Kreditaufnahme: Darum ist die Kreditlaufzeit so wichtig!

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 9 März, 2024
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Wer einen Kredit aufnehmen möchte, muss die Auswirkungen der gewählten Laufzeit bedenken. Das ist die Zeitspanne zwischen der Auszahlung des Kreditbetrags und der Rückzahlung der letzten Rate. Diese variiert und hängt auch von der Kreditsumme ab. Während ein Kleinkredit zur Überbrückung eines finanziellen Engpasses schon in 6 bis 12 Monaten wieder zurückgezahlt werden kann, sind für Immobilienfinanzierungen oft Darlehen mit einer Laufzeit von mehreren Jahrzehnten erforderlich. Die Laufzeit sollte gut durchdacht sein, da sowohl die Kreditkosten als auch die regelmäßige Liquiditätsbelastung des Kreditnehmers durch die Rate davon abhängen.  

Der Einfluss der Kreditlaufzeit auf die Zinsen

Kreditkosten sind die Zinsen, die der Kreditnehmer an die Bank zahlen muss. Die Kreditlaufzeit hat einen Einfluss darauf, wie hoch der gesamte zu zahlende Zinsbetrag letztendlich ist. Zwei Aspekte spielen dabei eine Rolle.

Einerseits müssen bei einer höheren Kreditlaufzeit über einen längeren Zeitraum hinweg Zinsen gezahlt werden, wodurch insgesamt höhere Kreditkosten anfallen. Andererseits sind auch die Zinssätze bei Krediten für Selbstständigen mit langen Laufzeiten im Normalfall höher. Das hat den Grund, dass mit der Laufzeit auch das Risiko steigt, dass der Kreditnehmer die Raten aufgrund unerwarteter Entwicklungen nicht mehr regelmäßig zurückzahlen kann.

Im Privatbereich können Arbeitslosigkeit oder Erkrankungen zu Kreditausfällen führen. Bei Geschäftskrediten sind ungünstige Entwicklungen des Unternehmens ein Risiko. Um dieses auszugleichen, gewähren Banken Kredite mit langen Laufzeiten nur gegen höhere Zinssätze.

Zinsbindungsfrist bei langfristigen Darlehen

Auch die Zinsbindungsfrist ist in diesem Zusammenhang zu beachten. Im Gegensatz zu langfristigen Darlehen entspricht sie bei kürzeren Krediten im Normalfall der Kreditlaufzeit und wird nicht extra vereinbart.

Die Zinssätze, zu welchen Banken Kredite gewähren, orientieren sich an den Leitzinsen, die steigen oder sinken können. Zu einem Zeitpunkt mit allgemein niedrigen Zinsen aufgenommene Kredite sind daher für Kreditnehmer günstiger, als wenn der Abschluss des Vertrags in einer Hochzinsphase erfolgt.

Für die Bank wäre es dagegen ein Risiko, wenn sie ein langfristiges Darlehen mit einem für mehrere Jahrzehnte festgelegten niedrigen Zinssatz gewährt. Denn die Marktzinsen werden zu einem zukünftigen Zeitpunkt wieder steigen und das Verhältnis der Refinanzierungskosten zu den Zinseinnahmen aus dem gewährten Darlehen wäre dann für die Bank ungünstig.

Deshalb vereinbart man für langfristige Darlehen Zinsbindungsfristen von 5, 10 oder 20 Jahren. Während dieser Frist gilt der zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme vereinbarte Zinssatz, danach wird er an die allgemeine Zinsentwicklung angepasst. Darlehensnehmer sollten daher bei Vertragsschluss in einer Niedrigzinsphase möglichst lange und in Zeiten hoher Zinsen kurze Zinsbindungsfristen anstreben.

Welche Kreditraten können Sie regelmäßig tragen?

Wenn es darum geht, sich für eine Kreditlaufzeit zu entscheiden, sollte der Ausgangspunkt der Überlegungen bei den Kreditraten liegen. Denn daraus lässt sich in Verbindung mit dem Zinssatz die Kreditlaufzeit ermitteln. Viele Banken haben auf ihrer Website einen Online-Kreditrechner, mit dem man das Zusammenspiel zwischen dem Kreditbetrag, der Laufzeit und den monatlichen Raten testen kann.

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Banken machen den Zinssatz nicht nur von der Laufzeit, sondern auch von der Bonität des Kreditnehmers abhängig, Selbststaendigkeit.de

Dabei wird ein Zinssatz zugrunde gelegt, der letztendlich aber nicht mit dem tatsächlich gewährten übereinstimmen muss. Denn die Banken machen den Zinssatz nicht nur von der Laufzeit, sondern auch von der Bonität des Kreditnehmers abhängig. Oft lässt sich im Rahmen eines Kreditantrags eine Wunschrate angeben, auf deren Basis dann die zum Zinssatz passende Laufzeit ermittelt wird.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Raten zu vereinbaren. In den meisten Fällen bleiben sie über die gesamte Kreditlaufzeit konstant. Das bedeutet, dass der Zinsanteil an der Rate abnimmt und der Tilgungsanteil steigt. Denn Zinsen zahlt der Kreditnehmer immer nur auf den Gesamtbetrag, den er noch zurückzahlen muss. Es ist aber auch möglich, den Tilgungsanteil konstant zu halten. Dann sinkt der Zinsanteil mit der Zeit und damit auch die Höhe der Rate.

Wie flexibel eine Bank die Wunschvorstellungen der Kreditnehmer hinsichtlich der Rate und der Laufzeit erfüllt, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Mitunter stehen vor allem bei kleineren Ratenkrediten nur wenige festgelegte Laufzeit-Optionen zur Auswahl.

Realistisch kalkulieren

Um eine geeignete Rate und damit Laufzeit zu ermitteln, muss der Kreditnehmer berechnen, was er monatlich zusätzlich aufbringen kann. Im Privatbereich stellt man dafür sämtliche Ausgaben den Einnahmen gegenüber und ermittelt den Saldo. Orientierung bieten dabei die Werte der Vergangenheit, die sich leicht aus den Kontoauszügen ermitteln lassen.

Für Geschäftskredite eignet sich ein aktueller Finanzplan als Grundlage für diese Entscheidung. Dort stehen den erwarteten Umsätzen und sonstigen Einnahmen alle Ausgaben gegenüber, die auf das Unternehmen zukommen. Daraus lässt sich erkennen, welche Rate es über längere Zeit verkraften kann. Eine regelmäßige Liquiditätsplanung ist generell wichtig für ein Unternehmen, denn fehlende Liquidität kann zur Insolvenz führen.

Sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich ist es empfehlenswert, vorsichtig zu kalkulieren und eventuelle Risiken mit einzuplanen. Denn die Kreditraten dürfen den verfügbaren finanziellen Spielraum nicht zu stark einschränken. Unternehmer sollten von dem Fall ausgehen, dass sich die Umsätze nicht unbedingt so positiv entwickeln, wie gewünscht.

Private Kreditnehmer müssen auch außerordentliche Anschaffungen oder sonstige größere zukünftige Ausgaben einkalkulieren. Ebenso ist es wichtig, das Risiko einer möglichen Arbeitslosigkeit oder anderer Einkommenseinbußen realistisch zu bewerten.

Fazit

Die Laufzeit eines Kredits beeinflusst den gesamten Zinsaufwand, aber auch die Ratenhöhe und damit die Liquidität des Kreditnehmers. Deshalb besteht die Herausforderung darin, beide Ziele gegeneinander abzuwägen. Einerseits sollen die Zinskosten gering bleiben, andererseits dürfen die Raten im Alltag aber nicht zur untragbaren Belastung werden.

Es ist übrigens grundsätzlich auch möglich, Kredite vorzeitig zurückzuzahlen. Allerdings verlangen viele Banken dann eine Vorfälligkeitsentschädigung als Ausgleich für den entgangenen Zinsgewinn. Einige erlauben aber auch kostenfreie Sondertilgungen.


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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