Von der Selbständigkeit wieder zurück in eine Festanstellung

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 14 März, 2024
Lesezeit Minuten.
Wer sich vorgenommen hat, selbständig zu werden und sein eigenes Unternehmen zu gründen, wird meist für seinen Mut gelobt und bewundert. Anders sieht es ganz oft aus, wenn ein Selbstständiger wieder zurück in ein Angestelltenverhältnis möchte. Das man die Selbstständigkeit wieder aufgeben will, passiert allerdings rein statistisch betrachtet recht häufig. Denn selbstständig zu arbeiten bedeutet, dass man ‚selbst‘ und ‚ständig‘ dranbleiben muss. Am Anfang wird dies sicherlich öfters unterschätzt, aber mit der Zeit wird jeder Freiberufler oder Selbstständige wissen, was damit gemeint ist und wie viel Wahrheit dahintersteckt. Als Selbstständiger hat man zwar einige Freiheiten, die sich viele Festangestellte nur wünschen können, trotzdem ist es auch eine große Herausforderung.  

Und eben diesen Herausforderungen ist so manch Einer eben nicht gewachsen – oder man merkt mit der Zeit, dass es einen einfach nicht erfüllt. Ebenso kann es natürlich auch sein, dass das Unternehmen oder gar die gesamte Branche in Schwierigkeiten gerät, es Streit mit Geschäftspartnern, Lieferanten oder auch Mitarbeitern gibt. Solche und ähnliche Gründe können dann zur Beendigung der Selbstständigkeit führen.

Unternehmertum hat auch Nachteile

Man hat finanzielle Unsicherheiten, eine große Verantwortung für sich selbst und vielleicht auch für Angestellte. Und es kommt eine Vielzahl an weiteren Aufgaben dazu. Zum Beispiel müssen Steuerangelegenheiten erledigt, Kalkulationen erstellt sowie Budgets bedacht, verwaltet und eingeteilt werden und noch einiges mehr. Aus diesen und noch anderen Gründen entscheiden sich einige Selbstständige dann häufig doch wieder dazu, zurück in ein Angestelltenverhältnis bzw. Festanstellung zu wechseln. Oft sind es auch veränderte Lebensumstände (z.B. die Gründung einer Familie oder die nötige Pflege von Angehörigen) die dazu führen. Manche verschieben dazu ihre Prioritäten. Dann wünscht man sich mehr Sicherheit, nicht so viel Verantwortung und vielleicht geregelte Arbeitszeiten. Auch Veränderungen am Markt können dazu führen.

Ein gut geplanter Wechsel kann gelingen

Wer den Weg in eine Festanstellung gehen möchte, der empfindet das häufig als schwierig. Das wird sicherlich auch an den Vorbehalten der Personal-Verantwortlichen liegen. Diese begegnen ehemals Selbstständigen häufig mit Skepsis. Die Entscheider beim Personal fragen sich beispielsweise, ob sich der Bewerber in ein Team integrieren oder ob er mit festen Arbeitszeiten zurechtkommen wird. Auch die Frage des Scheiterns rückt oft in den Fokus des Interesses – hier stellt sich der Personal natürlich die Frage nach dem Warum und ob dies auch Auswirkungen auf ein etwaiges Anstellungsverhältnis haben könnte. Hier ist es wichtig, dass man sich als Bewerber und den Lebenslauf entsprechend gut vorbereitet.

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Ein gut vorbereiteter Lebenslauf ist eine wichtige Grundlage für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch. Bildquelle: Stock Images by Depositphotos

Den Lebenslauf richtig vorbereiten

Der Lebenslauf ist oft der erste Eindruck, den Personalentscheider von Bewerbern erhalten. Also ist es sehr wichtig, dass man sich bei der Erstellung die größte Mühe gibt. Den Lebenslauf online zu gestalten, ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit dafür. Als ehemaliger Selbstständiger sollte man den Lebenslauf so darstellen, dass man von möglichen Arbeitgebern positiv wahrgenommen wird und die Erfahrungen aus der Selbständigkeit für die Festanstellung sogar ein Vorteil sind. Hier lässt sich zum Beispiel darstellen, welche besonderen Fähigkeiten man während seiner Selbstständigkeit erworben und ausgebaut hat. Vielleicht schafft man es so, den möglicherweise als Nachteil gesehenen (unheilvollen) Abschluss der Selbstständigkeit als Vorteil erscheinen zu lassen.

Vorurteile der Personalentscheider gegenüber ehemaligen Selbstständigen sind oft ungerechtfertigt

Experten sagen (gemäß einer Studie), dass Vorurteile gegenüber ehemaligen Selbstständigen ungerechtfertigt sind. Wenn man die Persönlichkeitsmerkmale vergleicht würde sich zeigen, dass Selbstständige meist kreativer sowie origineller, kommunikativer und noch emotional stabiler als viele Angestellte seien. Für den Bewerber ist es jedoch wichtig, dass er hier entsprechend „nachhilft“ und diese Aspekte auch aktiv vermittelt, um entsprechende Vorurteile möglichst zu entkräften.

Bei der Bewerbung mit Referenzen und Empfehlungen bei der Festanstellung punkten

Es wird empfohlen, wenn man seine Fähigkeit als Angestellter sowie seine Kompetenzen überzeugend darstellen möchte, dass man als Selbstständiger seine Projekte immer dokumentiert und Referenzprojekte vorweisen kann. Dazu kann ebenso ein Empfehlungsschreiben eines früheren Geschäftspartners oder Empfehlungsschreiben von Kunden beim Einstellungsverfahren etwas Positives bewirken. Im Grunde gilt es all das zu beachten, was man auch als Angestellter an Erfahrungen, Referenzen und Zertifikaten dokumentieren würde. . Daher ist es auch ratsam, falls vorhanden, gute Arbeitszeugnisse aus ehemaligen Angestelltenverhältnissen vorzuweisen, um den Personalverantwortlichen von seinen Kompetenzen als Angestellter überzeugen zu können. Gegebenenfalls hat man ja auch im Rahmen der ehemaligen Selbstständigkeit an einer Weiterbierbildung, einem Coaching oder Kurs teilgenommen – auch das sollte unbedingt in die Bewerbung, wenn es für den ausgeschriebenen Job relevant ist.

Alles eine Frage der Darstellung

Auf alle Fälle sollte man als Selbstständiger gut darauf vorbereitet sein, wenn Personalentscheider die Entscheidung, eine Selbstständigkeit aufzugeben, hinterfragen. Zum Beispiel könnte man auf die Corona-Krise und die damit verbundene wirtschaftliche Lage verweisen, um den Eindruck zu vermeiden, man wäre an einer mangelnden Kompetenz gescheitert. Es ist darüber hinaus natürlich auch relevant, auf was für eine Art von Stelle man sich bewirbt. Hat diese nichts mit kaufmännischen Tätigkeiten und / oder Personalverantwortung zu tun, so wird vielleicht weniger auf die Ex-Selbstständigkeit eingegangen. Ist der Schwerpunkte der Stelle jedoch genau dort zu verorten, sollte man schon gute Argumente parat haben, warum es zu der Aufgabe der Selbstständigkeit kam. Hier kann es ggf. Sinn machen, die Darstellung des Ende des Unternehmertums eher dahingehend zu verlagern, dass es nicht mehr den eigenen Vorstellungen einer ausgeglichenen Lebensführung entsprach und man sich deswegen wieder mehr in Richtung Festanstellung orientiert hat.


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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