswelt und weiteren Industrien ausbauen, mit 100 Mitarbeitern und einer weiteren internationalen Dependance. e&Co. wird sich als Player der Wahl für die Begleitung von komplexen Veränderungen sowie für die Umsetzung von Großprojekten etabliert haben – mit Themenfeldern rund um den digitalen Nutzer und die dafür notwendige Neuausrichtung von Unternehmen. Im Bereich des Venture-Business werden wir mindestens zehn strategische Beteiligungen im Fund haben – sowie bis dahin auch weitere eigene Business-Ideen aus dem Team umsetzen. Ein Beispiel dafür: Wir denken aktuell über neuartige Netzwerkmodelle zur Projektumsetzung nach, die vor allem die weitere Spezialisierung in der Wertschöpfungskette adressieren.

(GB): Jan und ich sehen uns natürlich weiter langfristig an Bord und wie bisher – zusammen mit unserem Team – in führender Gestaltungsrolle zur Ausrichtung und Weiterentwicklung von e&Co., unserer Beratungsaktivitäten, unseres Footprints in Asien sowie unseres Venture-Engagements.

Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg und freuen uns jetzt schon darauf Neues von Euch und e&Co. zu hören!


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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