Wechsel PKV in GKV

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 14 März, 2024
Lesezeit Minuten.
Das zweigleisige System der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung in Deutschland weist einige Besonderheiten auf. Gerade Selbstständige sind gut damit beraten, sich mit den Tücken dieses Systems auseinanderzusetzen, denn eine private Krankenversicherung bietet zwar vor allem in jungen Jahren oftmals viele Vorteile, im Laufe der Zeit können sich diese allerdings schnell ins Gegenteil verkehren. Die entscheidende Frage, die sich viele Unternehmer stellen, wenn sie das erkannt haben: „Kann ich jetzt noch in die GKV wechseln?“  

Private Krankenversicherungen bieten Vor- und Nachteile

Nicht jeder Bürger hat in Deutschland das Privileg, eine private Krankenversicherung abschließen zu dürfen. Doch gerade für junge Selbstständige, die gut verdienen, bieten die freiwilligen Krankenversicherungen in der Regel sehr günstige Tarife an, die vor allem im Vergleich zu den nach Einkommen gestaffelten Tarifen der gesetzlichen Krankenversicherung auf den ersten Blick sehr günstig wirken können.

Darüber hinaus bieten die privaten Krankenversicherungen eine Menge attraktiver Zusatzleistungen angefangen vom Einzelzimmer bei Krankenhausaufenthalten über schnelle Termine bei Fachärzten bis zum Zugang zu Ärzten, die ihre Leistungen überhaupt nur für Privatpatienten zur Verfügung stellen.

Doch das gute Preis-Leistungsverhältnis in den Anfangsjahren verändert sich im Laufe des Berufslebens drastisch. Da im Alter die Gesundheitsrisiken wesentlich höher sind, steigen auch die Kosten für die Versicherer in diesen Fällen an. Diese geben das Risiko eins zu eins in Form höherer Gebühren an ihre Versicherten weiter.

Darüber hinaus bietet die gesetzliche Krankenversicherung eine einfache Möglichkeit, seine Kinder bis zu einem gewissen Alter kostenlos mitzuversichern, während bei der privaten Krankenversicherung die jungen Eltern für jeden neuen Erdenbürger extra zur Kasse gebeten werden.

Wenn die Betroffenen im fortgeschrittenen Alter die zunehmenden Nachteile auf sich zukommen sehen, kommt nicht selten Panik auf. Sie fragen sich, wie sie die teuren Gebühren bezahlen sollen, wenn ihnen einmal ihr regelmäßiges Einkommen abhandenkommt oder sie ohnehin bereits das Auslangen mit einer niedrigen Rente finden müssen. Sorgenvoll beginnen sie sich in ihrem näheren Umfeld oder ihrem Beraternetzwerk umzuhören, ob ein Umstieg in die gesetzliche Krankenversicherung noch möglich ist.

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Manchmal ist die Zeit einfach reif für Veränderung. Das betrifft auch den Umstieg von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung. Denn die günstigen Beiträge in den Anfangsjahren können sich im Alter zum Boomerang entwickeln. Bildquelle: Depositphotos.com

Umstieg in die GKV als Selbstständiger: Ein klares Ja, aber!

Eines vorneweg: Die Begeisterung des Gesetzgebers über einen Umstieg hält sich in Grenzen. Deshalb soll die Rückkehr nach Möglichkeit so weit wie möglich erschwert beziehungsweise gänzlich unmöglich gemacht werden. Wer die meiste Zeit seines Lebens keine Beiträge geleistet hat, soll schließlich auch im Alter nicht den Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung genießen, sondern sich in diesem Fall an seinen privaten Anbieter halten.

Wer einen entsprechenden Wechsel von der PKV in die GKV in Erwägung zieht, sollte das nach Möglichkeit vor der Vollendung des 55. Lebensjahres machen. Zwar ist ein Wechsel dank des EU-Rechts auch danach noch möglich, allerdings erschweren sich die Bedingungen ab diesem Zeitpunkt erheblich. Denn dann ist der Umstieg nur noch möglich, wenn die betroffene Person innerhalb der letzten fünf Jahre davor zumindest für einen Tag gesetzlich krankenversichert war.

Auf keinen Fall sollte versucht werden, mit irgendwelchen Tricks und guten Tipps von gutmeinenden Bekannten und Freunden die Wiederaufnahme in die gesetzliche Krankenversicherung zu „erschleichen“. Bemerkt der Gesetzgeber diese Finte, kann das nämlich zu einem eventuellen nachträglichen Ausschluss mit entsprechenden finanziellen Folgen führen.

Deshalb empfiehlt es sich, für den Umstieg einen echten Experten ins Boot zu holen. Organisationen wie beispielsweise Clearing Solutions haben sich darauf spezialisiert, Betroffenen Hilfe beim Umstieg zu bieten.

Zurück in die GKV mit der Hilfe von Experten

Wer als Selbstständiger von der PKV in die GKV wechseln möchte, kann dazu einfach einen der Experten konsultieren, um die Möglichkeiten eines Wechsels zu prüfen.

Die Prüfung erfolgt in der Regel in drei einfachen Schritten. Im ersten Schritt ist dafür einfach das Formular auf der Webseite des Anbieters auszufüllen, bei dem unter anderem Fragen zum aktuellen Krankenkassenbeitrag, dem beruflichen Status, dem Alter sowie dem monatlichen Einkommen zu beantworten sind.

Im zweiten Schritt werden die Möglichkeiten eines Wechsels von der PKV in die GKV von Rechtsanwälten und Gutachtern kostenlos geprüft. Durch die große Erfahrung sind die Chancen, durch einen Wechsel künftig bis zu 70 Prozent seiner aktuellen Beiträge zu sparen, auch bei Personen über 55 Jahren sehr groß.

Fällt die Prüfung positiv aus und entscheiden sich Betroffene in weiterer Folge für den Wechsel, unterstützt der Dienstleister bei den dafür erforderlichen Formalitäten.

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Zeit ist Geld! Genau aus diesem Grund entscheiden sich viele Unternehmer für eine private Krankenversicherung, die ihnen unter anderem schnelle Termine bei Fachärzten bietet. Doch auch in der GKV gibt es Möglichkeiten, sich zusätzlich abzusichern. Bildquelle: Pixabay.com © geralt CCO Public Domain

Was geschieht mit den Zusatzleistungen der privaten Krankenversicherung?

Viele Selbstständige, die einen Wechsel in Erwägung ziehen, machen sich Gedanken darüber, dass sie damit auch all ihre Privilegien der privaten Versicherung verlieren. Das ist grundsätzlich richtig, doch auch die gesetzliche Krankenversicherung bietet die Möglichkeit von Zusatzversicherungen.

Dadurch können diese Ausfälle zumindest teilweise kompensiert werden. Die Gebühren liegen in den meisten Fällen trotz der zusätzlichen Absicherung weit unter jenen, die für eine private Krankenversicherung für ähnliche Leistungen aufgebracht werden müssten.

Die Zusatzversicherungen werden nicht direkt bei den gesetzlichen Krankenversicherungen abgeschlossen, sondern lediglich von diesen ermittelt. Wer jedoch die Möglichkeit nutzt und eine Privatversicherung über die GKV abschließt, kann dabei bis zu zehn Prozent an Gebühren einsparen.

Die gesetzlichen Krankenversicherungen versuchen, ihren Versicherten ein möglichst breites Spektrum an Zusatzversicherungen anzubieten und schließen entsprechende Kooperationsvereinbarungen mit privaten Versicherern ab. Allerdings sind die Versicherungsnehmer nicht an diese Angebote gebunden, sondern können am freien Markt wählen, bei wem sie eine entsprechende Zusatzversicherung abschließen möchten. Da die Preise der Privaten hier sehr unterschiedlich ausfallen, lohnt es sich auf alle Fälle, mehrere Angebote einzuholen und miteinander zu vergleichen.

Viele Versicherte entscheiden sich beispielsweise für eine Krankenhauszusatzversicherung, die Kassenpatienten nahezu die gleichen Leistungen wie Privatpatienten bietet. Wenn es allerdings nur darum geht, in einem Einzelzimmer untergebracht zu werden, ist es oftmals kostengünstiger, einfach das Zimmer selbst zu bezahlen statt jahrelang die Gebühren für eine teure Zusatzversicherung zu leisten.


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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