Selbstständig in der Kosmetikbranche – so vermeiden Sie einen Flop

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 14 März, 2024
Lesezeit Minuten.
Schon seit den Zeiten der berühmten Avon-Beraterin gilt die Kosmetikbranche als ideales Standbein für Frauen (und zunehmend Männer), die sich selbstständig machen möchten. Egal, ob man nur etwas dazuverdienen will oder daraus ein tragfähiges Business gestaltet – so groß die Möglichkeiten in der Kosmetikbranche sind, so sorgfältig muss alles geplant und bedacht werden.  

Existenzgründung mit dem Kosmetikstudio

Für viele ist der Schritt in die Selbstständigkeit mit einem Kosmetikstudio nicht nur eine Geschäftsidee, sondern auch eine Form der Selbstverwirklichung. Den Kundinnen und Kunden sollen neue Beautytrends und Wohlfühlbehandlungen verkauft werden, wodurch die Kosmetikerin oft zum Problemlöser in Fragen des Aussehens wird. Doch obwohl es viele Möglichkeiten gibt, die Selbstständigkeit in der Kosmetikbranche zu verwirklichen, gibt es einige Hürden. Zum einen sind da die generellen Anforderungen an eine Existenzgründung, wie etwa die Anmeldung eines Gewerbes. Zum anderen gibt es aber speziell bei Herstellung, Verkauf und Anwendung von Kosmetik strenge Richtlinien, die dem Schutz der Verbraucher dienen.

Studio oder mobile Kosmetik?

Gerade wenn es sich um Einzelbetriebe ohne weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handelt, stellt sich schon früh die Frage, ob es ein eigenes Kosmetikstudio sein soll oder eher ein mobiler Kosmetikservice, der Hausbesuche bei den Kundinnen macht. Beides hat Vorteile und Nachteile, denn ein Kosmetikstudio verursacht natürlich zu Beginn höhere Fixkosten. Für einen mobilen Service benötigt man hingegen in der Regel ein Fahrzeug und muss Anfahrtskosten berücksichtigen. Eine andere Frage ist, ob man sich als Franchisenehmer an ein großes Unternehmen binden möchte. Während Franchise-Modelle mit Gebühren verbunden sind, wird der Franchisenehmer auch mit wirksamen Marketingmaßnahmen unterstützt. Andererseits können die Vertragsbedingungen die Flexibilität des eigenen Unternehmens beschränken.

Ausbildung und Zertifikate

Für ein eigenes Kosmetikstudio müssen keine besonderen Ausbildungen oder Lehrgänge absolviert werden. Allerdings steigt das Kundenvertrauen mit der fachlichen Qualifikation der Kosmetikerin. Ohne solche Kenntnisse kann man kaum professionell tätig sein. Entsprechende Zertifikate können bei Kosmetikschulen und Kosmetikherstellern erworben werden. Hierfür muss für gewöhnlich ein (selbst zu bezahlender) Kurs über Grundlagen und richtige Anwendung der Produkte belegt werden. Auch die Herstellung eigener Kosmetikprodukte oder das Anrühren individueller Mischungen aus existierenden Produktlinien erfordert einiges an Wissen über Inhaltsstoffe und deren Verarbeitung. Neben der fachlichen Qualifikation sollte aber auch ein Basiswissen zu betriebswirtschaftlichen Vorgängen vorhanden sein. Fehlt eine kaufmännische Ausbildung oder zumindest eine entsprechende Erfahrung, sollte ein Gründerseminar absolviert werden. Damit lassen sich viele Fehler beim Führen eines eigenen Unternehmens von vornherein vermeiden.

Rechtliche Rahmenbedingungen für Kosmetik beachten

Ähnlich wie bei medizinischen Produkten oder Lebensmitteln gelten für Kosmetika besonders strenge Auflagen und Richtlinien, die unbedingt eingehalten werden müssen. Gerade bezüglich der Frage der Inhaltsstoffe müssen Produkte entsprechende Kennzeichnungen besitzen, damit Verbraucher vor Unverträglichkeiten oder Allergien geschützt sind. Maßgeblich hierfür ist die Kosmetikverordnung, die in der gesamten EU gilt. Sie wird ständig angepasst, weswegen es sinnvoll ist, sich regelmäßig über Neuerungen und Anpassungen zu informieren.

Selbstständig in der Kosmetikbranche – so vermeiden Sie einen Flop_TB

Eigene Produktlinie oder doch lieber Franchisenehmer werden?, Bildquelle: Selbststaendigkeit.de

Gewerbeanmeldung nicht vergessen

Besonders beim mobilen Geschäftsbetrieb wird zu Beginn oft die wichtige Gewerbeanmeldung vergessen. Die Annahme, man könnte zuerst einmal einen Versuch starten, um zu sehen, ob das mit der Selbstständigkeit überhaupt funktioniert, ist schlichtweg falsch. Um Ärger mit dem Finanzamt, der Gewerbeaufsicht und anderen Stellen zu vermeiden, sollte die Gewerbeanmeldung immer vor der Aufnahme der tatsächlichen Geschäftstätigkeit erfolgen.

Hygienische Bedingungen sind ein Muss für Kosmetikbetriebe

Wer sich im Bereich der Kosmetik selbstständig macht, muss seinen Kundinnen und Kunden einwandfreie hygienische Verhältnisse bieten können. Das gilt sowohl im Rahmen eines eigenen Studios als auch beim mobilen Service. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, aber gerade an Hygiene mangelt es bei manchen Studios. Nach den Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes müssen sowohl Räumlichkeiten als auch Geräte regelmäßig gereinigt werden. Die Gesundheitsämter sorgen mit Kontrollen für die Einhaltung der Vorschriften. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Inhaber ein praktikables Hygienekonzept entwickeln und die Maßnahmen regelmäßig dokumentieren. Das stärkt im Übrigen auch das Vertrauen der Kundinnen und Kunden in die Professionalität des Kosmetikstudios.

Eigene Herstellung und Vertrieb von Kosmetika

Besonders dann, wenn ein individueller Service angeboten werden soll, kommt eine Kosmetikerin nicht umhin, eigene Mischungen aus den verschiedenen Komponenten für ihre Kunden und Kundinnen herzustellen. Viele Studios verkaufen inzwischen auch selbst hergestellte Naturkosmetik. In diesem Fall sind die Einhaltung von Hygienestandards, die Sorgfalt bei der Abfüllung sowie die richtige Kennzeichnung von Produkten noch wichtiger. Sollen die eigenen Kosmetikkreationen im größeren Stil angeboten und verkauft werden (eventuell auch über einen Online-Shop), sollten professionelle Kosmetik-Verpackungen eine Selbstverständlichkeit sein. Doch auch für das Marketing sind praktische, formschöne und nachhaltige Verpackungen wichtig, um das Kundenvertrauen zu gewinnen und zu behalten. Es empfiehlt sich außerdem, für die eigenen Produkte ein anerkanntes Prüfsiegel zu erwerben, das die Transparenz für die Verbraucher erhöht.

Auf bestimmte Leistungen spezialisieren

Viele Kosmetikstudios scheitern an dem Anspruch, alles aus einer Hand anbieten zu wollen. Wer aber ständig auf dem neuesten Stand bei allen Wellness-Behandlungen und Produkten bleiben will, endet insbesondere als Einzelunternehmer oft in einer unzufriedenstellenden Situation. Man bietet zwar alles an, beherrscht aber nichts wirklich perfekt. Besser ist es, sich auf bestimmte Aspekte zu spezialisieren. Wie der Schwerpunkt gesetzt wird, ist natürlich freie Entscheidung des Selbstständigen. Einfließen sollten jedoch Faktoren wie:

  • Konkurrenzsituation vor Ort
  • mögliche Gewinnmarge (Preisgestaltung vs. Zeitaufwand)
  • Fokus auf bestimmte Behandlungen (z. B. Anti-Aging) legen
  • Prinzipielle Entscheidung zwischen Bio- und Naturkosmetik oder traditionellen Kosmetiklinien
  • eigene Produktlinie oder lieber Franchisenehmer werden

Fazit

Die Selbständigkeit in der Kosmetikbranche setzt eine gründliche fachliche Vorbereitung voraus. Wenn Sie sich für die Gründung eines eigenen Kosmetikstudios oder der eigenen Produktion von Kosmetika entscheiden, sollten Sie sich auch gründlich über die  kaufmännischen Bereiche informieren. Bei Bedarf können Sie auch die Unterstützung von Fachleuten heranziehen. Für welche Variante Sie sich auch entscheiden, es erwartet Sie ein breites Betätigungsfeld, bei der Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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