Das Geschäftskonto – Eine Pflicht für Selbstständige und Freiberufler?

Verfasst von Roul Radeke. Zuletzt aktualisiert am 8 März, 2024
Lesezeit Minuten.
Der Entschluss ein Unternehmen zu gründen ist gefallen, das Gewerbe angemeldet. Nun stehen Sie als Gründer/in vor der Frage - braucht man ebenfalls ein zusätzliches Geschäftskonto? Dürfen Gewerbetreibende in Deutschland die betrieblichen Transaktionen über das private Girokonto abwickeln? Welche Geschäftskonten gibt es?  

Gibt es eine gesetzliche Pflicht?

Nein. Eine Verpflichtung zur Führung eines Geschäftskontos besteht nur für Kapitalgesellschaften wie GmbH, UG, AG, KGaA, eG und eV. Als juristische Personen sind sie eigenständig rechts- und geschäftsfähig.

Ob ein Geschäftskonto benötigt wird, hängt daher von der Art des gewählten Berufsstands ab. So benötigen Selbstständige kein Geschäftskonto. Dies gilt ebenfalls für Freiberufler. Diese müssen zwar Umsatzsteuer abführen, haben aber dennoch die Möglichkeit, ihre Finanzen über ein spezielles Girokonto zu verwalten. Bei der Anmeldung verweisen daher viele Banken auf die Option eines Geschäftskontos, akzeptieren aber auch die gewerbliche Nutzung des Girokontos.

Warum ist ein Geschäftskonto sinnvoll?

Durch ein 2-Konten Modell ist die Chance, geschäftliche und private Buchungen zu trennen, gegeben. Dies vereinfacht die Arbeit für den Steuerberater und ermöglicht eine schnelle Übersicht der liquiden Mittel.

Geschäftsbezogene Zahlungen mit EC-Karte oder Zwecke des Bargeld Abhebens lassen sich so besser zuordnen und dokumentieren. Die Nachweispflicht gegenüber dem Finanzamt wird immens erleichtert.

Selbst, wenn Sie freiberuflich tätig und nicht in der Pflicht sind ein Geschäftskonto zu eröffnen, ist dies ein großer Pluspunkt. Gemischte Kontoumsätze bergen stets die Gefahr, dass die privaten Ausgaben auch einen Einfluss auf die geschäftlichen Finanzen haben. Bei einigen Banken kann man außerdem verschiedene Kontobevollmächtigte für das Geschäftskonto ernennen und mehrere Kreditkarten anfragen.

Vereinzelt weisen Kreditinstitute sogar in ihren AGBs darauf hin, dass ein geschäftlicher Zahlungsverkehr nicht über ein privates Konto abgewickelt werden darf. Der Grund – der Aufwand für die Kontoführung steigt durch die wachsende Zahl an Transaktionen erheblich an.

Was sind die Besonderheiten eines Geschäftskontos?

Das normale Girokonto ist weitestgehend kostenlos oder mit sehr niedrigen Gebühren pro Monat verbunden. Es lässt sich schnell von zu Hause aus über die Website ein Konto eröffnen. Um ein Geschäftskonto zu eröffnen, muss die Bonität durch Vorlage gewisser Dokumente nachgewiesen werden. Die Pflicht, Personen mit negativem Schufa-Eintrag ein Girokonto zu gewähren, besteht hier nicht. Es ist möglich, dass Banken die Eröffnung eines Geschäftskontos verwehren.

Geschäftskunden erhalten von Banken spezielle Konten und Konditionen für ihr Firmenkonto. In diesem Zuge fallen meist zusätzliche Kosten für Kontoführung und Buchungen an. Durch eine Vielzahl an Zusatzleistungen werden diese Kosten jedoch ausgeglichen. Beleglose Buchungen, spezielle Funktionen in der Banking-App, Schnittstellen zur Buchhaltungssoftware und günstige Business Kreditkarten sind bei den einer Vielzahl von Konten Standard. Auch der Dispokredit ist höher als bei einem privaten Konto. Ein Bankberater steht Ihnen bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite.

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Die ersten Einnahmen – Wie geht es jetzt weiter? Bildquelle: Nattanan Kanchanaprat via Pixabay.com

Der beste Anbieter für ein Geschäftskonto

Für die Wahl des Geschäftskontos sollten Sie sich zunächst Ihrer persönlichen Anforderungen sowie der ungefähren Höhe und der Art der Einnahmen bewusst werden. Die Onlinebanken bieten meist kostenlose Geschäftskonten zu attraktiven Konditionen an, um Kunden zu gewinnen. Ein Konto lässt sich schnell online eröffnen, die Legitimation erfolgt über Verfahren wie Post-Ident. Daher ziehen viele Personen, die selbstständig tätig sind, diese Variante vor.

Doch die Filialbanken haben einige Vorteile. Nicht immer ist das günstigste Geschäftskonto auch das Beste. Nimmt das Unternehmen viele Barumsätze ein, müssen diese beispielsweise auf das Konto eingezahlt werden. Bei Onlinebanken ohne Filialnetz ist dies mit vielen Bedingungen und Herausforderungen verbunden. Die Einzahlung lohnt sich nur bei großen Summen, da Gebühren anfallen.

Darüber hinaus profitieren Unternehmen und Selbstständige bei traditionellen Hausbanken oft von der Möglichkeit der attraktiven Förderungen für Gründer. Hier wird man optimal beraten. Welches Firmenkonto am besten zu Ihnen passt, lässt sich über einen Vergleich der Geschäftskonten leicht herausfinden.

Welche Unterlagen werden benötigt?

Kapitalgesellschaften müssen bei Kontoeröffnung unter anderem den aktuellen Handelsregisterauszug, die Gründungsurkunde sowie den Businessplan vorliegen. Einzelunternehmer, Selbstständige und Freiberufler sind lediglich zur Vorlage eines Identitätsnachweises und der Gewerbeanmeldung verpflichtet.Manche Kreditinstitute fordern in Einzelfällen ebenfalls noch Einkommensnachweise oder Gesellschaftsverträge an. Dies ist jedoch individuell.

Das Geschäftskonto für Selbstständige ist demnach aus vielerlei Gesichtspunkten sinnvoll, aber keine Pflicht. Private und geschäftliche, finanzielle Interessen lassen sich trennen und erleichtern so die Buchhaltung massiv. Die Auswahl des passenden Geschäftskontos sollte überdacht und nach vorheriger Recherche des Leistungsumfangs erfolgen. Dabei sind vor allem die Gesamtkosten und nicht die monatlichen Grundgebühren von Interesse.


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Roul Radeke ist Gründer und Geschäftsführer von Selbststaendigkeit.de. Das Onlineportal bietet Existenzgründern und Unternehmern News aus der Gründer- und Unternehmerszene, hilfreiches Wissen für die Gründung und Führung von Unternehmen, geförderte Existenzgründungsberatung (AVGS-Coaching) sowie digitale Produkte für die Selbstständigkeit.

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