Besonderheiten bei einem Kredit für Selbstständige

Verfasst von Dennis.Singh. Zuletzt aktualisiert am 9 März, 2024
Lesezeit Minuten.
Anders als fest angestellte Personen haben selbstständig Tätige kein festes monatliches Einkommen. Die Einnahmen schwanken je nach Branche mitunter stark. Aus diesem Grund haben es Selbstständige oft schwer, einen Kredit zu erhalten. Um ihre Kreditwürdigkeit nachzuweisen, müssen sie mehr Dokumente vorlegen, damit die Banken das mögliche Ausfallrisiko kalkulieren können. Wir haben die wichtigsten Informationen und Besonderheiten zum Kredit für Selbstständige für Sie zusammengestellt.  

Die wichtigsten Fakten zum Kredit für Selbstständige im Überblick

Als Existenzgründer geht man ein großes Risiko ein, da nicht jede Geschäftsidee gleichermaßen erfolgsversprechend ist. Entsprechend haben auch alle Stakeholder und Investoren sowie Kapitalgeber einen Teil dieses Risikos auf sich – was natürlich bei Banken auch so zutrifft. Daher müssen Selbstständige auf der Suche nach Krediten immer beachten:

  • Kreditinstitute betrachten Existenzgründer nur bedingt als kreditwürdig.
  • Die Selbstständigkeit muss seit mindestens einem Jahr bestehen.
  • Kredite werden nur bei guter Bonität vergeben.
  • Sicherheiten erhöhen die Chancen auf einen Kredit.
  • Die Kreditkonditionen sind gegenüber Arbeitnehmern schlechter.
  • Ein Privatkredit ist eine mögliche Alternative.

Welche Voraussetzungen müssen Selbstständige für den Erhalt eines Kredits erfüllen?

Damit die Aufnahme eines Geschäftskredites dennoch reibungslos funktioniert, gibt es natürlich einige Faktoren, die Banken dabei helfen, die Kreditwürdigkeit positiv einzuschätzen.

1. Wohn- und Geschäftssitz im Inland

Für Kreditinstitute ist oft ausschlaggebend, wo ein Antragsteller seinen Wohnsitz hat. In der Regel muss dieser in Deutschland liegen. Eine weitere Voraussetzung ist ein deutsches Bankkonto. Auf dieses zahlt die Bank den Kreditbetrag aus. Später werden von dem Konto die Kreditraten bezahlt.

Bei einem Kredit für Selbstständige ist außerdem relevant, wo das Unternehmen seinen Geschäftssitz hat. Als Selbstständiger müssen Sie nachweisen, dass sich Ihr Hauptsitz im Inland befindet. Nach Möglichkeit soll es keine Sprachbarrieren geben. Ein deutschsprachiger Ansprechpartner, an den sich die kreditgebende Bank bei Anliegen und Fragen rund um den Kredit wenden kann, sollte zur Verfügung stehen.

2. Geschäftstätigkeit seit mindestens einem Jahr

Vor allem Jungunternehmer und Start-ups interessieren sich für Kredite. Sie benötigen etwa zusätzliches Kapital, um in Materialien und Technologien zu investieren oder Gewerbeimmobilien zu kaufen oder zu mieten. Wenn ein Unternehmen aber noch nicht lange am Markt ist, können die Banken schlecht einschätzen, ob der Betrieb in der nahen Zukunft erfolgreich wirtschaften wird. Das Ausfallrisiko ist höher.

Viele Kreditinstitute verlangen deshalb, dass ein Unternehmen seit mindestens einem Jahr erfolgreich wirtschaftet, bevor sie einen Kredit vergeben. Somit können sie sich einen Überblick über die Wirtschaftlichkeit des Betriebs verschaffen und prüfen, ob es sich positiv oder negativ entwickelt.

Tipp: Um den passenden Kredit für Ihr Unternehmen zu finden, können Sie vom kostenlosen Kreditvergleich profitieren. Dieser zeigt Ihnen unverbindlich unter Angabe des Wunschbetrags, der Laufzeit und des Verwendungszwecks alle für Sie infrage kommenden Kreditangebote an.

3. Gute Bonität

Bei der Aufnahme eines Kredits ist generell eine gute Bonität wichtig. Vor allem Selbstständige müssen sämtliche Maßnahmen ergreifen, um ihre Werte bei den Auskunfteien (zum Beispiel beim SCHUFA-Score) zu optimieren. Dafür ist es unter anderem wichtig, Rechnungen stets fristgerecht zu bezahlen. Bei einer Kreditvergabe wirken sich Mahnverfahren sehr schlecht aus und sind zu vermeiden.

Hinsichtlich der Bonität ist außerdem von Bedeutung, dass Sie für Transparenz sorgen. Dazu gehört, sich auf wenige Bankkonten und Kreditkarten zu beschränken. Die Kreditinstitute gewinnen somit nicht den Eindruck, dass Sie den Überblick über Ihre finanzielle Situation verlieren oder bestimmte Geldtransaktionen verschleiern.

Tipp: Beziehen Sie vor dem Kreditantrag eine kostenlose Selbstauskunft von den Auskunfteien, um Ihre Werte zu prüfen und diese, wenn nötig, aktualisieren oder korrigieren zu lassen.

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Selbstständige haben es schwerer als Arbeitnehmer, einen Kredit zu bekommen. Bildquelle: Depositphotos.com

4. Sicherheiten

Für Banken ist es wichtig, dass das Ausfallrisiko so niedrig wie möglich ist. Dieses lässt sich zum Beispiel minimieren, wenn Sie bestimmte Sicherheiten bieten. Das kann Eigenkapital sein. Aber auch materielle Güter wie Immobilien, Maschinen oder Autos dienen den Banken als Sicherheit.

Dabei sollten Sie bedenken, dass Ihre hinterlegten Sicherheiten bei der Aufnahme des Kredits in den Besitz des jeweiligen Bankinstituts übergeht, wenn Sie Ihre Kreditverpflichtungen nicht mehr erfüllen können. Überlegen Sie deshalb genau, ob die von Ihnen gewählte Rate realistisch ist und ob Sie diese auch über einen längeren Zeitraum zahlen können.

Zweckgebundene Kredite

Wie Angestellte haben auch Selbstständige die Wahl zwischen Krediten ohne und mit Verwendungszweck. Freie Kredite bieten eine große Flexibilität und lassen sich nach Belieben für unterschiedliche Vorhaben einsetzen. Mit einem freien Kredit können Sie beispielsweise ungeplante Rechnungen bezahlen oder andere größere Investitionen tätigen.

Um die Chancen auf die Bewilligung des Kredits zu erhöhen, empfiehlt es sich aber, einen Verwendungszweck anzugeben. Die Banken wissen somit, wofür Sie den Kreditbetrag benötigen, und können wiederum das Ausfallrisiko besser einschätzen. Ein weiterer Vorteil ist die Sicherheit, die ein Kreditinstitut zum Beispiel bei einem Autokredit oder Immobilienkredit erhält. Diese erhöht nicht nur die Chance auf den Wunschkredit, häufig sind zweckgebundene Kredite auch günstiger als freie Kredite.

Zweiter Kreditnehmer

Eine Ergänzung oder Alternative zu den Sicherheiten stellt der zweite Kreditnehmer dar, den Sie für die Aufnahme eines Kredits hinzuziehen können. Wichtig ist, dass dieser über ein regelmäßiges Einkommen verfügt und eine gute Bonität vorweist. Dies steigert die Chance auf die Kreditbewilligung enorm. Ebenso wie Sie als erster Kreditnehmer muss auch der zweite Kreditnehmer alle notwendigen Dokumente einreichen und eine gute Bonität vorweisen.

Wichtig: Der zweite Kreditnehmer sollte möglichst unabhängig sein. Das heißt, dass dieser nach Möglichkeit nicht Teil der Geschäftsführung beziehungsweise des Unternehmens ist. Ist dies der Fall, gilt für ihn dieselbe finanzielle Ausgangslage wie für Sie. Ihre Ausgangssituation verbessert sich dadurch nur geringfügig. Wenn Sie einen Außenstehenden wählen, der mit Ihrem Unternehmen nicht in Verbindung steht, verfügt dieser über eigene Monatseinnahmen und möglicherweise über eigene Sicherheiten. Dadurch verringert sich für die Banken erneut das Risiko.

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Banken verlangen bei einem Kreditantrag neben aktuellen Einkommensnachweisen häufig auch Sicherheiten. Bildquelle: pixabay.com © JamesQube (CCO Creative Commons)

Welche Unterlagen und Dokumente benötigen Selbstständige für ihren Kreditantrag?

Ohne Bürokratie geht es nicht. Gut vorbereitet zu sein und alle wichtigen Dokumente, Informationen und Unterlagen beim Antrag dabei zu haben, ist also sehr wichtig für einen reibungslosen Ablauf. Auf drei Punkte sollten Existenzgründer besonders achten:

1. Betriebswirtschaftliche Auswertung und Einkommensteuerbescheide

Wenn Angestellte einen Kredit aufnehmen möchten, verlangen die Kreditinstitute zumeist eine Selbstauskunft sowie aktuelle Einkommensnachweise. Diese Unterlagen genügen bei Selbstständigen nicht. Selbstständige und Freiberufler müssen zusätzlich die Einkommensteuerbescheide der letzten drei Geschäftsjahre vorlegen, wenn sie einen Kredit für die Umsetzung der Geschäftsidee und die damit verbundenen Anschaffungen aufnehmen wollen.

Den Bescheiden entnehmen die Banken, wie erfolgreich das Unternehmen in diesem Zeitraum gewirtschaftet hat. Hieraus können sie erkennen, ob die Firma auch in Zukunft gewinnbringend wirtschaften wird.

Einkommensteuerbescheide bilden allerdings immer die zurückliegende Entwicklung eines Unternehmens ab. Von größerem Interesse für die Banken ist deshalb die aktuelle Situation. Die Geldinstitute wollen einschätzen, wie das Unternehmen derzeit wirtschaftet und ob die Aussichten gut oder schlecht sind. Deshalb verlangen sie zusätzlich die Vorlage einer Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA). Diese enthält zahlreiche Informationen und Kennzahlen zu den aktuellen wirtschaftlichen Verhältnissen einer Firma.

2. Einkommenserklärung und Kontoauszüge

Um einen Einblick in die finanzielle Situation Ihres Unternehmens zu erhalten, können die Banken neben den Einkommensteuerbescheiden außerdem eine Einkommenserklärung (ähnlich der Haushaltsrechnung) verlangen. In der Einkommenserklärung führen Sie detailliert auf, aus welchen Quellen Sie sämtliche Einnahmen erzielen. Durch die Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben ergibt sich die Summe, die Sie monatlich zur freien Verfügung haben. Diese können Sie anteilig nutzen, um Ihre monatliche Kreditrate zu begleichen.

Ihre Angaben müssen Sie mit entsprechenden Kontounterlagen belegen, die Ihre finanzielle Situation abbilden. Für die Kreditvergabe nicht relevante Zahlen können Sie auf den Kontoauszügen schwärzen. Je mehr Informationen Sie der Bank aber zur Verfügung stellen, desto wahrscheinlich ist es, dass diese den gewünschten Kredit gewährt.

3. Finanzierungsplan

In der Regel investieren Selbstständige einen Kredit in ihre Firma. Das Kapital soll sie dabei unterstützen, verschiedene Ziele zu erreichen, wie zum Beispiel neue Technologien zu erwerben oder Marktanteile zu gewinnen. Es steht also schon vor der Aufnahme des Kredits fest, für welche Investitionen die Kreditsumme aufgewendet wird. Diese sollten Sie konkret in einem Finanzierungsplan festhalten. Auf diese Weise sieht die Bank, wie Sie das Geld einsetzen möchten.

Die einzelnen Investitionen sollten Sie im Finanzierungsplan nicht nur aufführen, sondern auch mit Kostenvoranschlägen versehen. Somit vermitteln Sie dem Kreditinstitut, dass Sie den Kredit aus triftigen Gründen aufnehmen. Die Kostenvoranschläge zeigen ferner auf, ob die Anschaffungen sinnvoll sind oder nicht.

Privatkredit als Alternative zum klassischen Kredit

Wie Sie erfahren haben, sind die Hürden für Selbstständige bei einem Kreditantrag aufgrund der zahlreichen Nachweispflichten sehr hoch. Dies gilt vor allem dann, wenn die eigene Bonität mittelmäßig ist und keine Sicherheiten vorliegen.

In dieser Situation kann ein Kredit von Privat eine Alternative sein. Privatkredite sind in der Regel einfacher zu bekommen, da weniger Informationen bereitgestellt und Unterlagen vorgelegt werden müssen. Allerdings können Privatpersonen häufig keine sehr hohen Kreditbeträge bereitstellen und darüber hinaus keine professionelle Beratung anbieten.

Fazit: Kredit für Selbstständige bei guter Bonität und hoher Wirtschaftlichkeit

Für Selbstständige ist der Weg hin zur Bewilligung eines Kredits steiniger als für Angestellte mit einem festen, regelmäßigen Monatseinkommen. Dennoch haben Sie auch als Unternehmer die Möglichkeit, auf diesem Wege zusätzliches Kapital für die Umsetzung Ihres Geschäftskonzepts beziehungsweise Ihrer Geschäftstätigkeit zu erhalten. Dafür sollten Sie dem jeweiligen Kreditinstitut alle wichtigen Informationen und Dokumente bereitstellen.

Darüber hinaus ist es wichtig, auch die eigene Auftragslage transparent darzustellen. Wenn Sie als Selbstständiger einen Kredit beantragen, ist es sinnvoll, den Banken einen Einblick in Ihre Auftragsbücher zu gewähren. Diese erhalten damit einen Überblick über Ihre künftige Geschäftstätigkeit. Auf einen umfassenden Datenschutz sollten Sie hierbei natürlich achten.

Wenn Sie die notwendigen Unterlagen für Ihren Kreditantrag frühzeitig zusammenstellen, sparen Sie viel Zeit. Die gesamte Kreditbeantragung geht schneller vonstatten und Sie erhalten das benötigte Geld in kurzer Zeit, um damit den Erfolg Ihres Unternehmens durch die notwendigen Investitionen voranzubringen.


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